Alvaro Pietrucci 1901 - 1945 Bearbeiten
Geboren 14.11.1901 in Ancona
Gestorben 22.4.1945 in Gusen
Biografie
Alvaro Pietrucci wird am 14. November 1901 als Sohn von Romolo und Elvira Filomena Esposta in Ancona geboren. Er hat einen Bruder namens Bruno, der bei der Eisenbahn arbeitet, und zwei Schwestern: Emilia und Amelia, die mit dem Mechaniker Pucci Attilio verheiratet ist, der wie er aus Ancona stammt und in Turin lebt. Alvaro wird mit acht Jahren Vollwaise. Sie wohnten in der Via Strade Nuove 10 in Posatora. Er wird am Istituto Buon Pastore in Ancona aufgenommen, wo er bis zu seinem 18. Lebensjahr bleibt. Danach geht er zur Eisenbahn als Aushilfsheizer. Seinen Militärdienst leistet er in der Königlichen Marine. Nach der Zeit beim Militär ist er eine Zeit lang als Handelsreisender tätig. Im März 1925 emigriert er nach Turin, wo er bei der Schwester Amelia und dem Schwager Attilio Pucci wohnt. Er findet bei Lancia Arbeit als Mechaniker und beginnt in anarchistischen und antifaschistischen Gruppen zu verkehren. In Turin hat er regelmäßig Kontakt mit dem Kreis von Sacco und Vanzetti, und hier beginnen die politischen Aktivitäten von Alvaro Pietrucci. Nachdem er wegen mangelnder Auslastung seine Arbeit bei Lancia verliert, emigriert er aufgrund der Polizeirazzien, die den Kreis um die Turiner Anarchisten immer enger zogen, gezwungenermaßen illegal nach Frankreich. In Lyon setzt er 1930 seine Aktivitäten mit den Anarchistengruppen fort; um für seinen Lebensunterhalt zu sorgen, arbeitet er als Bergarbeiter. Als ihn die Franzosen wegen Diebstahls anhalten, wird sein Fahndungsfoto an die italienische Polizei geschickt. Die Polizei stuft ihn als gefährlich, subversiv und aufwieglerisch ein und verdächtigt ihn, in ein anarchistisches Komplott verstrickt zu sein sowie ein überzeugter Anhänger anarchistischer Prinzipien und ein Gegner des faschistischen Regimes zu sein. Nachdem er nicht nach Italien zurückkehren kann, geht er illegal nach Belgien, wo er sich für kurze Zeit in der Stadt Lüttich aufhält, und dann weiter nach Amsterdam in Holland, wo er Statuetten verkauft und sich im Sommer als Eisverkäufer verdingt. Am 19. August 1940 kehrt er nach Italien zurück und wohnt einen Monat lang in Ancona am Corso C. Alberto 68 (in der Wohnung des Bruders) und kommt dann nach Turin zurück. Vom 1. bis zum 8. März 1944 legen die Turiner Arbeiter die Arbeit nieder: Generalstreik. Die nazifaschistischen Repressionen treffen die Turiner Arbeiterbewegung hart. Alvaro wird zusammen mit anderen Regimekritikern als politischer Gegner verhaftet und nach Mauthausen deportiert. Er stirbt in Gusen am 22. April 1945. Als Gegner des faschistischen Regimes blieb er seiner politischen Überzeugung treu. Er war gezwungen, zu emigrieren und blieb für die Institutionen des Regimes ein subversives und antifaschistisches Element.
Attilio Bevilacqua, Historiker