Antonio Bonfanti 1902 - 1945
Geboren 2.8.1902 in Osnago
Gestorben 25.1.1945 in Melk
Biografie
Antonio Bonfanti ist Bauer und handelt mit Holz und Kohle. Beschuldigt, den Partisanen Lebensmittel zu liefern, wird er von einem Lebensmittelkartenkontrolleur verhaftet. Man deportiert ihn ins KZ Mauthausen und weiter ins Außenlager Melk, wo er im Alter von 43 Jahren vor Erschöpfung stirbt.
Die Berufstätigkeit
Wegen seiner Handelstätigkeit ist er ständig unterwegs. Seine Einkaufstouren führen ihn für gewöhnlich von Osnago nach Lecco oder Monza, und er liefert in die Gegend von Vimercate. Er führt ein normales Leben, das beeinträchtigt wird durch das Kriegsgeschehen und den Nazifaschismus – beides auch für die politisch nicht Interessierten eine Bedrohung. Aber ihm bleibt keine Wahl, seiner Arbeit wegen ständig unterwegs zu sein.
Die Verhaftung
Handel zu treiben, kann gefährlich sein, denn es ist nicht leicht, sich gegen Beschuldigungen wegen Schmuggel oder obskurer Geschäfte zu verteidigen. Obwohl Antonio Bonfanti ordnungsgemäße Papiere und Genehmigungen hat, wird er am 4. November 1944 in der Gegend von Vimercate (Mailand) verhaftet. Die Familie wird nicht unterrichtet. Beunruhigt durch sein ungewöhnliches Ausbleiben, machen sich einige Verwandte auf die Suche nach ihm und erfahren unterwegs, dass er aufgegriffen und in die Kaserne von Vimercate gebracht wurde.
Warum?
Er wird nach Monza überstellt und schließlich ins KZ Mauthausen deportiert. Aber warum?
Aufgrund einiger Dokumente, die von den Töchtern aufbewahrt wurden, sieht es so aus, als ob Bonfanti Geld und Papiere von einem Lebensmittelkartenkontrolleur abgenommen wurden, der ihn dann, unter der Beschuldigung, Partisanen mit Mehl zu beliefern, verhaftet. Die Akten des in Monza im April 1946 stattgefundenen Prozesses bestätigen die Skrupellosigkeit jenes Kontrolleurs, dem die Verhaftung nicht genug ist und der nicht davor zurückscheut, mehrere Male bei der Familie Bonfanti zu erscheinen, um Lebensmittel und Geld mit dem offensichtlich nie gehaltenen Versprechen zu verlangen, beides Antonio zu übergeben.
Die Wahrheit
Die Ehefrau und Töchter bleiben, abgesehen von einer wahrscheinlich aus dem Durchgangslager Bozen übersandten Notiz, ohne Nachricht von Antonio. Die Behörden teilen nur mit, dass ihr Familienangehöriger zum Arbeiten nach Deutschland geschickt worden war. Antonio stirbt am 5. Jänner 1945 im Außenlager Melk. Die Ereignisse wurden auch dank der Hilfe eines Onkels rekonstruiert, der bei dem Unternehmen Lepetit in Mailand beschäftigt war: Der Besitzer Roberto Lepetit ist eines der vielen Opfer der NS-Lager. Am Ende des Krieges bemüht sich die Witwe Lepetit mit allen Mitteln um Aufklärung und darum, die von den Nazis begangenen Verbrechen bekannt zu machen sowie die Erinnerung an diese zu bewahren.
Als Bestätigung von Antonios Schicksal erhält seine Familie die schriftlichen Berichte von zwei Überlebenden, die den Tod des KZ-Häftlings 110207 bezeugen, der im Alter von 43 Jahren vor körperlicher Erschöpfung starb.
Gianpiero Soglio und Roberta Villa
Associazione Camerani / ANED, Sektion Mailand
Gianpiero Soglio und Roberta Villa sind Mitglieder der Associazione Roberto Camerani sowie der Associazione nazionale ex deportati (ANED), Sektion Mailand.
Aus dem Italienischen von Camilla Brunelli
Position im Raum

