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Giuseppe Lami 1894 - 1945 Bearbeiten

Geboren 11.8.1894 in Montelupo Fiorentino
Gestorben 14.3.1945 in Ebensee

Biografie

Giuseppe Lami, ein Grundschullehrer, hatte eine große Familie: die Ehefrau, vier Kinder und eine Schwester. 

Er konnte nur auf sein Gehalt zählen, und so versuchte er sich nachmittags etwas dazuzuverdienen, indem er die Buchhaltung einer Firma führte, die Faschistenuniformen herstellte und deren Eigentümer überzeugte republikanische Faschisten waren. Am Tag vor den Verhaftungen in Montelupo Fiorentino baten sie ihn, auch nach dem Abendessen noch viele Überstunden zu machen. Sie kannten bereits sein Schicksal und wollten vermeiden, dass administrative Aufgaben unerledigt blieben. 

Der Lehrer Lami war sehr bekannt, er war der Präsident der Azione Cattolica von Montelupo und übte auch auf Bezirksebene Ämter aus. Er war ein guter und ruhiger Mensch, ein präpotentes und provokatorisches Auftreten lag ihm fern. Der Faschismus konnte eine solche distanzierte Einstellung zum Regime nicht zulassen, und schon gar nicht bei einem Lehrer. Schon lange vor dem Sturz Mussolinis drohte ihm die Verbannung ins Exil. Nach dem 25. Juli 1943 zog der Lehrer mit vielen anderen Menschen durch die Straßen des Orts, um seiner Freude über die wieder gewonnene Freiheit Ausdruck zu verleihen. 

Doch seine Position war letztendlich zu exponiert, und als ihn die Carabinieri in der fürchterlichen Nacht vom 7. März 1944 unter dem Vorwand der Unterdrückung der Streiks verhaften wollten, fanden sie das Haus leer. Lami hatte entschieden, seine Familie weg vom Dorf an einen Ort zu bringen, an dem er sich vor den ständigen Luftangriffen der Alliierten sicherer fühlte. Trotz der vielen Bitten seiner Freunde sich zu verstecken und der Warnung des Pfarrers, glaubte er nicht in Gefahr zu sein: „Meine Ideen gehen auf den Glauben Christi zurück. Ich tue niemanden weh, worum sollte man also mir weh tun? Und fliehen … weg von meiner Schule ... von meinen Schülern … nein! Wir werden schon sehen …“. 

Ohne von der Tragödie, die sich abspielte, Kenntnis zu haben, ging er am nächsten Morgen wie jeden Tag um 7 Uhr mit seiner Frau zur Messe. Danach wäre er in die Schule gegangen. Er traf jedoch auf ein paar Carabinieri, die sichtlich erfreut über diese unerwartete Begegnung waren und ihn aufforderten, sie in die Kaserne zu begleiten. Lami, von kleiner und rundlicher Statur, machte sich auf den Weg, lächelte seiner Frau zu und sagte zu ihr: „Anna, geh zu den Kindern. Ich schaue, was der Maresciallo von mir will und komme dann gleich.“  

Und so bestieg auch der Lehrer Lami, Jahrgang 1894, am 8. März 1944 die plombierten Wagen, die nach Mauthausen fuhren, nachdem er zuvor in die Kaserne Montelupo und danach in die „Leopoldinischen Schulen“ in Florenz gebracht worden war. In Mauthausen erhielt er die Häftlingsnummer 57.203. Er starb am 14. März 1945 in Ebensee, wohin er zum Arbeiten an den Stollen gebracht worden war. Die Berichte von einigen Überlebenden, unter ihnen Roberto Castellani, erzählen von einem sanften und klugen Mann, der es verstanden hat, vielen jungen Toskanern, die man wie ihn ins Lager verschleppt hatte, Mut und Zuversicht zu schenken. 

 

Camilla Brunelli  

ANED Prato / Fondazione memoria della Deportazione 

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