Stefan Kęszycki 1918 - 1940
Geboren 9.7.1918 in Biszewo
Gestorben 5.10.1940 in Mauthausen
Biografie
Stefan Kęszycki wurde am 9. Juli 1918 in Błociszewo, Kreis Śrem als Sohn von Daniel (gestorben 1936) und Julia, geborene Ponikiewska (gestorben 1923), geboren. Aufgrund des Testaments des Vaters Daniel war er Erbe des Gutsbesitzes in Błociszewo und wurde als solcher noch am 23. August 1939 kurz vor Kriegsbeginn in den Grundbüchern registriert. Stefan besuchte das Jan Długosz Gymnasium in Włocławek und das Gymnasium Bruno Czajkowski in Poznań und schloss dieses 1936 mit dem Abitur ab. Danach arbeitete er unter Anleitung des Gutsverwalters auf dem Hof, um sich als Erbe das praktische Wissen der Gutsführung anzueignen. Zugleich war er Student der Landwirtschaftsschule in Cieszyn. Er interessierte sich insbesondere für Pferde und plante, den Pferdebestand des Gutes sowie der Landwirtschaftsmaschinen zu erhöhen, um die physisch schwere Arbeit auf den Feldern zu reduzieren.
Er liebte es, Bridge zu spielen, tanzte ausgesprochen gerne und gut und war häufiger Gast bei geselligen, freundschaftlichen Treffen. An Politik war er sehr interessiert. Im Herbst stand seine Verlobung mit Magda Morawska (20.8.1922 Jurkowo bei Poznań-6.8.1944 Warschau) kurz bevor. Diese fiel als Soldatin der Armia Krajowa (AK) kurz nach Beginn des Warschauer Aufstandes im Sommer 1944.
Stefan Kęszycki verließ mit seinen Geschwistern Józefa und Wojciech Kęszycki auf der Flucht vor den Nazis im Oktober 1939 das Elternhaus. Sie reisten zu ihrer ältesten Schwester, der Ärztin Maria Buethner Zawadzka, nach Warschau. Dort schloss er sich – wie seine Geschwister – der Untergrundbewegung Tajna Armia Polska an. Am 29. April 1940 verhaftete ihn die Gestapo im Studentencafé Bodega auf dem Nowy Świat. Nach einigen Tagen wurde er in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert, wo er in den Steinbrüchen arbeiten musste. Aufgrund der mörderischen Haftbedingungen bezüglich Hygiene, Ernährung und physisch erschöpfender Zwangsarbeit erkrankte er – wie viele andere – bereits wenige Wochen später an Durchfall und erlag diesem im Oktober 1940. Eine Urne mit seiner Asche wurde an seine Familie versandt. Sie wurde auf dem Warschauer Friedhof Powązki im Februar 1941 bestattet. Eine Erinnerungstafel wurde in der Familiengruft der Kęszyckis in Błociszewo angebracht. Die Gestapo verhaftete Józefa Kęszycka im November 1940. Sie wurde im Gefängnis Pawiak in Warschau inhaftiert, zum Tode verurteilt und im September 1941 in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. Sie wurde am 16. Juli 1942 in Ravensbrück erschossen.
Quellen:
Dokumente aus dem Familienarchiv, zusammengestellt von Wojciech Kęszycki
Informationen von Maria Kęszycka, Ehefrau von Wojciech Kęszycki
Stanisław Grzesiuk: 5 Jahre KZ, Wien/Hamburg 2020, S. 80. Die ursprüngliche Ausgabe: Pięć lat w kacetu, Warszawa 1958
Informationen zu Józefa Kęszycka, siehe Anna Adamska: Dziewczyny z AK-Wielkopolanki, Poznań 2006, S. 26-28
Fotos:
1: Stefan Kęszycki bei der Kommunion
2: Stefan Kęszycki in Błociszewo nach der Jagd
3: Stefan Kęszycki als Student
©Familie Kęszycki/Poznań
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