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Adolfo Lozano Olazabal 1897 - 1941 Bearbeiten

Geboren 27.9.1897 in Villabona
Gestorben 7.11.1941 in Gusen

Biografie

Die republikanischen Spanier „wurden von der franquistischen Armee besiegt und flohen aus Angst vor Repression ins Exil. Von all den Opfern des Bürgerkriegs ist ihr Schicksal das tragischste, grausamste, entwürdigendste ... Nichtsdestotrotz wurden sie – ohne Waffen, ohne militärische Uniform oder Führungsposition, ohne irgendeine Rechtmäßigkeit – später nicht als politische Flüchtlinge oder Kriegsgefangene angesehen … In den Lagern galten sie als ‚staatenlos‘, weil Franco sich weigerte, die Deportierten anzuerkennen; sie bekamen das blaue Dreieck aufgenäht, nicht das rote, das die politischen Häftlinge anderer Nationalitäten voller Stolz trugen … Diese Männer waren Teil einer gewissen Elite … denn alle konnten schreiben, lesen und kamen aus bekannten Familien in den Reihen der republikanischen Kämpfer.“[1] 

Adolfo Lozano Olazabal wurde am 27. September 1897 in Villabona geboren. In seiner Geburtsurkunde ist vermerkt, dass er in der Calle Mayor 57 geboren wurde. Heute ist Adolfos Geburtsort brachliegendes Gelände. Das Haus, in dem er das Licht der Welt erblickte, ist zerstört. Juan Lozano, von Beruf Polizist, und Joaquina, Hausfrau, waren seine Eltern. Er hatte zwei Geschwister: Roque und Victoriano Adrian.

Wir wissen wenig über sein persönliches Schicksal. 1918 absolvierte er den Militärdienst. Er war Artillerie-Oberstleutnant im Spanischen Bürgerkrieg (1936–1939) und nahm an der berüchtigten Schlacht am Ebro[2] teil. Später beteiligte er sich an den Kämpfen in Katalonien. Nach seiner Festnahme wurde er in zahlreiche Konzentrationslager innerhalb Europas deportiert: Saint-Cyprien, Gurs, Trier, Mauthausen und Gusen, wo er letztlich auch verstarb.

Von den 7.200 spanischen Häftlingen im nationalsozialistischen Konzentrationslager Mauthausen verstarben an die 5.000, nur 2.200 überlebten bis zur Befreiung.

Das KZ Gusen wurde 1940 fertiggestellt, und es reihte sich damit in eine Vielzahl anderer Lager, welche die Deutschen (außerordentliche und treue Verbündete des Regimes von „Generalísimo“ Franco) bereits erbaut hatten. Es war in einer Ortschaft nahe Mauthausen gelegen, 20 Kilometer von Linz entfernt. Die beiden Lager Mauthausen und Gusen I waren die einzigen Konzentrationslager der „Lagerstufe III“. Dies bezeichnete die härtesten Haftbedingungen für „schwerbelastete, insbesondere auch gleichzeitig kriminell vorbestrafte, ausgesprochen asoziale und daher kaum noch erziehbare Schutzhäftlinge“. Der Lagerkomplex Mauthausen war einer der letzten, der von den westlichen Alliierten und der Sowjetunion befreit wurde.

Adolfo Lozano wurde als „Rotspanier“ kategorisiert. Als die Deutschen den Norden Frankreichs besetzten, begann die Gestapo mit der Verhaftung zahlreicher Republikaner und verschickte sie in diverse Lager. Das Ziel war klar: die Bestrafung der KämpferInnen – der Roten und Separatisten[3] – über alle Grenzen hinweg. Für diese Mission war die Hilfe, die Franco von Deutschland und Italien bekam, entscheidend – nicht umsonst unterstützten sich die Diktaturen gegenseitig. Nachdem die Deutschen den Norden Frankreichs besetzt hatten, befahl der Reichsführer-SS Heinrich Himmler, alle Freiwilligen des Spanischen Bürgerkriegs in „Schutzhaft“ zu nehmen.

Adolfo absolvierte seinen Militärdienst im Jahr 1918. Ein Dokument belegt, dass er freiwillig diente. Aus einem zweiten Dokument von 1919 erfahren wir, dass er (nach einem Weihnachtsurlaub) in die Armee einberufen wurde. Die Aufforderung erreichte ihn in der Gemeinde von Villabona; zu diesem Zeitpunkt war er bereits Gefreiter und Teil der Artillerie.

