Gottfried Bauer 1888 - 1940
Geboren 27.6.1888 in Großhabersdorf
Gestorben 7.3.1940 in Mauthausen
Biografie
Vom Soldaten Deutschlands zum Kämpfer für Gott – Was eine Kugel bewirkte, die in der Schnalle stecken blieb.
Gabriel Gottfried Bauer
Geboren am 27. Juni 1888 in Großhabersdorf bei Nürnberg
Gestorben am 7. März 1940 im KZ Mauthausen
BIOGRAPHIE GOTTFRIED BAUER
DIESE BIOGRAPHIE BASIERT AUF EINEM INTERVIEW, DAS MEIN VATER, PAUL BAUER SEN., GEB AM 10. NOVEMBER 1919 IN FÜRTH/BAYERN, AM 29. SEPTEMBER 1998 DEM GESCHICHTSARCHIV DER ZEUGEN JEHOVAS IN SELTERS GAB.
DER SOLDAT IM ERSTEN WELTKRIEG
Gabriel Gottfried Bauer (Rufname: Fritz), kämpfte im ersten Weltkrieg als Soldat in den Vogesen. Er war stets ein geistig gesinnter Mensch – ein Protestant – und hatte immer seine Bibel dabei, was seine Kameraden oft zum Scherzen veranlasste. Sie sagten z.B.: „Nimm mal was zu essen mit, statt die Bibel".
Während eines Kampfes wurde Gottfried Bauer von einem französischen Soldaten angeschossen, aber die Kugel verfing sich im Gürtel und blieb in der Schnalle mit der Schrift: „Gott mit uns" stecken.
Ein deutscher Angriff auf die Franzosen 1916 in Mühlhausen, als diese gerade einen Feldgottesdienst durchführten, war ausschlaggebend für seine Abkehr von der Kirche.
Warum? Kurz zuvor hatte Gottfried Bauer mit seinen Truppen ebenfalls einen Feldgottesdienst durchgeführt. Der Widersinn und die Unehrlichkeit der Geistlichen auf beiden Seiten befremdeten ihn so sehr, dass er den Dienst an der Waffe quittierte und Sanitäter wurde. Der Pastor sagte ihm zuvor noch: „Wenn Sie so weitermachen, werden ihre Kameraden sie umbringen." Darauf entgegnete er: „Dann trete ich vorher aber noch aus der Kirche aus", was er dann noch 1916 tat.
DER BEGINN DES KAMPFES FÜR GOTT
Schließlich kam er bei seinen Nachforschungen über die Religion auf die Ernsten Bibelforscher, wie man Jehovas Zeugen damals nannte, und wurde auch einer von ihnen. Er heiratete am 1. Juni 1917 in Fürth. Seine Ehefrau Sophie (geb. Mathes); geb. am 17. Mai 1893 in Maroldsweisach wurde später ebenfalls eine Zeugin Jehovas.
Gottfried Bauer war dann nach dem ersten Weltkrieg als Redner der Zeugen Jehovas unterwegs und bereiste ganz Deutschland. Zu dieser Zeit war er bereits verheiratet und hatte drei Kinder. Die Familie wohnte in Fürth, Löwenplatz 10 (später Flössaustr. 46). Der älteste Sohn Max war bei der Luftwaffe, wurde während des Krieges abgeschossen und verlor so sein Leben. Tochter Emmy starb 1990 und der jüngste Sohn, Paul, (geb. am 10. November 1919) fuhr zur See und lebte dann in Hamburg. Er starb am 7. 0ktober 2001.
Als 1933 das Werk der Zeugen Jehovas verboten wurde, hörte Gottfried Bauer mit seiner Reisetätigkeit nicht auf. Er schickte die Broschüre „Das Königreich - die Hoffnung der Welt" an die Adressen der Richter, Rechtsanwälte und Gauleiter Streicher von Nürnberg. Seine Kinder halfen ihm bei der Verteilung in verschiedene Postbriefkästen der Stadt, um nicht die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Stadtteil zu lenken.
