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Josef Šahánek 1896 - 1942 Bearbeiten

Geboren 18.2.1896 in Praha
Gestorben 23.3.1942 in Mauthausen

Biografie

Nach dem Abitur am Realgymnasium 1914 in Prag begann er Mathematik und Physik an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität Prag zu studieren. Bereits im Oktober 1918 wurde er Assistent an der tschechischen Technischen Hochschule in Brünn und seine Dissertation nannte sich: Periodické změny rychlosti a směru větrů v Brně (Periodische Veränderungen der Windgeschwindigkeiten und -richtungen in Brünn). Nach ihrer erfolgreichen Verteidigung erlangte er am 30. September 1921 an der Prager Naturwissenshaftlichen Fakultät den Titel Doktor der Naturwissenschaften. Danach wechselte er am 1. Oktober desselben Jahres in das neu gegründete Physikalische Institut der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Masaryk-Universität über, wo er zunächst vor allem mit organisatorischer Arbeit betraut wurde. Seine Aufgabe bestand darin, Sorge für die experimentelle Ausstattung dieses Instituts zu tragen. Außerdem war er als Assistent des gleichnamigen Instituts an der Technischen Hochschule in Brünn tätig und ab September 1927 war er kurz als Gymnasiallehrer an der hiesigen I. Tschechischen Realschule angestellt. Im April 1929 habilitierte sich Josef Sahánek an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Masaryk-Universität im Fach Experimentalphysik mit der Schrift Výklad vzniku krátkých elektromagnetických vln v elektronkových lampách (Darlegung zur Entstehung kurzer elektromagnetischer Wellen in Elektronenlampen). 1934 wurde diese Habilitation auch für die Brünner Technische Hochschule erweitert. Am 31. Juli desselben Jahres wurde er nicht honorierter außerordentlicher Professor der Masaryk-Universität. 1938 wurde er zum Professor an der neuen Technischen Hochschule in Košice/Kaschau (Slowakei) ernannt, zu deren Eröffnung es jedoch angesichts der sich entwickelnden polititschen Lage nicht mehr kommen konnte. Am 1. Oktober 1939 wurde Josef Sahánek an der tschechischen Technischen Hochschule in Brünn außerordentlicher Professor, wo er durch Ironie des Schicksals am 17. November 1939 die Leitung des Physikalischen Instituts übernehmen sollte. Angesichts der Schließung der tschechischen Hochschulen an eben diesem Tag durch die Nazisten wurde Saháneks Tätigkeit in dieser neuen Funktion verhindert.

Josef Sahánek war Autor einer Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten, die sich vor allem mit der Problematik der elektromagnetischen Wellen beschäftigten. Anzuführen wären z. B.: Buzení krátkých elektromagnetických vln dvoumřížkovými lampami (Das Hervorrufen kurzer elektromagnetischer Wellen durch Doppelgitterlampen) (1930) oder Buzení ultrakrátkých Hertzových vln elektromagnetickou rezonační brzdou elektronů (Das Hervorrufen ultrakurzer Hertzscher Wellen durch eine Elektronen-Resonanzbremse) (1937). Für die breite Öffentlichkeit gab er dann 1941 die Bücher Vznik světla v plynech (Das Entstehen von Licht in Gasen) und Televize (Das Fernsehen) heraus. Das wissenschaftliche Gremium würdigte seinen wissenschaftlichen Beitrag durch seine Mitgliedschaft in der Königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Außerdem war er in der Mährischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft und im Bund der tschechoslowakischen Mathematiker und Physiker tätig. Ab 1935 war er Mitglied des tschechischen Turnvereins Sokol Brno I in der Riege von Jan Máchal.

Josef Sahánek heiratete am 9. Dezember 1919 Hedvika geb. Koutná. Am 28. Juli 1922 wurde der Sohn des Ehepaares Milan geboren.

Nach der Besetzung der böhmischen Länder durch die Nazisten wurde Professor Sahánek Mitglied der Widerstandsgruppe der Brünner Hochschullehrer und wahrscheinlich auch der Widerstandsgruppe im Turnverein Sokol. Die Gestapo nahm ihn am 10. Dezember 1941 fest und nach dem Aufenthalt im Polizeigefängnis im Kaunitz-Kolleg wurde er Anfang Februar 1942 von Brünn nach Mauthausen gebracht. Hier starb er durch Folterungen durch die Aufseher, Kälte und Hunger bereits am 23. März desselben Jahres.

 

Vladimír Černý

Vladimír Černý, geb. 1975 in Svitavy, studierte Geschichte und Politologie an der Masaryk-Universität in Brno. Gegenwärtig unterrichtet er extern am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und europäische Studien an der Fakultät für soziale Studien und am Institut für Geschichte der Philosophischen Fakultät der Masaryk-Universität.

 

Quellen:

Archiv der Masaryk-Universität Brünn, Fond A 1, Rektorat der Masaryk-Universität, Karton 175/3162, persönliche Akte von Josef Sahánek.

Literatur:

Otto Litzman: Památce Prof. RNDr. Josefa Sahánka (Im Andenken an Prof. Dr. rer. nat. Josef Sahánek). In: Universitas. Revue Masarykovy univerzity v Brně, 1992, Nr. 4, S. 43-44.

Jiří Pulec/Jiřina Kalendovská: Profesoři Masarykovy univerzity v letech 1938-1948 (Professoren der Masaryk-Universität 1938-1948). In: Universitas. Revue Masarykovy univerzity v Brně, 2000, Nr. 4, S. 29-38.

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