Ján Osoha 1901 - 1945

Geboren 27.7.1901 in Podolí
Gestorben 19.2.1945 in Melk

Biografie

Ursprünglich erlernte Ján Osoha den Müllerberuf und arbeitete als Müller in der Nähe von Hodonín. 1922 trat er in die Kommunistische Partei ein und wurde für sie aktiv. 1925 reiste er mit Hilfe von „Interhelpo“ – einer tschechoslowakischen Organisation von Freiwilligen, die mit ihren Familien gut ausgerüstet in die wenig entwickelten, sowjetischen Gebiete Zentralasiens auswanderten, um dort den Sozialismus aufzubauen und den Zivilisationsprozess voranzutreiben – nach Frunse (heute Bischkek), wo er eine führende Rolle innerhalb der Freiwilligengemeinde übernahm. Er holte hier die Matura nach. 1927 nahm er ein Studium an der Zentralasiatischen Universität in Taschkent auf. Er setzte sein Studium am Institut der Roten Professur in Moskau fort und wurde so zu einem der am besten ausgebildeten tschechoslowakischen Kommunisten im Bereich der Politikwissenschaften und der Volkswirtschaft.

Nach seiner Rückkehr in die Tschechoslowakei schickte ihn die Führung der Kommunistischen Partei in die Ostslowakei. Hier organisierte er soziale Unruhen und schrieb programmatische Artikel für die kommunistische Parteipresse. Nachdem die Kommunistische Partei im Herbst 1938 in die Illegalität gehen musste, leitete er seit Anfang 1939 den Parteibezirk in Bratislava. Im Mai 1939, nach der Abtrennung der slowakischen Kommunisten vom tschechoslowakischen Parteizentrum in Prag infolge der erzwungenen Gründung der unabhängigen Slowakei und des Protektorats Böhmen und Mähren, wurde Osoha Organisationsleiter der I. Illegalen Führung der Kommunistischen Partei der Slowakei (KSS) und übte somit eine der drei höchsten Führungsfunktionen innerhalb der KSS aus. Es gelang ihm, der slowakischen Polizei zu entkommen, obwohl seine engsten und hohen Mitarbeiter aus der II. und der III. Illegalen Führung der slowakischen Kommunisten aufgedeckt und verhaftet wurden.

Osoha gehörte zu deN bedeutendsten Persönlichkeiten der slowakischen Kommunisten in den ersten drei Jahren des Krieges und der Illegalität. Er setzte in der Partei seine politischen Ansichten durch und trat für eine strikte Trennung von den tschechischen Kommunisten ein. Unter dem Einfluss der offiziellen Anerkennung des Slowakischen Staates durch Moskau und angesichts der sowjetischen Rhetorik und Politik gegenüber Polen, den baltischen Ländern und der Ukraine, begann er ab Frühling 1941 die Parole von einer „Sowjetischen Slowakei“ zu prägen. Er hatte die Vision, dass sich die sozialistische Revolution bald vollziehen und die Slowakei in die Sowjetunion eingegliedert werden würde.

Im Sommer 1942 gelang es der slowakischen Geheimpolizei schließlich, Osoha zu verhaften. 1943 wurde er zu 14 Jahren Haft verurteilt. Auch im Gefängnis hielt er an seiner Vision der nahenden Revolution fest und lehnte teilweise die schon damals von den übrigen führenden Kommunisten akzeptierte Linie der Erneuerung der Tschechoslowakei und der schrittweisen, nicht revolutionären Machtübernahme, ab. Am 19. Februar 1945 wurde er auf Befehl der deutschen Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes vom Gefängnis in Nitra ins Konzentrationslager Mauthausen verlegt. Der Gefängnistransport wurde bei Melk von den Alliierten Luftkräften bombardiert, wobei 33 Häftlinge ums Leben kamen. Unter ihnen war Osoha.

1946 wurde er posthum mit dem Orden des Slowakischen Nationalaufstandes erster Klasse ausgezeichnet. Dies war de facto die höchste Auszeichnung, die die Slowakei für die Teilnahme am Widerstand und am Aufstand verlieh.

Zlatica Zudová-Lešková

Zlatica Zudová-Lešková ist Historikerin am Institut für Geschichte der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, Abteilung für Geschichte des 20. Jahrhunderts. Sie forscht zur politischen Geschichte der Slowakei, den tschechisch-slowakischen Beziehungen und zum tschechoslowakischen und jüdischen Widerstand zwischen 1939–1945.

 

Aus dem Slowakischen von Ines Koeltzsch

 

Literatur:

Gustáv Husák: Svedectvo o SNP [Zeugnis über den Slowakischen Nationalaufstand] (Bratislava 1964), S. 28ff.

Anna Štvrtecká: Ján Osoha (Bratislava 1970).

Viera Zajacová: Slováci v Mauthausene [Slowaken in Mauthausen] (Bratislava 1970), S. 82.

Jozef Jablonický: Z ilegality do povstania [Von der Illegalität zum Aufstand] (Bratislava 1969), S. 65ff.

Zlatica Zudová-Lešková: Cesty k sebe. Česi v odboji na Slovensku v rokoch 1939–1943 [Wege zu sich selbst. Tschechen im Widerstand in der Slowakei 1939–1943] (Praha 2009), S. 146ff.

Position im Raum