DIE VERFOLGUNG BEGINNT
1934 wurde Gottfried Bauer zum ersten Mal verhaftet und in Fürth zu 20 Tagen Haft verurteilt. Im selben Jahr verlobte sich seine Tochter Emmy, mit Paul Kersten aus Wittenberge an der Elbe. Die Feier wurde von der Polizei als illegale Zusammenkunft der Bibelforscher angesehen und die Personalien aller Gäste wurden aufgenommen. Die Hochzeit fand im August 1936 statt.
Nach der Haftentlassung nahm er auf Empfehlung eines Glaubensbruders eine Stelle als Seifenvertreter an. Die damit verbundene Reiseerlaubnis ermöglichte ihm, die Gemeinden der Zeugen Jehovas zu besuchen (Würzburg, Mannheim, Ruhrgebiet).
Bei seiner zweiten Verhaftung war er wieder in Fürth inhaftiert. Über die Zeit im Gefängnis erzählte er nicht viel. Er sagte nur: „Sollte ich ein drittes Mal verhaftet werden, werde ich nicht wiederkommen."
Und so war es dann auch. Als er ein drittes Mal verhaftet wurde, kam er zuerst wieder ins Fürther Gefängnis, später ins Schub-Gefängnis nach Nürnberg und dann nach Dachau.
Ein Zeuge Jehovas wusste von dem bevorstehenden Transport und benachrichtigte die Ehefrau, Sofie. Sie wartete die ganze Nacht zwischen Gefängnis und Bahnhof und sah Gottfried dann das letzte Mal. Er wollte mit ihr reden, aber die Wache erlaubte das nicht. Er kam dann in das KZ Dachau, von wo wir noch eine Postkarte mit dem Datum 17. Mai 1936 haben. Dort blieb er bis zum September 1939.
Das Gesuch vom 14. Nov. 1938 um Erlass der Reststrafe wurde am 1. Dez. 1938 abgelehnt. Mein Großvater wurde ins KZ Mauthausen gebracht, Bibelforscher Häftlingsnr. 10812, und musste dort Zwangsarbeit im Steinbruch leisten.
Hier war er mit Martin Pötzinger – auch einem Zeugen Jehovas – zusammen, der später berichtete, dass Gottfried Bauer eines Morgens vor Schwäche zusammengebrochen im Gang des Schlafsaales lag. Das war sein Ende am 7. März 1940.
Paul Bauer
NACHWORT des Verfassers Paul Bauer jr. geb. 1944, Enkel von Gottfried Bauer:
Als Enkel von Gottfried Bauer kann ich sagen, dass mein Opa ein Mensch mit starken Prinzipien war, die er konsequent befolgte. Für dieses kostbare Erbe bin ich ihm sehr dankbar. Daher habe ich selbst mit großer Sorgfalt die Aussagen der Bibel geprüft und dabei deutlich erkannt, dass Jehovas Zeugen sehr bemüht sind, die Bibel genau zu befolgen, auch wenn dies für sie sehr ernste persönliche Nachteile bringen mag – wie im Falle meines Großvaters.
Aus diesem Grunde habe ich meine Ausbildung zum Elektro-Ingenieur nicht abgeschlossen (es fehlte nur ein Semester), sondern stattdessen zusammen mit meiner Ehefrau, Karin, den Missionarsdienst gewählt. So hatten wir die Gelegenheit nach dem Besuch der Missionarsschule in New York, von Nov. 1972 bis Febr. 1988 in Brasilien zu wirken. Meine Frau hatte dort u.a. die Aufgabe, die Blindenschrift (Braille) zu lernen und hat dann in unserer Zentrale ein Lehrbuch entwickelt, das noch heute von Universitäten und anderen Institutionen gerne angefordert wird, um Blinden zu helfen.
So haben wir nur einen Wunsch in Anlehnung an die Treue unseres Opas:
Möge uns Jehova Gott gewähren so treu und eifrig für IHN zu sein, wie es unser lieber Großvater war, den wir leider nie persönlich kennen lernen durften.
Position im Raum