Während des Bürgerkrieges war Adolfo Oberleutnant der Artillerie in der 32. Division und der 137. gemischten Brigade der republikanischen Armee. Die gemischte Brigade wurde im Mai 1937 als Verstärkung für die Armee im Osten gegründet. Die Offensive gegen Barcelona mit ihrem Höhepunkt im Jänner 1939 war für viele Anführer der Republikaner der Anfang vom Ende, ebenso für die kämpfende Masse. In dieser befand sich auch Adolfo. Etwa eine halbe Million Republikaner musste die Grenze nach Frankreich überqueren. Dort begann sein Marsch durch die unterschiedlichen Konzentrationslager in ganz Europa: Zuerst wurde er nach Frankreich gebracht, später auf österreichisches Territorium.

Adolfo wurde am 3. April 1941 vom Stalag XII D Trier nach Mauthausen transportiert, wo ihm die Nummer 4148 zugewiesen wurde. Von dort überstellten sie ihn in das Konzentrationslager Gusen I, wo er unter der Häftlingsnummer 12998 registriert wurde.

Adolfo Lozano Olazabal starb am 7. November 1941. Wir verfügen nur über ein Beweisdokument für seinen Tod, überreicht von der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. In diesen Dokumenten ist als Todesursache „Bronchopneumonie“ vermerkt, als Todesort „Gusen“.

Berichten in unserem Besitz zufolge waren mindestens sieben weitere Bewohner Villabonas in diesen Lagern. Adolfo war jedoch der einzige aus Villabona, der diesen Lagern nicht lebend entkommen konnte.

Dort, wo Adolfo starb, befindet sich heute eine Gedenkstätte, die an die dort stattgefundenen Gräueltaten erinnert. Ein Teil des Gedächtnisses und der Erinnerung befinden sich dort. Diese Arbeit soll dabei helfen, Distanzen zu verringern.

Esti Amenabarro Iraola

Esti Amenabarro Iraola, Pädagogin, ist für die Asociación Cultural Aritza (Amasa-Villabona) tätig, deren Projekt von der Stadt Villabona und der Provinzregierung von Guipúzcoa unterstützt wird.

 

Aus dem Spanischen von Maria Hörtner

 

Quellen:

Geburtsurkunde aus dem Jahr 1918, lautend auf Adolfo Lozano Olazabal, aus dem Zentralregister der Geburtsstadt Adolfos, Villabona; unterschrieben vom damaligen Bürgermeister Pedro Mutio.



[1] Mercedes Vilanova: Mauthausen, después. Voces de españoles deportados (Madrid 2014), S. 31.

[2] Diese Schlacht war eine der entscheidenden Schlachten während des Spanischen Bürgerkriegs. Es war die kriegerische Auseinandersetzung mit der größten Zahl an Kämpfenden, die längste und eine der blutigsten des gesamten Krieges. Sie fand am Unterlauf des Ebro statt, zwischen der Provinz Tarragona (Tierra Alta) im Westen und der Provinz von Zaragoza (Mequinenza) im Osten, und dauerte von Juli bis November 1938. Dieses Gefecht entschied über die Niederlage bzw. das Ende des Bürgerkriegs. Europa befand sich gerade in der Krise um das „Sudetengebiet“. Es schien, dass Europa, und damit auch der Spanische Krieg, kurz davor war, in einen europäischen Krieg verwickelt zu werden. Obwohl die republikanische Armee anfangs einen wichtigen Sieg errang, war letztlich die Niederlage der Republikaner unabwendbar. Die personellen und materiellen Ressourcen der republikanischen Volksarmee wurden während dieser Schlacht ausgeblutet. Nach viermonatigem Kampf zogen sich die republikanischen Truppen schließlich wieder auf die andere Seite des Ebro zurück. Diese Schlacht markierte das Schicksal der Zweiten Spanischen Republik.

[3] Anm. d. Ü.: Diesen Begriff verwendeten die Franquisten, um Republikaner und/oder Nationalisten zu bezeichnen, die gegen Franco kämpften. Auf diese Weise erniedrigten und bestraften sie die politischen Dissidenten. 

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