Emiliano Jorge Hidalgo 1921 - 1942

Geboren 15.7.1921 in Seca (La)
Gestorben 4.2.1942 in Hartheim

Biografie

Während des Spanischen Bürgerkriegs kämpfte Emiliano JORGE HIDALGO an der Seite der spanischen Republikaner gegen Francos Truppen. Der 1921 geborene Emiliano war damals minderjährig, denn der Spanische Bürgerkrieg begann im Jahre 1936. Als es offenkundig war, dass der Krieg für die Republikaner verloren war, floh er nach Frankreich, wo er in einem der direkt am Mittelmeerstrand eingerichteten französischen Konzentrationslager – ARGELES-SUR-MER, ST- CYPRIEN oder BARCARES – interniert wurde.

Es ist anzunehmen, dass er dort als Mechaniker eingezogen wurde (dieser Beruf ist im Register des Lagers MAUTHAUSEN angegeben), um in einer Fabrik in LEVALLOIS PERRET zu arbeiten. Zwischen 1937 und 1939 (die genauen Daten sind nicht bekannt) wurde er von der Familie CLAUS aufgenommen, die damals im Lumpensammlerviertel an der Adresse 32 passage Trébert wohnte. Gemäß den Angaben von Nachkommen (der Urgroßeltern meines Mannes) soll er ziemlich lange bei dieser Familie gewohnt haben. 

Die Familie CLAUS bestand aus Eugénie und Auguste und deren beiden Söhnen Roland und André, die etwa gleich alt wie Emiliano waren.

In seinem Brief bat Emiliano Roland, dem Beispiel seines Bruders André (des Großvaters meines Ehemannes) nicht zu folgen; André kam ins Gefängnis, weil er Anfang 1940 Lebensmittelkarten gefälscht hatte.

Roland wurde 1942 von den Deutschen ermordet. 

Emiliano leistete dem nationalen Appell vom 1. September 1939 Folge und ließ sich im Bureau central de recrutement de Seine unter der Matrikelnummer 7313 registrieren. Er wurde vom RMVE (Régiment de marche de volontaires étrangers, das am 24. Oktober 1939 gegründet worden war und größtenteils aus Spaniern bestand) eingezogen und begab sich im April 1940 zur Ausbildung in das Lager Barcarès. 

Wahrscheinlich hat er den Brief an Roland dort geschrieben, denn er schien auf seine Entsendung an die Front geradezu zu „warten“ und wollte seiner Gastfamilie offenbar erzählen, wie es ihm ging. 

Anfang Mai 1940 begab sich das 2.500 Mann starke 22. RMVE zunächst an die elsässische Front und später an die Front an der Somme; das Regiment hatte den Ruf, extrem schlecht ausgerüstet zu sein. Am 26. Mai wurde das 22. RMVE von deutschen Panzern in VILLERS CARBONNEL vernichtet. Emiliano und 800 seiner Leidensgenossen wurden von der Wehrmacht gefangen genommen und in ein Frontstalag gebracht. Später wurden sie nach einer endlosen Reise in einem Viehwaggon in ein Kriegsgefangenenlager überstellt. 

Anschließend war Emiliano im Stalag VI C in BATHORN unter der Nummer 366633 registriert. Am 22. Juli 1941 wurde er unter der Häftlingsnummer 3271 nach MAUTHAUSEN gebracht. Am 20. Oktober 1941 wurde er unter der Nummer 13546 ins Zweiglager Gusen überstellt.

Als er erkrankte, wurde er in die Baracke 32 gebracht, und am 4. Februar 1942 im Schloss HARTHEIM vergast; Emiliano war 20 Jahre, 6 Monate und 25 Tage alt. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass er gemäß den Unterlagen des KZ Mauthausen an einer Lungenentzündung gestorben sein soll.

Die Todesnachricht wurde an die in der Häftlingskartei angegebene Adresse geschickt: Herrn Dionisio JORGE PAUBER, 14, Rue de Metz in LEVALLOIS, eine Straße, die der Adresse der Familie CLAUS sehr nahe gelegen ist. Ich weiß nicht, warum der Name seines Vaters mit einer Adresse in LEVALLOIS in Verbindung gebracht worden war, denn es ist höchst unwahrscheinlich, dass Familienmitglieder von Emiliano in Frankreich lebten – das geht aus dem Brief hervor, in dem er sein Leid beschreibt, fern von seiner Familie leben zu müssen. Außerdem steht fest, dass er von der Familie meines Mannes aufgenommen worden warVielleicht wollte Emiliano, dass sein Vater von seiner „Adoptivfamilie“ benachrichtigt wird, vielleicht wollte er die Adresse seiner Familie in LA SECA in Spanien nicht angeben, um sie nicht in Gefahr zu bringen… Aber das sind alles nur Hypothesen.

 

Abschrift des von Emiliano Jorge Hidalgo geschriebenen Briefes (ohne Datumsangabe):

Lieber Freund,

ich schreibe dir, um mich für alles, was du für mich getan hast, zu bedanken. Bis zum letzten Augenblick meines Lebens werde ich mich an dich erinnern – ich gehe fort und werde nicht zurückkehren, weil ich des Lebens überdrüssig bin. Vielleicht meinst du, dass ich Unsinn erzähle, aber es ist die reine Wahrheit.

Das alles sage ich, weil ich in meinem Leben noch nie glücklich war und es auch nie sein werde. Aus diesem Grund warte ich ungeduldig auf den Tag, an dem ich an die Front geschickt werde, denn sobald ich gefallen sein werde, hat mein Leid ein Ende.}

Es ist für mich sehr schmerzhaft, dich und deine Eltern zu verlassen, weil ihr die einzigen wart, die mir ein wenig Zuneigung geschenkt haben. Deine Eltern betrachteten mich als ihren eigenen Sohn, und du, Roland, hast mich wie einen Bruder behandelt, ich danke euch dreien sehr herzlich.

Roland, du hast sehr liebe Eltern, bitte tu nicht, was dein Bruder getan hat, denn du würdest später erkennen, wie schwer es ist, fern von geliebten Menschen zu leben.

Mit dem Fahrrad kannst du machen, was du willst, und den Anzug kannst du gern für dich verwenden. Ich habe nichts mehr hinzuzufügen, außer dass ich dich bitte, meinen Dank an deine Eltern auszurichten, weil ich nicht weiß, wie ich meine Dankbarkeit in Worte fassen soll. Ich verabschiede mich von dir, deinem Vater und deiner Mutter und umarme euch drei ganz fest.

Ein kleiner Freund, der immer an euch denken wird.

Emiliano Jorge

Lass bitte alle deine Freunde von mir grüßen und bedanke dich in meinem Namen für alles, was sie für mich getan haben.

Emiliano Jorge“

 

Wir bewahren Emiliano Jorge Hidalgo ein ehrendes Andenken.

Céline Dagnas

Position im Raum