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Jakub Schreiber 1894 - 1945 Bearbeiten

Geboren 24.3.1894 in Brzesko
Gestorben 3.2.1945 in Gusen

Biografie

Janek (Jakub) Schreiber war Kaufmann und hatte ein kleines Geschäft für Lederwaren und Schuhe in Krakau. Er lebte zusammen mit seiner Frau, Adela Finder Schreiber (die ebenfalls von den Nazis ermordet wurde), und den zwei Töchtern Sonia und Blanca in einer bescheidenen aber gemütlichen Wohnung in Kazimierz, dem jüdischen Teil der Stadt. Sonia schrieb: „Mein Vater und seine Familie waren Stadtmenschen – schön, kultiviert und elegant.“

1940, als sich die Lage immer mehr zuspitzte, zogen die Schreibers von Krakau nach Tarnów, wo Jakubs Verwandte lebten. Der Großteil der Verwandten wurde in Tarnów ermordet, darunter Jakubs vier Brüder samt Ehefrauen, Nichten und Neffen sowie seine Mutter Rachael: Ein Mitglied der Familie wurde auf einem öffentlichen Platz zu Tode gehackt.

Im März 1941 kehrte Jakub mit seiner Familie nach Krakau zurück, wo sie gezwungen waren im Ghetto zu leben. Im Oktober 1942 stand Jakubs Frau Adela, deren Gesundheit sehr angeschlagen war, auf der Liste für die Transporte in die Konzentrationslager. Kurzfristig gelang es dies noch zu verhindern, aber schließlich wurde Adela Finder Schreiber deportiert. Sie wurde in das Vernichtungslager Belzec gebracht, von wo sie nicht zurückkehrte.

Jakub musste jetzt für seine Töchter Vater und Mutter sein, besonders für die jüngere Tochter Sonia.

Im März 1943 wurden Jakub, Sonia, Blanca und Blancas Ehemann Norbert nach Plaszów zwangsumgesiedelt. Hier waren Männer und Frauen in getrennten Quartieren untergebracht, aber Sonia gelang es dennoch ihren Vater öfters heimlich zu besuchen. In dem sehr berührenden Gedicht „Sieg“ (Victory) schildert Sonia, wie sie mit ihrem Vater in seiner Baracke zu den verbotenen Harmonikaklängen eines Jugendlichen getanzt hat. Sie schrieb:

I danced with you that one time only.
How sad you were, how tired, lonely...
You knew that they would 'take' you soon...
So when your bunk mate played a tune
You whispered: "little one, let us dance,
We may not have another chance."

To grasp his moment...sense the mood;
Your arms around me felt so good...
The ugly barracks disappeared
There was no hunger...and no fear.
Oh what a sight, just you and I,
My lovely father (once big and strong)
And me, a child...condemned to die.

I thought: how long
        before the song
                    must end

There are no tools
      to measure love 
            and only fools 

Would fail
      to scale
         your victory.[1]

Sonia und Blanca wurden nach Auschwitz, Bergen-Belsen und Venusberg verbracht und überlebten auch zahlreiche Todesmärsche und Transporte in Viehwaggons. Im April 1945 landeten die zwei mittlerweile an Typhus erkrankten Schwestern in Mauthausen.

Im Mai 1945 wurde das Konzentrationslager Mauthausen befreit. Nach ihrer Befreiung mussten die zwei Schwestern zu ihrem Entsetzen feststellen, dass sie nunmehr staatenlos waren. Anlass zur Freude gab hingegen das Wiedersehen mit Blancas Ehemann Norbert im Flüchtlingslager Hart bei Linz.

Hier erfuhren sie von Norbert, dass er zusammen mit Jakub in Mauthausen gewesen war. Und dass wenige Wochen vor ihrer Befreiung - ungefähr zu der Zeit als auch Sonia und Blanca im Lager ankamen - Jakob Schreiber von einem ukrainischen  Kapo, der wütend war, dass Jakub nicht arbeiten konnte, furchtbar verprügelt wurde. Dieser Kapo schlug eines Tages solange mit einem Sessel auf Jakub ein, bis dieser bewusstlos war. Und um ganz sicherzugehen, dass Jakub auch wirklich tot war, steckte der Kapo den geliebten Vater von Sonia und Blanca auch noch in ein Wasserfass.

Die Befreiung war endlich da, aber für Jakub und zahllose andere unschuldige Menschen war sie zu spät gekommen.

 

Auszug aus:

„I Promised I Would Tell“ von Sonia Schreiber Weitz, Facing History; Facing Ourselves, 2004.


Weitere Literatur:
 

https://www.facinghistory.org/for-educators/educator-resources/resource-collections/survivor-testimony/sonia-weitz



[1]
Ich tanzte mit dir nur dieses eine Mal.
Wie traurig, wie müde, einsam du warst ….
Du wusstest, sie würden dich bald „holen“ …
Und als dein Kamerad eine Melodie spielte,
Sagtest du ganz leise: „Lass uns tanzen kleine Sonia,
Das ist vielleicht unsere letzte Gelegenheit.“

Den Moment zu erfassen ....die Stimmung zu spüren;
Deine um mich gelegten Arme fühlten sich so gut an...
Die hässlichen Baracken verschwanden
Es gab keinen Hunger...und keine Angst.
Was für ein Anblick, nur du und ich,
Mein lieber Vater (einst groß und stark)
Und ich, ein Kind...zum Sterben verurteilt.

Ich dachte: Wie lange noch,
        bevor das Lied
                    zu Ende ist

Liebe kann man
      nicht messen 
            und nur Narren 

können
      deinen Sieg
         nicht sehen.

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