Marino Mari nacque a Firenze il 14 maggio 1890 in una famiglia importante: suo nonno Adriano era stato Ministro di Grazia e Giustizia e quattro volte Presidente della Camera dei Deputati; il padre Fernando era un noto avvocato fiorentino di idee liberali; Marino, sulla scia degli insegnamenti familiari, nel 1914 venne eletto consigliere comunale del PLI al Comune di Fiesole. All’entrata dell’Italia nella prima guerra mondiale, aderì con entusiasmo e parti volontario. Finita la guerra partecipo nel 1919 alla fondazione del fascio fiorentino e agli eventi fascisti di quegli anni, sempre più ricchi di violenze e sopraffazioni.
Ma dal 1923 e ancora di più dopo il delitto Matteotti, Mari si convinse ad abbandonare definitivamente ogni legame con la politica fascista. Questi sono anni tutti dedicati alla propria azienda agricola che rese un moderno centro sperimentale, all’avanguardia e molto apprezzato.
Dopo il 25 luglio 1943 e la breve speranza che la guerra finisse, nacque in lui l’opposizione sempre più forte e determinata verso il regime; entro nella Resistenza assumendo l’incarico di rappresentante del Partito Liberale nel CLN toscano. Sapendo di essere ricercato, si rifugiò dai cognati in località Fornace, dove fu scoperto, arrestato e portato alle Murate, le carceri di Firenze. Da lì venne trasferito al campo di concentramento e di transito di Fossoli e il 21 giugno 1944 partì nei carri bestiame ferroviari per Mauthausen. Durante il viaggio, di fronte alla decisione di fuggire che volevano prendere alcuni compagni (tra cui Max Boris che lo testimonierà), egli si dichiarò contrario per evitare rappresaglie sulla moglie e sul figlio, ben sapendo quanto fossero esposti, già inquisiti e il figlio anche incarcerato.
A Mauthausen ebbe il n. 76.422, venne trasferito nel sottocampo di Melk dove trovò la morte il 31 dicembre 1944. Il Comune di Fiesole ha intitolato una strada a suo nome.
Camilla Brunelli
ANED sezione di Prato / Fondazione memoria della Deportazione
Fonti:
Fondazione Museo e Centro di documentazione della Deportazione e Resistenza, Guida-catalogo, progetto editoriale a cura di Camilla Brunelli, Prato 2010 (2014).
Il libro dei deportati, ricerca diretta da Brunello Mantelli e Nicola Tranfaglia, promossa da ANED-Associazione Nazionale Ex-Deportati, volume I, I deportati politici 1943-1945 (a cura di Giovanna D’Amico, Giovanni Villari, Francesco Cassata), Milano, Mursia, 2009.
AA.VV , Marino Mari. Firenze, 14 maggio 1890 – Mauthausen, 31 dicembre 1944, Comune di Fiesole (a cura di), Firenze 1983.
Marino Mari wurde am 14. Mai 1890 in Florenz in Italien geboren. Seine Eltern Fernando Mari und Carmela Ott besaßen ein großes herrschaftliches Gut namens Fattoria di Terenzano in Fiesole in der Nähe von Florenz.
Dieses befand sich seit 1844 in der Familie, die in der Toskana sehr angesehen war. Marinos Großvater Adriano Mari (1813-1887) war gelernter Jurist, zu der Zeit als Florenz als Hauptstadt Italiens fungierte war er mehrmals Präsident der Abgeordnetenkammer, schließlich Minister für Gnade und Gerechtigkeit (Justiz) und Senator. Auch Marinos Vater Fernando war ein angesehener Anwalt.
Marino war das jüngste von sieben Kindern und wuchs mit liberalen Idealen und patriotischen Traditionen auf. Als er 7 Jahre alt war, starben seine Eltern und ließen ihn und seine Geschwister als Waisen zurück.
1912 heiratete er im Alter von 22 Jahren die damals erst 17-jährige Maria Anna Gori. Es war eine arrangierte Ehe zwischen den beiden Familien, die damit gemeinsam ihren landwirtschaftlichen Besitz ausdehnen wollten.
Kurz darauf folgte Marino seinem Großvater in die Politik nach. Er wurde 1913/14 als Vertreter der monarchisch-liberal eingestellten Partito Liberale Italiano (PLI) zum Gemeinderat in Fiesole gewählt.
