Ludgerius Bruns 1908 - 1942 Bearbeiten
Geboren 5.7.1908 in Duhnen
Gestorben 23.6.1942 in Gusen
Biografie
Ludgerus Wilhelm Bruns wurde am 5. Juli 1908 in Dülmen, Kreis Coesfeld geboren. Der ledige Elektriker zog nach Dortmund und wohnte dort in der Brückstraße 18. Dort lieferte die Polizei den 29-Jährigen am 7. Mai 1938 in die Untersuchungshaft ein. Das Landgericht Dortmund verurteilte ihn am 7. November 1938 als „Jugendverderber schlimmster Art“ und „gefährlichen Gewohnheitsverbrecher“ nach §§175 alter und neuer NS-Fassung, 175a, Ziffer 3, und auch nach §176 (Pädophilie) zu drastischen drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust.
Über das Zuchthaus Herford transportierte man ihn am 9. Januar 1939 zur Schwerstarbeit zunächst in das Strafgefangenenlager Esterwegen im Emsland, dann am 30. September 1939 in das Lager Brual-Rhede im Emsland, dann in das Lager Walchum im Emsland, von wo aus er am 28. Januar 1941 in das Zuchthaus Celle und am 24. Februar 1942 in das Zuchthaus Hameln kam. 1939 war er in Esterwegen beschrieben worden: 1,68 m groß, blaue Augen, hellblondes Haar, kräftige Gestalt, spricht Deutsch und Englisch, keine Vorstrafen.
Im April kündigte das Zuchthaus Hameln der Kriminalpolizei Dortmund die anstehende Entlassung an. Diese ordnete mit Schreiben vom 23. April 1941 die „polizeiliche Vorbeugungshaft“ an. Ende April wurde er im Zuchthaus Hameln, obwohl er erst zwei Monate dort war, vernichtend beurteilt: „Er gibt offen zu, homosexuell veranlagt zu sein und hat sich als gefährlicher Jugendverderber erwiesen. Seine widernatürliche Veranlagung hat die Strafhaft naturgemäß nicht zu ändern vermocht. … Rückfall liegt durchaus im Bereich der Möglichkeit.“ Und so wurde er am 7. Mai 1941 nicht in die Freiheit entlassen, sondern der Polizei Hameln in Vorbeugungshaft übergeben. Am 4. Juli 1941 wurde er in das KZ Dachau eingeliefert, wo er in der Kategorie „polizeiliche Sicherungsverwahrung“ die Nr. 26.574 erhielt. Als Heimatanschrift wurde nun die Anschrift seines Vaters in Dortmund verzeichnet. Später brachte man ihn in das KZ Mauthausen, wo er in der Kategorie „§175“ die Nr. 14.904 erhielt. Am 23. Juni 1942 um 14.00 Uhr starb Ludgerus Bruns im KZ Mauthausen, Außenlager Gusen, im Alter von 33 Jahren angeblich an eitrigem Darmkatarrh, tatsächlich aber doch wohl an den Strapazen der jahrelangen Haft und Zwangsarbeit und der chronischen Unterversorgung im KZ.
Rainer Hoffschildt, Hannover.
Rainer Hoffschildt wurde 1948 in Mecklenburg geboren, studierte Wirtschaftswissenschaften und arbeitete bis zur Pensionierung als Berater in einer Sozialbehörde in Hannover. 1980 begann er mit der Errichtung des Schwullesbischen Archivs Hannover. Publikationen, u. a.: Olivia. Die bisher geheime Geschichte des Tabus Homosexualität und der Verfolgung der Homosexuellen in Hannover (1992).
Quellen:
Niedersächsisches Landesarchiv, Hauptstaatsarchiv Hannover, Hann. 86 Hameln Acc. 143/90 Nr. 40/0299. Niedersächsisches Landesarchiv, Staatsarchiv Osnabrück Rep. 947 Lin I, Kartei Esterwegen. Karteikarten im Hauptregister des ITS in Bad Arolsen.