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Giuseppe Bassani 1926 - 1945 Bearbeiten

Geboren 5.1.1926 in Gottolengo
Gestorben 29.4.1945 in Gusen

Biografie

Giuseppe Bassani wurde 19 Jahre alt. Er wurde am 5. Jänner 1926 in Gottolengo in der Provinz Brescia geboren. Er war in Manerbio (BS) ansässig. Sein Vater kämpfte im Ersten Weltkrieg, war Mitglied des Partito Nazionale Fascista (Nationale Faschistische Partei, PNF) und als Freiwilliger in Abessinien. 1941 wurde er während des Nordafrikafeldzugs von den Engländern gefangen genommen und in ein Gefangenenlager gebracht. Als sein Sohn Giuseppe im Mai 1944 von der Einberufungsbehörde der Italienischen Sozialrepublik (Repubblica Sociale Italiana, RSI) zu den Waffen gerufen wurde, war er noch in Gefangenschaft. Der Jugendliche beschloss jedoch, der Einberufung nicht Folge zu leisten und schloss sich hingegen der Partisanenbewegung an. Im Juni desselben Jahres trat er dem Posten “Renato” bei, der in die 40. Matteotti-Brigade eingegliedert war, die im Valtellina in der Gegend von Sondrio operierte. Er wurde am 1. Dezember 1944 im Val Masino im Zuge einer Razzia der Division Monterosa verhaftet. Giuseppe Bassani wurde zuerst in das Konzentrationslager Bozen deportiert und am 8. Jänner 1945 in das Konzentrationslager Mauthausen (in Österreich) deportiert, wo er am 29. April 1945 verstarb.

Brief von Giuseppe Bassani an die Mutter, den Vater, den Bruder und die Verwandten vom 18. Juni 1944:

„18. Juni 1944, 20 Uhr

Liebe Mama,

ich übergebe diesen Brief in die Obhut von Hochwürden Paolo.

Du wirst ihn erst bekommen, wenn ich schon im Himmel bin, ja, im Himmel, denn ich bin mit Gott im Reinen und in genau diesem Moment spüre ich, dass Er über mich und uns alle wacht.

Bitte verzeih mir, wenn ich dich oft zornig gemacht habe, und wenn ich dir oft Kummer bereitet habe, aber du hast sicherlich verstanden, da bin ich mir sicher, dass das nicht meine Schuld war, sondern meiner Jugend geschuldet ist.

Ich bin jung und voller Leben, und wenn Gott will, dass ich sterben soll, dann wird es wohl deswegen sein, weil er mich in seiner Nähe haben will.

Sag meinem Bruder Aldo, dass ich nur wegen einer und großen Idee gestorben bin: Italien vor der Ausrottung und der Schande zu erretten; zieh ihn mit meinen Ansichten groß und sag ihm, dass er regelmäßiger in die Kirche gehen soll als sein Bruder, denn nur durch den regelmäßigen Kontakt mit den Geistlichen und der Mutter Kirche wird man gesund, stark und rein und ein würdiger Soldat für Italien. Papa hat andere Ansichten als ich, aber mein Opfer wird ausreichen, um ihm zu zeigen, welches Ideal das richtige und würdig ist, in die Tat umgesetzt zu werden.

Ich sterbe, aber die Jungen, die stärker und mutiger sind als ich, werden Italien frei und groß machen.

Mama, ich bin 18 Jahre alt, aber in diesem Moment spüre ich eine Stärke in mir, ich weiß, dass ich in den Tod gehe, aber ich habe keine Angst, denn Gott und der Friede sind mit mir, weil ich spüre, dass meine Ideale das alles wert sind.

Mama, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich liebe.

Grüß mir alle und sag ihnen, dass sie ein bisschen an mich denken sollen.

Jetzt lasse ich dir noch einen Brief für Papa, den ich lange nicht gesehen habe.

 

Lieber Papa,

als ich dich zuletzt gesehen habe, war ich 10 Jahre alt, aber ich erinnere mich noch sehr gut. In Manerbio war ein Fest, das La Seconda di Ottobre-Fest, das Fest der Göttlichen Mutter, es gab einen Rummel und du gabst mir eine Lira, damit ich eine Runde mit den kleinen Autos fahren konnte. Du gabst mir einen Kuss und sagtest mir, ich solle auf Mama und Aldo Acht geben. Als du mir das sagtest, habe ich mich wie ein Mann gefühlt, mein burschenhafter Stolz war erwacht, in meiner Fantasie fühlte ich mich von dem Moment an als Familienoberhaupt.

Du wirst es nicht gutheißen, dass ich die Idee Badoglios verfolgt habe, aber mein Opfer wird dich verstehen lassen, dass es richtig war. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr und mit welcher Unruhe ich bislang auf dich gewartet habe. Aber wenn wir uns treffen, dann wird das im Himmel sein, wo wir auf ewig vereint sein werden. Weil ich glaube, dass du Gott so wie jeder gute Christ liebst.

Ciao oder besser Lebe wohl lieber Papa

 

Lieber Aldo,

ich werde dir nicht viel sagen, weil du noch jung bist und die Mamma dich besser führen kann als es meine Ratschläge könnten.

Sei recht fleißig und ein guter Christ, du wirst sicher ein musterhafter Sohn werden. Ärgere die Mama nicht, weil sie viel Ruhe braucht. Vergiss mich nicht.

Mama, Papa, Aldo, Großeltern, Tanten, Cousins, betet für mich sowie ich für euch beten werde. Erinnert auch immer an mich.

Grüßt mir besonders meinen Freund Gino, der mein bester Freund war.

 

Euer

Giuseppe”

 

Igor Pizzirusso

INMSLI – Istituto Nazionale per la Storia del Movimento di Liberazione in Italia, Mailand

 

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