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Marcel Thomas 1912 - 1945 Bearbeiten

Geboren 3.2.1912 in Lyon
Gestorben 12.3.1945 in Gusen

Biografie

THOMAS Marcel Julien wurde am 3. Februar 1912 im 3. Bezirk von Lyon (Departement Rhône) geboren. Vom 3. Februar 1928 bis 31. Juli 1929 war Marcel Thomas Schüler an der „Ecole supérieure des Minimes“ in Lyon. Nachdem er vom 1. August 1929 bis zum 30. September 1930 als Helfer in den Chemie-Werken Rhône gearbeitet hatte, war er zwei Jahre lang arbeitslos. Am 1. November 1932 fand er eine Anstellung in der Lyoner Färberei Gilet, wo er bis zum 14. April 1933 arbeitete. Am 15. April 1933 wurde er zum Militärdienst einberufen, am 29. März 1934 kehrte er nach Hause zurück. Noch am selben Tag nahm er seine Arbeit in den Gilet-Werken wieder auf und blieb bis zum 23. April 1936. Am 1. Oktober 1936 trat er in die Eisenbahngesellschaft P.L.M. ein. Er wurde in Chalon-sur-Saône (Departement Saône-et-Loire) als Verwaltungsangestellter auf Probe eingesetzt. Am 1. April 1937 wurde er nach Ternand (Departement Rhône) und im November desselben Jahres nach Mâcon (Departement Saône-et-Loire) versetzt. Am 11. November 1939 wurde er einberufen und der 105. Luftwaffenbasis zugeteilt, wo er bis zum 11. August 1940 als Gefreiter blieb. Am 10. Oktober nahm er seine Arbeit in Mâcon wieder auf.

Am 30. August 1934 hatte Marcel Thomas Lucette Longuechaud geheiratet, die Ehe blieb kinderlos.

