Filippo D'Agostino 1885 - 1944

Geboren 15.3.1885 in Gravina
Gestorben 14.7.1944 in Hartheim

Biografie

Filippo D‘Agostino war Eisenbahnbeamter. Als bedeutender Politiker seiner Zeit war er zusammen mit seiner Frau Rita Majerotti an der Gründung der Kommunistischen Partei Italiens beteiligt (Kongress von Livorno). Zudem war er als Gewerkschafter der Landarbeiter in Apulien sehr bekannt. Er wurde 1922 aus politischen Gründen von der Eisenbahn entlassen. Als Stadtrat von Bari wurde er wegen Erhebung gegen die Staatsgewalt denunziert. Im Februar 1923 tauchte er unter. Er war von 1924 bis 1926 Mitglied des Führungsapparates der Kommunistischen Partei Italiens. Am 24. November 1926 wurde er verhaftet und wegen Aufbau einer kommunistischen Organisation zusammen mit weiteren 16 Aktivistinnen und Aktivisten für fünf Jahre auf die Inseln Ustica, Favignana und Ponza verbannt.

Im März 1927 wurde er dem Sondergericht übergeben und zu vier Jahren Haft verurteilt. Aufgrund seiner guten Bildung wurde der ehemalige Eisenbahnbeamte und spätere Journalist als führende Persönlichkeit der im Untergrund operierenden gewerkschaftlichen Organisationen angesehen. Als revolutionärer Gewerkschafter hatte er die Camera del Lavoro (Arbeitskammer) von Bari geleitet, wohin er von Gravina umgezogen war. Seiner Heimatstadt blieb er aber immer verbunden. Er hörte nicht auf, sich an den dortigen politischen Auseinandersetzungen zu beteiligen. Mit seiner Lebensgefährtin Rita Majerotti, die er 1918 geheiratet hatte, war er unter den ersten, die an das Projekt der Terzisti glaubten, wie diejenigen bezeichnet wurden, die sich in die III. Kommunistische Internationale und schließlich in die Kommunistische Partei Italiens von Gramsci und Bordiga einreihten. Er widmete sein Leben sowohl der Camera del Lavoro von Bari, deren Generalsekretär er wurde, als auch der Kommunistischen Partei.

Er verließ Apulien 1923 aus Angst vor Repressalien und zog nach Triest, wo er als Direktor der Tageszeitung Il lavoratore comunista (Der kommunistische Arbeiter) arbeitete. Da er im selben Jahr wegen Angriffs auf die Staatssicherheit angeklagt wurde, floh er ins Ausland und fand erst in der Schweiz, dann in London und schließlich in Russland Zuflucht. Der Haftbefehl gegen ihn wurde aufgehoben, D’Agostino kam nach Italien zurück und ließ sich in Rom nieder. Dann floh er nach Nancy in Frankreich, wo er die Reihen des Proletariats reorganisierte. Seine Tätigkeit inmitten seiner alten politischen Glaubensbrüder wurde ständig von der örtlichen Polizei mittels V-Männern verfolgt und man versäumte es nicht, seine Korrespondenz mit den Führungskräften der Kommunistischen Partei zu kontrollieren.

Er wurde zum ersten Mal am 24. November 1926 wegen Propaganda gegen die Regierung verhaftet. Als er im Oktober 1926 nach Italien zurückgekehrt war, wurde er in Ventimiglia aufgegriffen und beschuldigt, Kontakte zu subversiven Elementen wieder aufnehmen und Attentate auf hochgestellte Personen organisieren zu wollen. Nach seiner Freilassung begab er sich nach Mailand, wo er sich in der kurzen Zeit vor seiner nächsten Verhaftung mit seiner Frau aufhielt. Nach der Zeit der Verbannung auf Ustica wurde er am 10. März 1930 festgenommen, weil das Sondergericht einen Haftbefehl gegen ihn ausgestellt hatte. Er blieb bis zum Februar 1932 in Verbannung. Die letzte Festnahme durch die politische Abteilung der römischen Polizei ereilte ihn am 19. Dezember 1943 im Rahmen einer Vergeltungsmaßnahme nach einem Attentat gegen die NS-Truppen.

Am 4. Jänner 1944 wird er zusammen mit weiteren 330 Oppositionellen deportiert. Er bekommt am 13. Jänner in Mauthausen den roten Winkel und wird unter der Häftlingsnummer 41987 registriert. Am 14. Juli 1944 wird er in Hartheim ermordet. Im Jahre 1955 verleiht der Präsident der Italienischen Republik Giovanni Gronchi posthum die Silberne Tapferkeitsmedaille an Filippo D’Agostino.

Eugenio Iafrate

ANED, Sektion Rom / Fondazione memoria della Deportazione

 

Aus dem Italienischen von Camilla Brunelli

Position im Raum