Pierfranco Pozzer 1925 - 1945

Geboren 16.1.1925 in Schio
Gestorben 19.3.1945 in Mauthausen

Biografie

Pierfranco Pozzer wurde am 16. Jänner 1925 als Sohn von Giuseppe und Regina Bononi in Schio (VI) geboren. Er studierte Ingenieurswesen an der Universität Padova. Nach dem 8. September 1943 trat er als politischer Kommissar des ersten Posten dem Bataillon Fratelli Bandiera bei, der städtischen antifaschistischen Organisation. Er engagierte sich insbesondere im Druck und der Verbreitung von Propagandaplakaten und im Beschaffen von Waffen.

Am 18. November 1944 wurde er gemeinsam mit seiner Familie von der Hilfspolizei festgenommen, die für die deutsche Feldgendarmerie arbeitete. Er wurde so schwer gefoltert, dass er sogar versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Das schnelle Eingreifen der Gefängniswärter hat ihn davon abgehalten. Er wurde zuerst in das Gefängnis von San Biagio in Vicenza gebracht. Am 21. Dezember verlegte man ihn in das Durchgangslager von Bolzano und am 8. Jänner 1945 wurde er mit dem Transport 501 nach Mauthausen deportiert, wo er am 19. März 1945 verstarb.

Ein offizielles Dokument vom Internationalen Roten Kreuz gibt „Kreislaufschwäche ak. Dickdarmkatarrh“ als Todesursache an.

Als sich im Lager von Bolzano die Nachricht über eine bevorstehende Verlegung verbreitete, schickte er am 2. Jänner 1945 eine kurze Nachricht an die Mutter. Darin versicherte er ihr, dass es ihm gut ginge und er fragte nach Nachricht vom Vater, einem Artillerieoffizier, der in Deutschland interniert war, weil er sich weigerte, der Sozialrepublik beizutreten:

„Bolzano 2-1-45

Liebe Mama,

mehr als ein paar Zeilen auf einem Briefpapier, das mir Zordan gegeben hatte, konnte ich dir bisher nicht schreiben. Ich konnte nie Briefpapier bekommen, weil sie es drucken müssen und es ist schwer, normale Briefe zu bekommen und sie zu verschicken. Ich bin in einem Durchgangslager zusammen mit vielen anderen und wir warten auf die Abreise nach Deutschland, die vermutlich in ein paar Tagen sein wird. Wenn ich bei diesem Transport nicht dabei bin, bleibe ich vielleicht bis Februar hier. Wenn ihr die Möglichkeit habt, mir ein paar Lebensmittel zu schicken, macht ihr mir eine große Freude. Bitte Sachen, die lange halten und wenig Platz brauchen. Am besten getrocknetes Brot und Marmelade. Wir aus Schio und Calearo teilen uns alle Pakete, die wir bekommen. Wenn es möglich ist, schickt mir auch meine Bergschuhe (die, die Walter für Papa gemacht hat und die er mir geschenkt hat, weil sie ihm zu klein waren). Gebt aber Acht, dass ich sie auch wirklich bekomme und sie sich nicht die Deutschen behalten. Andere Sachen zum Anziehen will ich nicht, weil ich sie ohnehin nicht mitnehmen kann und sie außerdem gestohlen werden. Ich hätte auch gerne Medizin, insbesondere gegen Husten, Kopfweh, Bittersalz und andere gewöhnliche Medikamente. Ich bin zwar nicht krank, aber ich kann sie mir nicht besorgen, wenn ich sie einmal brauche. Schickt mir auch Verbände, aber bitte nichts, was viel Platz braucht, sonst muss ich es wegwerfen.

Ich hätte auch gerne Zigaretten, die man hier zum Tauschen braucht. Kein Geld, damit bin ich versorgt und ich brauch es ohnehin nicht. Schickt mir auch keine Uhr oder andere Wertgegenstände, weil die sicher in den Händen der Deutschen landen. Ich bitte euch nochmals, darauf zu achten, dass ich die Sachen, die ihr schickt, sicher bekomme und dass nichts Sperriges dabei ist. Und wenn ihr mir Lebensmittel schickt, schickt mir viel Brot, nur getrocknetes Brot und Marmelade. Ich bräuchte auch Nadeln, unter anderem Wollnadeln, Knöpfe und Garn. Und die Adresse vom Papa, weil ich mich nicht gut an die Nummer erinnere.

Gesundheitlich geht es mir immer gut und ich bin nicht so schlecht drauf. Meine Adresse ist: Nr. 7515 Pol. Durchgangslager Bozen. Ihr könnt mir so oft schreiben, wie ihr wollt und mir Pakete schicken, egal wie schwer. Aber ihr könnt mich nicht besuchen kommen. Wir machen hier die ganze Zeit gar nichts. Sie geben uns zweimal am Tag zu essen und einen Kaffee in der Früh. Macht euch keine Sorgen um mich. Ich werde es schon irgendwie schaffen und hoffen wir, dass der Krieg bald aus ist. Macht euch keine Gedanken, wenn ihr nichts von mir hört, weil es nicht immer möglich ist, zu schreiben und angesichts der Transporte kommen auch nicht alle Briefe an. Grüß mir alle Freunde und Verwandte. Ich küsse dich, Romana, Tante und Onkel Tommasi, Tante Lidia, Oma, Cia und alle anderen. Hoffen wir, dass wir uns bald wiedersehen.

Pierfranco”

Ugo de Grandis

Centro Studi Igino Piva „Romero“, Schio (Vicenza)

 

Position im Raum