Narciso Sordo 1899 - 1945 Bearbeiten
Geboren 15.1.1899 in Castello Tesino
Gestorben 13.3.1945 in Gusen
Biografie
Narcisio Sordo wurde 46 Jahre alt. Er wurde am 15. Jänner 1899 in Castel Tesino in der Provinz Trento geboren. Während des Ersten Weltkriegs wurde er von den österreichischen Behörden in die politische Verbannung geschickt, weil er der Einberufung ins Heer nicht Folge leistete. Seine Strafe endete mit Kriegsende, als das Trentino vom Königreich Italien annektiert wurde. Narciso Sordo nahm sein Studium wieder auf und promovierte am Katholischen Institut für Soziale Studien in Bergamo in Sozialwissenschaften. Nachdem er zum Kaplan der Lehranstalt Istituto agrario di San Michele all’Adige (TN) ernannt worden war, leitete er das Internat und unterrichtete außerdem Religion und geisteswissenschaftliche Fächer. Er wurde Priester in der Pfarrgemeinde San Giovanni Bosco in Bozen. Nach einem Bombenangriff verlor er sein Dach über dem Kopf und kehrte in seinen Heimatort zurück. Da seine antifaschistische Überzeugung bekannt war, wurde er im Oktober 1944 das erste Mal verhaftet, jedoch bald darauf wieder freigelassen. Im November wurde er ein weiters Mal verhaftet und zuerst nach Grigno (TN) und dann nach Roncegno (TN) gebracht, wo er von der SS verhört wurde. Am 9. Dezember 1944 wurde er in das Konzentrationslager Bozen (Block E) und ungefähr einen Monat später (8. Jänner 1945) nach Mauthausen deportiert. Nachdem er kurze Zeit als Dolmetscher tätig war, wurde er dem Todestransport in das Außenlager Gusen II angeschlossen, in dem Narciso Sordo am 13. März 1945 verstarb.
Brief an die Neffen Pasqualini vom 29. Dezember 1944 aus dem Lager Bozen:
„Bozen, 29. Dezember 1944
Meine Lieben,
es gibt Momente im Leben, in denen der Geist intensiv lebt, sich entwickelt und wächst oder erstickt wird und verarmt. Für uns alle ist das so ein Moment. Und ich bin fest davon überzeugt, dass dies eine Zeit ist, in der ihr und wir tiefgreifend und weitgehend im Geist wachsen werden.
In eurer Erziehung wurden die Weichen dafür gestellt. In eurem Vater habt ihr das liebevollste und wertvollste Beispiel dafür, wie es sein soll. Er versteht es, diese Zeit in tiefem Glauben und mit unerschütterlicher Zuversicht zu leben. Ich bete, und ich versuche in dieser Zeit intensiver zu beten, vor allem mit der Intention, dass der Herr uns allen die Gnade schenkt, diesen Moment als Christen überwinden zu können, die sich ihrer Lage bewusst sind und dass sich unsere immer mehr geläuterte Seele erhebt und sich dem göttlichen Beispiel von Jesus Christus dem Heiland annähert. Es ist schlimm zu sehen und daran zu denken, wie viel ihr alle leidet und jeder von uns wäre bereit, mehr zu erleiden, um das Leid der anderen zu lindern, auch wenn man daran denkt, wie diese Zeit dazu beiträgt, dass junge Menschen wie ihr die Realität des Lebens kennenlernen, sich Charaktere ausbilden und man zu schätzen lernt, wie kostbar eine Familie ist, in der Liebe herrscht, die vom Vorbild guter und großzügiger Eltern inspiriert und genährt wird. Es gibt Dinge, die kann man nur so lernen, es gibt Höhen und Tiefen, die man nur so und nicht anders erreichen kann. Aber es muss jeder seinen Teil dazu beitragen, dass dem so ist. Man muss sich Gott stellen und ihn bitten, aus dem Leiden zusammen mit der bedingungslosen Hingabe und der Annahme seines geheiligten Willens den größten Nutzen zu ziehen.“
Igor Pizzirusso
INMSLI – Istituto Nazionale per la Storia del Movimento di Liberazione in Italia, Mailand