Franciszek Stanisławiak 1903 - 1942 Bearbeiten
Geboren 23.11.1903
Gestorben 27.12.1942 in Gusen
Biografie
Die Geschichte meines Großvaters kenne ich aus Erzählungen meiner Großmutter Pauline Stanislawiak, welche im Jahre 1998 verstarb.
Am 1. September 1939 wurde Franciszek zur polnischen Armee eingezogen und war in der Festung Modlin stationiert, nördlich von Warschau als Bedienungsmannschaft am MG (Maschinengewehr). Im Verlauf des Gefechtes wurde er am Knie verletzt. Nach Kapitulation der Republik Polen geriet er in Gefangenschaft.
Im Dezember 1939 wurden beim Appell im Gefangenlager die polnischen Gefangenen ausgesucht, die die deutsche Sprache beherrschten und einen handwerklichen Beruf erlernt hatten. Ende Dezember 1939 wurde er aus dem Stalag entlassen und kam an seinen Wohnort nach Posen zurück. Im Zeitraum von 1940 bis 1942 war er überwiegend in seiner Werkstatt für die Instandsetzung von Wehrmachts-Funkfahrzeugen und PKWs des SD zuständig. Da die Fahrzeuge Radios besaßen, hat mein Großvater mit einigen Angestellten im Geheimen Nachrichten vom Sender London und Moskau in polnischer Sprache angehört. Ihm war bewusst dass das unter Todesstrafe stand! Im Laufe des Jahres 1942 wurde die Gruppe von einem polnischen Mitarbeiter verraten, was die Verhaftung zur Folge hatte. Im Jahr 1985 habe ich sogar mit einem Augenzeugen über den Zwischenfall gesprochen. Nach der Verhaftung meines Großvaters befand er sich einige Wochen zur Gerichtsverhandlung im KZ Fort VII in Posen. Meine Großmutter war bei der Verurteilung meines Großvaters dabei, als er sieben Jahre Zuchthaus erhielt. Sie durfte aber im Gerichtssaal kein Wort mit ihm wechseln. Das war das letzte Mal, dass meine Großmutter ihren Ehemann lebend gesehen hat. Das ist der Grund, weshalb Franciszek, mein Opa, als kriminell eingestuft wurde, da er unerlaubt die Nachrichten ihm Radio gehört hatte.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1942 wurde meine Großmutter durch die Behörden informiert, dass sich mein Großvater im KZ Mauthausen befindet. Im Januar 1943 schrieb meine Großmutter einen Brief an den Kommandanten des KZ Mauthausen mit der Bitte ihr Antwort zu geben, wie es Ihrem Mann geht, da sie seit längerer Zeit nichts mehr von ihm gehört hat (siehe Anhang). Prompt erhielt sie die Antwort, dass ihr Ehemann Franciszek Stanislawiak verstorben sei. Seine Urne wurde auf dem Friedhof der Stadt Linz beigesetzt. Eine derartige Frechheit und Zynismus kann man sich nicht vorstellen...
Im März 1943 erhielt meine Großmutter per Post eine Aufforderung, sich bei der Gestapo in Posen (Polen) vorzustellen. Sie und viele ihrer Bekannten gerieten in Panik - was war los? Viele rieten ihr sich zu verstecken und irgendwohin zu fliehen. Schließlich entschied sie sich, der Aufforderung nachzukommen, allerdings mit dem bedrückenden Gedanken, das Gebäude der Gestapo nicht lebend zu verlassen. Ihre Befürchtung sollte sich nicht bestätigen und ihr wurde lediglich der Tod ihres Ehemannes mitgeteilt.
Nach Kriegsende, am 9. Mai 1945, besuchte ein ehemaliger KZ-Mithäftling und Mitarbeiter meines Großvaters meiner Großmutter, der den Todesverlauf von Franciszek mitangesehen hat: Beim Morgenappell im Dezember 1942 sei mein Großvater zusammengebrochen, was sein Todesurteil bedeutete.
Andreas Stanislawiak, Enkel
Foto 1: Mein Großvater im Alter von 30 Jahren mit seinen Kollegen (links mein Opa)
Foto 2: Zeigt ihn bei einer Schulung bei General Motors
Foto 3: Meine Großeltern bei einer Hochzeit im Jahre 1933
Foto 4: Zeigt die Familie Stanislawiak in glücklichen Zeiten um 1937 mit meinem Vater Jerzy (1935-1992)
Foto 5: Mein Großvater in seiner eigenen Kfz-Werkstatt um 1938 (in der Mitte unten)
Foto 6: Zeigt ihn in der Kfz-Werkstatt um 1940 beim Zeitung lesen
Foto 7: Franciszek bei einer Probefahrt eines Wehrmacht-LKWs, der 12. Kompanie der Artillerieinheit, der er angehörte