Er war politisch stark engagiert und Mitglied der kommunistischen Zelle in Mâcon (Departement Saône-et-Loire). Während der Besatzung schloss er sich der Anfang 1941 gegründeten Spezialorganisation des Departements Saône-et-Loire an, wo er als regionaler technischer Kommissar wirkte. Am 18. August führte die französische Polizei Hausdurchsuchungen beim Eisenbahner Léon Crétin aus Charnay-Lès-Mâcon durch, bei denen eine automatische Pistole und 11 Kugeln gefunden wurden. Am selben Tag begab sich der Polizeikommissar Jacques Soubeaux mit vier Inspektoren zum Wohnsitz des Ehepaares Thomas in Les Proux (Gemeinde Charnay-Lès-Mâcon, Departement Saône-et-Loire). Sie fanden eine beeindruckende Menge an kommunistisch inspirierten Dokumenten vor, die an verschiedenen Orten im Haus und im Garten versteckt waren: Stoffbahnen, rot-weiße Banner mit Stern, Hammer und Sichel und Aufschriften wie „Es lebe die Kommunistische Partei“, „Für ein schönes und glückliches Leben, tretet der kommunistischen Jugend bei“, zahlreiche Exemplare der Zeitung L'Humanité, etwa 200 Flugblätter und Broschüren aus dem Jahr 1941, 6 Personenlisten mit Angaben zu erhaltenen Summen und eine Vorrichtung, die zur automatischen Verteilung von Flugblättern diente. Marcel Thomas gab zu, vor sechs oder sieben Monaten von der Kommunistischen Partei beauftragt worden zu sein, das Propagandamaterial zu zentralisieren und an die Verteiler weiterzugeben. Er gab weiter an, die Personen, die ihm die Flugblätter, Zeitungen und Listen brachten, nicht zu kennen, räumte aber ein, dass er die Anweisungen von seinem Nachbarn Léon Crétin erhalte. An den beiden darauffolgenden Tagen durchsuchte der Kommissar Soubeaux die Wohnorte von Claude Canard und Léon Hospital. Am 20. August wurden alle vom Untersuchungsrichter verhört, sie wurden wegen kommunistischer Betätigung angeklagt. Am 4. September 1941 wurde Marcel Thomas vom Dienst bei der SNCF suspendiert und bald darauf seines Amtes enthoben (am 4. August 1944 wurde er der Ordnung halber wieder eingestellt, er befand sich damals in einem Konzentrationslager). Am 18. September wurde er von der Spezialabteilung des ständigen Militärgerichts der 14. Division in Lyon wegen Gefährdung der inneren Staatssicherheit und kommunistischer Aktivitäten zu 20 Jahren Zwangsarbeit, Ehrverlust, fünf Jahren Aufenthaltsverbot und Beschlagnahmung seines Vermögens verurteilt. Er wurde zuerst ins Gefängnis von Mâcon gebracht, dann kam er ins Gefängnis von Lyon (Departement Rhône) und später ins Gefängnis von Saint-Étienne (Departement Loire), es folgten Chalon-sur-Saône (Saône-et-Loire), und schließlich Clairvaux (Departement Aube). Am 18. September 1943 wurde Marcel Thomas ins Gefängnis von Blois (Departement Loir-et-Cher) überstellt. Am 18. Februar 1944 wurden er und alle anderen kommunistischen Häftlinge von Blois an die Deutschen ausgeliefert und nach Compiègne-Royallieu (Departement Oise) (Nr. 27997) gebracht. Da Marcel Thomas zu einer Strafe von mehr als zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden war, wurde er nicht mit einem der im Frühjahr 1944 organisierten Massenkonvois deportiert, sondern mit einem kleinen Transport, der ausschließlich aus NN-Gefangenen bestand, die als besonders gefährlich galten. Am 28. Februar 1944 wurde er zunächst vom Pariser Ostbahnhof in das Lager Saarbrücken Neue Bremm (Deutschland) deportiert, bevor er nach Mauthausen (Österreich) gebracht wurde; er erreichte Mauthausen am 26. März 1944 mit einer Gruppe, die fast ausschließlich aus zu harten Strafen verurteilten Kommunisten bestand (die Eisenbahner Adolphe Grimaud und Auguste Garnier waren Teil dieser Gruppe, beide starben während der Deportation). Er wurde im Lager unter der Nummer 60761 registriert. Nach der Quarantäne wurde er am 28. April 1944 ins Lager Gusen (Österreich) überstellt. Dort wurde er als Hilfsarbeiter eingesetzt – er arbeitete im Bereich Rüstungsproduktion im Dienste der Firma Messerschmitt, die insbesondere die Jagdflugzeuge Me 109 und Me 262 herstellte. Nachdem er ein paar Tage (vom 13. bis 19. Jänner 1945) im Revier von Gusen verbracht hatte, kehrte er an seinen Arbeitsplatz zurück, wurde aber bereits nach zehn Tagen, also am 29. Jänner, wieder in der Krankenbaracke aufgenommen.

Marcel Thomas starb am 12. März 1945 im Block 8.

Seine Frau war am 1. Juni 1944 nach Ravensbrück deportiert und unter der Nummer 42666 registriert worden, sie kehrte 1945 nach Frankreich zurück.

Am 25. Jänner 1954 wurde ihm der Titel Déporté politique (politischer Deportierter) zugesprochen, außerdem erhielt er die Auszeichnung Mort pour la France (Für Frankreich gestorben). Marcel Thomas wurde mit der Ehrenlegion und dem Kriegskreuz geehrt. Sein Name und seine Berufsbezeichnung stehen auf der Gedenktafel im Bahnhof von Mâcon und auf der regionalen Gedenktafel im Bahnhof Lyon-Perrache, Porte de Saône.

Adeline Lee

 

Cheminots victimes de la répression, 1940-1945 - Mémorial, sous la direction de Thomas Fontaine, Paris, Verlag Perrin/SNCF, 2017.

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