Юрий Анатольевич Бабошин / Jurij Anatolijewitsch Baboschin
Geboren 24.12.1920 in Weliki Ustjug / Вели́кий У́стюг
Gestorben 1944 in Mauthausen
Biografie
Eine Soldatengeschichte
Jurij Anatolijewitsch Baboschin (Yuri Anatolievich Baboshin) – der ältere Bruder meines Großvaters – wurde am 24. Dezember 1920 in Weliki Ustjug (Region Vologda) in der UdSSR geboren. 1925 übersiedelte er zusammen mit den Eltern und seinem jüngeren Bruder – meinem Großvater – nach Moskau. Dort besuchte er die Sekundarschule Nr. 310 im Stadtteil Chistye Prudy.
Er wurde 1938 in die Rote Armee eingezogen und besuchte später die Marineakademie in Sewastopol. Bei Ausbruch des Großen Vaterländisches Krieges (Zweiter Weltkrieg) schloss er die Akademie im Juli 1941 vorzeitig mit dem Dienstgrad eines Leutnants ab und wurde der Schwarzmeerflotte zugeteilt. Im Oktober 1941 wurde er zur 8. Marinebrigade versetzt, wo er das Kommando über eine der Einheiten erhielt. Am 9. April 1942 wurde seine Familie vom Kommando der Schwarzmeerflotte informiert, dass er vermisst wurde. Über sein weiteres Schicksal erfuhren wir danach nichts mehr.
Mein Großvater suchte unermüdlich nach seinem Bruder und kontaktierte zahlreiche Archive und Organisationen, aber ohne Ergebnis. 80 Jahre später, nach der Freigabe von Kriegszeit-Dokumenten, stellte sich heraus, dass er am 4. November 1941 nahe Sewastopol während einer der dramatischsten Verteidigungsphasen der Stadt in Kriegsgefangenschaft geraten war. Später führte die Spur von Jurij Baboschin in das Offizierslager Oflag XIII D Hammelburg. Am 14. September 1942 erhielt er dort die Lagernummer 12969. Bei Außenarbeiten im Team Nr. 10090 in Würzburg unternahm er am 25 Juli 1943 zusammen mit Major Alexander Kandybko (oder Kandybenko), Lagernummer 10697, einen Fluchtversuch. Der Fluchtversuch misslang und sie wurden zurück in das Lager gebracht. Am 5. Juni 1944 wurden sie in das Stalag II B Hammerstein und später in das Sipo-Gefängnis in Bromberg (jetzt Bydgoszcz in Polen) verlegt. Am 27. August 1944 wurde er als Teil einer großen Gruppe von polnischen, deutschen und russischen Häftlingen von Bromberg in das berüchtigte KZ Stutthof überstellt. Von dort wurde er aufgrund eines Sonderbeschlusses des Lagerkommandanten am 10. Oktober 1944 zusammen mit sechs anderen Kriegsgefangenen in das KZ Mauthausen verbracht, wo sich seine Spur verliert. Es gibt nur die nachstehende merkwürdige Notiz vom 30. Oktober 1944 in der Hollerith-Abteilung: „Diese Häftlinge sind in diesem Lager angekommen, wurden aber auf Befehl der politischen Abteilung nicht im Lager aufgenommen.“
Zu diesen sechs Kriegsgefangenen gehörten:
1. Jurij Anatolijewitsch Baboschin (Yuri Anatolievich Baboshin).
2. Wiktor Stepanowitsch Kurotschkin / Viktor Kurotschin / Victor Stepanovich Kurochkin, geboren am 23. April 1916 in der Region Saratov im Dorf Voskresensk, Leutnant, Sanitäter, 406. Infanterieregiment. Laut Unterlagen geriet er am 30. Juni 1942 in Kriegsgefangenschaft. Stalag II D, München; floh zusammen mit fünf anderen Personen am 26. August 1943 aus dem Lager.
3. Petro Rewa / Petr Reva, geboren am 21. Juli 1903 in der Stadt Barvenkov in der Region Kharkiv.
4. Wladimir Schekirow / Vladimir Osipovich Shakirov, geboren am 10. Jänner 1912 in Kiev, 7. Motorisiertes Bataillon; gefangengenommen am 19. September 1941. Stalag XIII A, Maschinenbauingenieur; floh aus dem Lager am 10. September 1943.
5. Michail Sokolov / Mikhail Mikhailovich Sokolov, geboren am 17. September 1921 in der Stadt Kostroma, Unterleutnant, 322. Infanteriedivision. Laut den UdSSR-Unterlagen wurde er am 11. März 1944 vermisst gemeldet.
6. Pawel Kondratewitsch Timoschenko / Pavel Kondratyevich Timoshenko, geboren am 6. März 1905 im Dorf Pogreby in der Region Poltava, Hauptmann, Stabschef der Artillerie, 206. Infanteriedivision. Laut den UdSSR-Unterlagen wurde er 1944 vermisst gemeldet. Er war ab Mai 1944 im Sipo-Gefängnis in Bromberg.
Leider hinterließ Jurij Baboschin keine Frau oder Kinder. Unsere Familie hätte doppelt so groß sein können! Solange ich mich zurückerinnern kann, hing sein Proträt immer in unserem Haus. Ich bedanke mich bei meinem Großonkel für seinen Beitrag zum Großen Sieg! Für unsere Familie wird er immer ein HELD sein!
Sollte jemand, der dies liest, Informationen zu den oben angeführten Kriegsgefangenen und ihr Schicksal haben, ersuchen wir, uns dies mitzuteilen:
Ludmila Lebedenko, Angehörige, Moskau, Russland. Kontakt: ldwork@mail.ru
Vladimir Konyushko, Kurator für die Suche nach sowjetischen Kriegsgefangenen, Protvino, Russland. Kontakt: vla1968@yandex.ru