Als Italien im Mai 1915 in den Ersten Weltkrieg eintrat, meldete sich Marino freiwillig an die Front. Er beendete seine militärische Karriere im Rang eines Hauptmanns. Inzwischen bekam Maria Anna 1916 ihren einzigen gemeinsamen Sohn Adriano (1916-1988).
Mit seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg stieg Marino wieder in die Politik ein. Er wurde zunächst stellvertretender Bürgermeister von Fiesole für die Democratici-Popolari, die Volksdemokraten.
Danach beteiligte er sich 1919 an der Gründung der Partito Nazionale Fascista (PNF), der nationalen faschistischen Partei, in Florenz. Vorsitzender der Partei war Benito Mussolini, ab 1922 war die PNF an der Regierung beteiligt und ab 1926 war sie die Staatspartei des diktatorisch regierten, faschistischen Italien.
Mit der zunehmenden Gewalt, Unterdrückung und Radikalisierung wandelte sich seine Unterstützung für den Faschismus aber in Ablehnung um. Marino verließ 1923 alle seine Ämter und zog sich auf Terenzano in die Landwirtschaft zurück, die er mithilfe von zahlreichen Experimenten zu modernisieren versuchte.
Daran änderte auch der Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg im Juni 1940 nichts. Durch die Ereignisse drei Jahre später allerdings fühlte sich Marino verpflichtet seine politische Position wieder aufzunehmen, als im Juli 1943 Mussolini entmachtet wurde und unter Marschall Badoglio eine neue faschistische Regierung gebildet wurde, die in geheimen Gesprächen mit den Alliierten einen Waffenstillstand aushandelte, der am 8. September 1943 in Kraft trat.
Zwischen Juli und September 1943 half Marino bei der Gründung eines Interparteilichen Komitees mit Vertretern der verschiedenen politischen Strömungen in Florenz, das sich den Kampf für ein freies Italien zur Aufgabe machte. Als Vertreter des Komitees war er auch beauftragt mit den staatlichen Behörden zu verhandeln.
Doch am selben Abend des Waffenstillstands begann mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Italien die Besatzung durch die Nationalsozialisten, die durch brutales Vorgehen gegenüber Soldaten und Zivilbevölkerung sowie durch Verhaftungen und Deportationen gekennzeichnet war.
Das Interparteiliche Komitee wurde damit zum Comitato Toscano di Liberazione Nazionale (CTLN), zum Toskanischen Nationalen Befreiungskomitee, und verschrieb sich dem Widerstand gegen die Okkupation.
Marino arbeitete mit zahlreichen antifaschistischen Aktivisten in Florenz an der Widerherstellung der liberalen Partei und übernahm den Posten ihres Vertreters im CTLN.
Für die Mitglieder des CTLN war diese Arbeit sehr gefährlich, sie mussten geheim handeln und versteckt leben. Für die liberale Partei war eines der Verstecke Marinos Terenzano.
Als in Florenz aber die Razzien und Massenverhaftungen von politischen Gegnern begannen, flüchtete Marino und versteckte sich in der Villa seiner Schwägerin Antonietta Gori in Fornace. Über seine Kontakte zu kommunistischen Aktivisten konnte er sich einen gefälschten Personalausweis unter dem Namen Livio Lasi besorgen und wollte damit untertauchen.
Doch dann erreichte ihn im April 1944 die Nachricht, dass seine Frau Maria Anna und sein Sohn Adriano, der damals Student war, auf Terenzano von der Banda Carità verhaftet und ins Gefängnis gesperrt worden waren. Die Banda Carità war eine Spezialabteilung zur Ermittlung politischer Gegner des faschistischen Italiens, die mit der deutschen Besatzung vom NS-Sicherheitsdienst (SD) übernommen worden war.
Kurz darauf wurde auch Marino von der Banda Carità aufgespürt. Anstatt zu fliehen, ergab er sich und ließ sich verhaften in der Hoffnung, dass seine Familie dadurch verschont bliebe. Sie brachten ihn in ihr Hauptquartier in der sogenannten „Villa Triste“ in der Via Bolognese. Wie die meisten Gefangenen dort wurde Marino mit brutalsten Methoden verhört und gefoltert.
Er verbrachte dann einige Wochen im Gefängnis Le Murate. Von dort sandte Marino am 13. Juni 1944 einen letzten Brief an seine Frau:
„Cara Mariannina,
aspetto con ansia tue notizie; non vorrei che tu non stessi bene. Saperti ammalata sarebbe il mio più grande dolore. E Adriano, il figlio nostro come sta? Ti è sempre vicino? Hai almeno questo conforto? […] Non so sperare di rivederci e quando.
