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Władysław Bartoszak 1921 - 1943 Bearbeiten

Geboren 26.5.1921 in Poznań
Gestorben 29.3.1943 in Mauthausen

Biografie

Am 17. Oktober 1941 um 15.00 Uhr wurde der Arbeiter Władysław Bartoszak vom Amtsgericht in Posen in Untersuchungshaft genommen. Die Anklage warf ihm vor, gemeinsam mit anderen Polen Kaninchen gestohlen und geschlachtet zu haben. Aus einem Schrebergarten pflückten sie verbotenerweise Äpfel. Zudem habe er einem Arbeitskollegen einen Beschäftigungsausweis gestohlen und an einen der Mitangeklagten weitergegeben. Während Władysław Bartoszak die Lebensmitteldiebstähle vor Gericht zugab, bestritt er den Diebstahl des Ausweises.

Nach vier Monaten Untersuchungshaft fand vor dem Sondergericht I beim Landesgericht in Posen die Gerichtsverhandlung statt. Władysław Bartoszak wurde wegen einem schweren und drei einfachen Diebstählen nach zweistündiger Verhandlung am 18. Februar 1942 um 11.00 Uhr zu vier Jahren Straflager verurteilt, wobei das Gericht die bisherige Unbescholtenheit als strafmildernd bewertete, erschwerend, weil „er sich bereits weitgehend auf die Verbrecherlaufbahn begeben“ habe und er die Taten mit einem als „gefährlichen Gewohnheitsverbrecher und Volksschädling“ bezeichneten Mitangeklagten begangen hätte. Das Gericht erklärte das Urteil sofort als rechtskräftig, was eine Berufung unmöglich machte.

Władysław Bartoszak überstellte man am 7. März 1942 in die berüchtigte Strafanstalt Wronke zur Haftverbüßung, wo nach sechs Monaten vom Anstaltsarzt eine Haftunfähigkeit bescheinigt wurde. Władysław Bartoszak war an einer „fortgeschrittenen offenen Tuberkulose“ erkrankt und eine Genesung sei nicht in Aussicht. Deshalb schlug der Anstaltsarzt vorübergehende Haftentlassung vor, in der Begründung wurde die maßlose Überfüllung des Gefängnisses, die Gefahr der Ansteckung anderer Gefangener und des Gefängnispersonals angeführt. Die nationalsozialistische Generalstaatsanwaltschaft lehnte die Strafunterbrechung am 3. Oktober 1942 ab und führte an, dass in nächster Zeit ohnehin eine Baracke geliefert werde, wo die TBC-Kranken separiert untergebracht würden.

Die Mutter von Władysław Bartoszak wurde von den Nationalsozialisten zwischenzeitlich ebenfalls festgenommen und in ein Gefängnis verschleppt. Ihr wurde Hehlerei vorgeworfen, da sie das gestohlene Kaninchen gekocht hatte. Wanda Bartoszak, die Tante von Władysław Bartoszak, ersuchte am 27. Oktober 1942 den Leiter der Strafanstalt schriftlich um Besuchserlaubnis, da sie Władysław seit mehr als einem Jahr nicht gesehen hatte und er von keinem anderen Angehörigen Besuch erhalten hatte. Der Besuch wurde für den 22. November 1942 für 15 Minuten unter Aufsicht eines Beamten gestattet. Lebensmittel oder Zigaretten durften nicht mitgebracht werden.

Nach einem Abkommen zwischen Reichsjustizminister Otto Thierack und Reichsführer SS Heinrich Himmler unter dem Arbeitstitel „Die Auslieferung asozialer Elemente an den Reichsführer SS, um sie durch Arbeit zu vernichten“ sollten neben vielen anderen Personengruppen auch Polen, die zu mehr als drei Jahre Strafe verurteilt waren, ausgeliefert werden. Am 15. Dezember 1942 ordnete das Reichsjustizministerium eine Strafunterbrechung an, Władysław Bartoszak wurde der Polizei zur „Sicherheitsverwahrung“ übergegeben und in das Konzentrationslager Mauthausen überstellt, wo er am 16. Dezember 1942 mit 990 weiteren, als „SV-DR“ („Sicherheitsverwahrung Deutsches Reich“) etikettierten Menschen aufgenommen wurde.

Unter der Häftlingsnummer 19465 wies man Władysław Bartoszak in die Baracke 19 des Konzentrationslagers Mauthausen ein. Die Baracken 16 bis 20 fungierten zu dieser Zeit als „Sonderrevier“. Je nach diagnostizierten Krankheiten waren Kranke und schwache Häftlinge in diesen Blöcken unter katastrophalen Bedingungen untergebracht. Es gab nur für die Häftlingsfunktionäre Betten, die Kranken lagen am Boden, teilweise auf Papiersäcken, welche mit Holzspänen oder Stroh gefüllt waren. Im Block 19 waren TBC-Kranke untergebracht.

Am 29. März 1943, um 07.00 Uhr wurde bei Władysław Bartoszak mit 21 weiteren Inhaftierten der Baracke 19 der Tod festgestellt, die Todesursache „Lungen-TBC“ ist bei Władysław Bartoszak und 16 weiteren verstorbenen Häftlingen angegeben.

Władysław Bartoszak verstarb mit 21 Jahren.

 

Walter Janca, Vermittler (2025)

 

Quellen:

Prozessakten aus dem Archiv Posen

Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Online-Archiv der Arolsen Archives

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