Hermann Hermanni 1903 - 1940
Geboren 12.1.1903 in Herborn
Gestorben 4.7.1940 in Mauthausen
Biografie
Der als Gärtner tätige Hermann Hermani (Hermanni) entstammte einer ehrbaren Familie in Herborn, seine Eltern waren Eduard und Johannette Hermani. Bei einem Krankenhausaufenthalt im Jahre 1928 lernte er die Frau eines Bettnachbarn kennen, der kurze Zeit später starb. Am 8. Juni 1929 heirateten beide. Er arbeitete zeitweise als Gärtner, Bergmann und zuletzt auch als Elektriker bei den Elektrizitätswerken Siegerland. In der Zuverlässigkeit hatte er jedoch einige Defizite, denn das Bier schmeckte ihm immer sehr gut. So kam es, dass er sich auch öfter in der heimischen Gastwirtschaft aufhielt, obwohl zu Hause die Ehefrau und zuletzt zehn Kinder (drei aus der ersten Ehe der Frau und sieben eigene) auf ihn warteten.
Bei seinen Wirtshausbesuchen erlebte er, dass auch die von ihm verhassten Nationalsozialisten (er war bekennender Kommunist) ihre Parteiveranstaltungen in dieser Gaststätte abhielten.
Als er eines Abends im Frühsommer des Jahres 1938 mit dem letzten Zug von der Arbeit kam, ging er geradewegs zur Gaststätte, um noch ein Bier zu trinken. In der Gaststätte wurde er von anderen Besuchern ermutigt, das an der Hauswand (der Gaststätte) angelehnte Fahrrad des NSdAP-Ortsgruppenleiters zu entwenden und in den nahen Fluss „Dill“ zu werfen. Hierbei versprachen ihm die Mitglieder einer anderen großen Volkspartei eine Kiste Bier für diesen Streich.
Hermann ließ sich nicht nötigen, sondern das Fahrrad verschwinden. Der NSdAP- Ortsgruppenleiter Jordan, dem die Tat des Hermani sofort gemeldet wurde, ließ ihn zunächst zu Hause suchen. Als man ihn dort nicht fand, suchte man ihn im Dorf und fand ihn schließlich in einem Versteck unter einem abgestellten Erntewagen. Die Parteioberen der örtlichen NSdAP verprügelten und misshandelten ihn. Er wurde vor ein Tribunal der NS- Ortsgrößen gebracht, auf die Treppe der Schule gezerrt und dort vom Ortsgruppenleiter in aller Öffentlichkeit gedemütigt. Hier soll der an dieser Schule tätige Lehrer und Ortsgruppenleiter ihn mit der eisernen Luftpumpe seines Fahrrades, das inzwischen wieder geborgen worden war, geschlagen worden sein.
Er wurde am folgenden Morgen von dem örtlichen Gendarmen und anderen Gestapo- Leuten abgeholt und nach Oranienburg in das dortige KZ Sachsenhausen (im Stadtteil Sandhausen gelegen) gebracht.
Offiziell wurde die Gemeinde Fellerdilln nach ca. acht Wochen darüber unterrichtet, dass Hermani ein fleißiger Mensch geworden sei und man ihn eigentlich dort (in Sachsenhausen) nicht behalten wolle. Man solle doch mitteilen, was mit Hermani geschehen solle.
Was zwischen Gemeindeverwaltung, der Gestapo und dem Konzentrationslager vereinbart wurde, bleibt im Dunkeln. Unterlagen hierüber sind hier nicht mehr auffindbar und die beteiligten ehemaligen Gemeindeoberen gestorben.
Hermanni wurde am 20. Juni 1938 als „Arbeitsscheuer“ gemäß Erlass vom 26. Januar 1938 erfasst, aber noch nicht festgenommen. Am 1. August 1938 wurde in den Unterlagen von Bad Arolsen vermerkt, dass Hermani „sich zur Zeit als Asozialer im KZ Sachsenhausen befindet“. Am 25. Januar 1940 wurde er zum Konzentrationslager Mauthausen überstellt. Am 25. Mai 1940 war er im KZ Lager Gusen inhaftiert. Was ihn am 4. Juli 1940 abends um 19.00 Uhr zum „Freitod durch Elektrizität“ bewogen hat, bleibt sein Geheimnis. Sein Leichnam wurde, wie jener fast aller verstorbenen Lagerinsassen, vermutlich im Krematorium des Konzentrationslagers verbrannt und die Asche in den Donauauen verstreut.
Horst Pulverich
Position im Raum