Marino“
„Liebe Mariannina,
Ich freue mich darauf, von dir zu hören; ich will nicht, dass es dir schlecht geht. Dich krank zu wissen, wäre mein größter Schmerz. Und Adriano, unser Sohn, wie geht es ihm? Ist er immer in deiner Nähe? Hast du mindestens diesen Komfort? […] Ich weiß nicht, wie ich hoffen soll, uns wiederzusehen und wann.
Marino“
Wenige Tage später brachten die Nationalsozialisten Marino und zahlreiche weitere Politiker in das Durchgangslager Fossoli bei Modena. Dieses war schon von den italienischen Faschisten ab 1942 als Lager für alliierte Kriegsgefangene und besonders französische und italienische Widerstandskämpfer genutzt worden.
Mit der Besatzung übernahm die Schutzstaffel (SS) das Lager und internierte dort politische Gefangene, desertierte Soldaten und italienische Juden. Die dortigen Gefangenen wurden im Laufe des Jahres 1944 in die nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert.
Marino wurde von Fossoli noch im selben Monat seiner Ankunft in das KZ Mauthausen in Österreich transportiert. Ein Überlebender, der diesen Transport mitmachen musste, berichtete später, dass einige der Deportierten Fluchtpläne schmiedeten, Marino weigerte sich aber mitzumachen, weil er weitere Repressionen gegen seine Frau und seinen Sohn fürchtete.
Er wurde am 21. Juni 1944 in Mauthausen als „Schutzhäftling“ italienischer Nationalität registriert. „Schutzhäftlinge“ oder „politische“ Häftlinge waren prinzipiell Personen, die aufgrund ihrer politischen Einstellung von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Jedoch waren die Haftkategorien reine Zuschreibungen der SS und signalisieren nicht zwangsläufig den wahren Grund der Inhaftierung in einem Konzentrationslager.
Marino wurde dann am 27. August 1944 in das KZ-Außenlager Melk überstellt, wo er als „Hilfsarbeiter“ beim Projekt „Quarz“ eingesetzt war. Er musste daher unter unmenschlichen Bedingungen schwerste körperliche Arbeit beim Bau der unterirdischen Stollenanlage in den Wachberg bei Roggendorf in der Nähe von Melk leisten.
Wie tausende weitere Häftlinge überlebte Marino die Lebensbedingungen im KZ Melk und die miserablen Konditionen bei der Arbeit nicht. Marino Mari starb am 31. Dezember 1944 im Alter von 54 Jahren. Seine offizielle Todesursache lautete „akute Herzschwäche“. Die offiziellen Todesursachen verschleierten aber die wahren Hintergründe: prinzipiell kamen die meisten Häftlinge im KZ Melk wegen der katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen ums Leben.
Für Marino Mari wurde im Gedenkraum der KZ-Gedenkstätte Melk im ehemaligen Krematoriumsgebäude eine Gedenktafel angebracht. Sein Name befindet sich auch auf der Wand der Namen, die die Namen aller bekannten im KZ Melk ums Leben gekommenen Personen verzeichnet.
Das landwirtschaftliche Gut Terenzano ist bis heute im Besitz der Familie Mari und wird von Marinos Enkel geführt, der nach seinem Großvater benannt ist. Es ist bekannt für die Herstellung und den Verkauf von Olivenöl und die Vermietung von Ferienapartments.
Christina Kandler, 2022, Verein MERKwürdig – Zeithistorisches Zentrum Melk
Quellen:
Associazione Nazionale Partigiani d’Italia, Marino Mari, online unter : https://www.anpi.it/donne-e-uomini/2772/marino-mari (abgerufen am 29.9.2022).
Resistenza. La Resistenza nasce quando è nato il fascismo, Archivi Blog, Marino Mari nella Resistenza Fiorentina, online unter: https://toscano27.wordpress.com/tag/marino-mari/ (abgerufen am 29.9.2022).
Fattoria di Terenzano, online unter: https://www.fattoriaterenzano.it/index-eng.html (abgerufen am 29.2.2022).
Informationen von Marinos Enkelsohn Marino Mari (Oktober 2022).
Gedenkorte Europa 1939-1945, Fossoli, online unter: https://www.gedenkorte-europa.eu/content/list/165/ (abgerufen am 4.10.2022).
Gedenkorte Europa 1939-1945, Kriegsaustritt und Besetzung Italiens, online unter: https://www.gedenkorte-europa.eu/content/article/726/-/ (abgerufen am 4.10.2022).
