Miklos Vázsonyi 1904 - 1945
Geboren 29.3.1904 in Budapest
Gestorben .6.1945 in Gunskirchen
Biografie
Dr. Miklós Vázsonyi (-Pataj, 29. März 1904 – Juni 1945) lebte in Budapest, Ungarn, und war verheiratet mit Hedwig (geb. Felsner; 1905 – 1984), Vater von Gábor Elek (1929 – 2004) und Bálint (1936 – 2003). Er erhielt seinen Doktortitel in Wirtschaft und war zuletzt bis etwa Juni 1944 als Exportdirektor bei Heinrich Klinger in Budapest beschäftigt. Miklós war einer von vier Brüdern (Kinder von David Dezsö und Hermine, geb. Engel), von denen zwei die faschistische Tortur irgendwie überlebten (Elek „Lexi“ und György). Géza wurde deportiert und starb im Konzentrationslager Buchenwald.
Im Juli 1944 wurde Miklós zum Arbeitsdienst in Jaszbereny gezwungen und schließlich als Teil eines jüdisch-ungarischen Arbeitsbataillons in die Kupferminen nach Bor, im heutigen Serbien, deportiert. Wie durch ein Wunder überlebte er Anfang Oktober 1944 die Ermordung Hunderter meist jüdischer Zwangsarbeiter in der Nähe von Crvenka, als die Zwangsarbeiter Ende September 1944 wegen des Herannahens von Partisanen und sowjetischen Truppen aus Bor verlegt wurden. Schwach und ausgemergelt kam er Ende Oktober / Anfang November 1944 in einem Lager in Szentkirályszabadja bei Veszprém an, nachdem er einen 600 km langen Todesmarsch zurück nach Ungarn hinter sich gebracht hatte.
Wahrscheinlich mit der Hilfe eines Schweizer Schutzpasses dank der Bemühungen des Direktors seines ehemaligen Arbeitsgebers sowie der unermüdlichen Arbeit von Carl Lutz (ein Schweizer Diplomat aus dem Appenzellerland) konnte Miklós am 13. November 1944 nach Budapest zu seiner Familie zurückkehren und kündigte sich ganz Vázsonyi-typisch mit „Der Milchmann ist da“ an. Sein Aufenthalt war jedoch nur von kurzer Dauer, da es in Budapest immer wieder zu Razzien und Verhaftungen durch die ungarischen Faschisten, die Nyílas („Pfeilkreuzler“), kam.
Am 28. November 1944 wurde er erneut deportiert, nachdem er einem Zwangsarbeiterbataillon zugeteilt worden war, diesmal mit dem Zug vom Bahnhof Józsefváros in Budapest - 81 Personen waren in jedem Eisenbahnwaggon eingepfercht - in das Zwangsarbeiterlager Engerau (oder Audorf, Petržalka, Pozsonyligetfalu, Teil von Bratislava) an den Ufern der Donau, wo er Anfang Dezember ankam und in der Wiesengasse (eines von sieben Teillagern) wahrscheinlich bis Ende März 1945 blieb. Aufgrund des erneuten Herannahens der sowjetischen Armee aus dem Osten befahl Himmler am 28. März 1945 alle Zwangsarbeiter entlang des Südostwalls nach Mauthausen zu verlegen. Am nächsten Tag, dem 29. März 1945, folgte ein Todesmarsch von Engerau nach Bad Deutsch-Altenburg an der Donau. Dort wurden die Häftlinge auf drei Lastkähne gezwungen, die von der Alexandra geschleppt wurden, und mussten eine 7-tägige Fahrt auf der Donau zum Hafen von Mauthausen überstehen – ohne Essen und Wasser.
Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Zeltlager am Nordrand des Stammlagers Mauthausen wegen der dortigen Überfüllung, wurde er erneut zu einem 55 bis 60 km langen Todesmarsch gezwungen, diesmal ins Lager Gunskirchen, entweder am 16./18. April oder am 26./28. April 1945. Am 4. Mai 1945 befreite die 71. US-amerikanische Infanteriedivision das Außenlager Gunskirchen schließlich, in dem zu diesem Zeitpunkt etwa 18.000 meist jüdisch-ungarische Häftlinge – Frauen, Kinder und Männer – untergebracht waren. Basierend auf der Opferliste, die Arpad Klein (der ehemalige ungarische Vorsteher des Teillagers Wiesengasse in Engerau) nach dem Krieg vor einem Gericht in Budapest (13. Juli 1945) auf Ersuchen von Gerichten in Wien zusammengestellt hat, um österreichische Nationalsozialisten und Kollaborateure, die im Lager Engerau arbeiteten, strafrechtlich zu verfolgen, wurde Miklós wahrscheinlich am 6. oder 7. Mai 1945 von US-Truppen auf einem der 17 beschlagnahmten deutschen Lastwagen und dem dazugehörigen Personal einer gefangenen Sanitätskompanie zusammen mit etwa 10.000 Überlebenden in ein von US-Truppen rasch eingerichtetes Feldlazarett in Neubau (Gemeinde Hörsching) transportiert (der Rest wurde zur Unterbringung und Versorgung nach Wels verbracht); 2.000 mussten stationär behandelt werden. Dort erlag Miklós – wie so viele andere auch – wahrscheinlich irgendwann Anfang Juni 1945 dem Typhus, der Schwäche, der Auszehrung und dem schlechten allgemeinen Gesundheitszustand.
Von den 542 im Lager Engerau internierten Personen (von insgesamt etwa 1.500 bis 2.000), die Wartlik (2008, https://utheses.univie.ac.at/detail/1239) im Rahmen seiner Diplomarbeit eingehend untersucht hat, starben 427 jüdisch-ungarische Männer, die meisten von ihnen aus Budapest, letztlich an den Folgen ihrer Deportation, Zwangsarbeit, Todesmärsche und Lagerinternierung – darunter auch Miklós. Weder seine beiden Söhne noch seine Frau erfuhren zu Lebzeiten etwas über sein genaues Schicksal nach seiner zweiten Deportation aus Budapest - nur, dass er im Lager Gunskirchen landete, das sie 1957 nach ihrer erfolgreichen Flucht aus Sowjetungarn besuchten! Damals brachten sie eine der ersten Gedenktafeln an, die später, 1979, von der österreichischen Regierung in den Quarantänehof des Stammlagers Mauthausen verlegt wurde.
Alexander T Vázsonyi, geboren 1964 in Michigan (USA), ist der Enkel von Miklós Vázsonyi und wuchs in Michigan und im Appenzellerland (Schweiz) auf, und ist als Professor der Familienwissenschaften, Professor der Psychologie, und Professor der Soziologie an der University of Kentucky, in Lexington, Kentucky (USA), tätig. Seine Forschungen konzentrieren sich auf die Ursachen für abweichendes Verhalten, Kriminalität und Gewalt.
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