Gedenkorte Europa 1939-1945, Florenz – Villa Triste, online unter: https://www.gedenkorte-europa.eu/content/article/687/- (abgerufen am 5.10.2022).
Flagge des CTLN, Wikipedia, Istituto storico della Resistenza in Toscana, online unter: https://it.wikipedia.org/wiki/Istituto_storico_della_Resistenza_in_Toscana#/media/File:Flag_of_the_CTLN.svg (abgerufen am 5.10.2022).
Internationaler Suchdienst, Arolsen Archives, Einträge für Marino Mari, online unter: https://collections.arolsen-archives.org/de/search (abgerufen am 29.9.2022).
United States Holocaust Memorial Museum, Holocaust Survivors and Victims Database, Einträge für Marino Mari, online unter: https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php (abgerufen am 29.9.2022).
Bertrand Perz, Das Projekt „Quarz“. Der Bau einer unterirdischen Fabrik durch Häftlinge des KZ Melk für die Steyr-Daimler-Puch AG 1944-1945. Innsbruck/Wien 2014.
KZ-Gedenkstätte Mauthausen | Mauthausen Memorial.
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Marino Mari wurde am 14. Mai 1890 in Florenz in eine wichtige Familie hineingeboren: Sein Großvater Adriano war Justizminister und viermal Präsident der Abgeordnetenkammer. Sein Vater Fernando war ein bekannter Florentiner Rechtsanwalt mit liberalen Ideen. Marino folgte dem Vorbild seiner Familie und wurde 1914 zum Gemeinderat der PLI (Partito Liberale Italiano) der Gemeinde Fiesole gewählt. Als Italien in den Ersten Weltkrieg eintrat, trat er mit Enthusiasmus dafür ein und meldete sich freiwillig. Bei Kriegsende war er 1919 Gründungsmitglied des [faschistischen] Bunds Florenz und nahm an den faschistischen Veranstaltungen jener Zeit teil, die immer mehr von Gewalt und Unterdrückung gekennzeichnet waren.
Nach 1923 und insbesondere nach der Ermordung von Matteotti beschloss Mari jedoch, definitiv jede Verbindung zur faschistischen Politik abzubrechen. Dieses Jahr widmete er voll und ganz seiner Landwirtschaft, aus der er einen modernen, fortschrittlichen und sehr geschätzten Versuchsbetrieb machte.
Nach dem Sturz Mussolinis am 25. Juli 1943 und einer kurzen Hoffnung auf ein Kriegsende wuchs in ihm der Widerstand gegen das Regime mit immer größerer Entschlossenheit. Er trat in die Resistenza ein und wurde der Vertreter des Partito Liberale in der toskanischen Gruppierung des CLN (Comitato di Liberazione Nazionale, Komitee der nationalen Befreiung). Weil er wusste, dass er gesucht wurde, floh er zu Verwandten nach Fornace, wo man ihn fand, verhaftete und nach Murate, in das Gefängnis von Florenz, brachte. Von dort wurde er in das Durchgangslager Fossoli überstellt und am 21. Juni 1944 in einem Viehwaggon nach Mauthausen deportiert. Als einige seiner Kameraden (darunter Max Boris, der dies bezeugen wird) Überlegungen anstellten, während des Transports zu fliehen, entschied er sich dagegen, um Vergeltungsmaßnahmen gegenüber seiner Frau und seinem Sohn zu vermeiden, da er genau wusste, wie gefährdet sie waren, da bereits gegen sie ermittelt wurde und sein Sohn sogar inhaftiert war.
In Mauthausen hatte er die Häftlingsnummer 76.422. Er wurde in das Außenlager Melk gebracht, wo er am 31. Dezember 1944 verstarb.
Die Gemeinde Fiesole hat eine Straße nach ihm benannt.
Camilla Brunelli
ANED Gruppe Prato / Stiftung zur Erinnerung an die Deportierten
Quellen:
Camilla Brunelli (Hg.), Fondazione Museo e Centro di documentazione della Deportazione e Resistenza (Stiftung Museum und Dokumentationszentrum der Deportationen und des Widerstands), Katalog zur Ausstellung, Prato 2010 (2014).
B. Mantelli/N. Tranfaglia (Hg.), Il libro dei deportati, 1. Band: I deportati politici 1943–1945, Mailand 2009.
Gemeinde Fiesole (Hg.), Marino Mari. Florenz 1890 – Mauthausen, 31. Dezember 1944, Florenz 1983.