Jerzy Ostrowski 1897 - 1942
Geboren 9.1.1897 in Chodel
Gestorben 27.11.1942 in Gusen
Biografie
Jerzy Zbigniew Ostrowski, polnischer Romanschriftsteller; Herausgeber folgender Werke: Obok życia, Sobieradek, Sztandar na maszcie, Chorągiew na dachu, Żywa szkoła, Ziemia św. Krzyża, Myśli o wychowaniu, Cathangara, Kobuz, Brazylia, Polscy konkwistadorzy, Historie przedhistoryczne. Jerzy Zbigniew Ostrowski wurde am 9. Januar 1897 geboren. Sein Vater, mgr Stanisław Korczak-Ostrowski, war Pharmazeut mit ausgeprägter humanistischer Passion. Jerzys Mutter, Zofia, geborene Stokowska, schloss in Lublin ein russisches Gymnasium mit einer Goldmedaille ab. Nach der erfolgreich bestandenen Matura und dem Ausbruch des 1. Weltkriegs wurde Jerzy Ostrowski 1914 in die russische Fähnrich-Schule in Kiew eingezogen und dann an die Front bei Bolimów entsandt, wo die Deutschen Giftgas einsetzten.
Bewusstlos wurde er vom Schlachtfeld durch einen russischen Offiziersburschen gerettet, der sein Erspartes den Sanitätern gab, welche sich weigerten, Ostrowski ins Lazarett mitzunehmen, da sie überzeugt davon waren, dass er [bereits] tot wäre. 1918 entwaffnete er als Mitglied der POW (Polska Organizacja Wojskowa, Polnische Militärorganisation) die Deutschen auf den Straßen von Lublin. Anschließend kämpfte er im Jahre 1920 als Ulan der polnischen Armee gegen die Bolschewiken. Nach dem Krieg schloss er das Studium an der Fakultät für Wirtschaft und Politik an der Universität von Poznań (Posen) nach dem Wechsel von der KUL (Katholische Universität Lublin) ab, dann folgte sein Studium am Pädagogischen Institut in Warszawa (Warschau).
Er heiratete Ewa Szelburg, welche nach ihrer Ehekrise (sie verliebte sich in einen jungen Polonisten, Józef Zaremba, der von einem Schüler angeschossen wurde) erneut heiratete und dann Ewa Szelburg Zarembina hieß. Ostrowski heiratete ebenfalls erneut – und ging die Ehe mit Ewa Morzówna, einer Polnischlehrerin am Gymnasium ein, welche nach dem 2. Weltkrieg, als Ewa Ostrowska, zur ordentlichen Professorin an der Jagellonen Universität in Kraków (Krakau) bestellt wurde. Jerzy Ostrowski war sein Leben lang ein herausragender Pädagoge und in der Zwischenkriegszeit zugleich ein bekannter Schriftsteller.
Er gab rund 20 Bücher heraus, sowohl Romane als auch pädagogische Werke. Sein Bühnendrama mit dem Titel Bogoburcy erhielt im Jahr 1935 den Hauptpreis beim Wettbewerb der Polnischen Akademie für Literatur im Bereich Bühnendramen; die Aufführung[1] fand im Jahr 1939 statt.
So erinnerte sich Stanisław Szpuner an den Direktor Ostrowski: Jerzy Zbigniew Ostrowski, ein polnischer Pädagoge, Reformer des Schulwesens, verfolgte aktiv gesellschaftliche und soziale Ziele, ein Journalist und Romanschriftsteller. In seiner Rolle als Pädagoge leitete er in der Zwischenkriegszeit verschiedene Schulinstitutionen, einschließlich des Lehrerseminars in Mława (Mielau) und Wymyślin, Gymnasien in Równo (Rowen) und Rzeszów (Reichshof). Über einen gewissen Zeitraum beaufsichtigte er die Schulen für Auslandspolen in Brasilien. Als Autor gab er rund 20 Romane sowohl für Erwachsene als auch Jugendliche heraus. Er verfasste auch viele Presseartikel und Radiohörspiele. Mehrere Jahre lang bekleidete er die Funktion des Chefredakteurs des Magazins Ster. In seiner Eigenschaft als gesellschaftlich und sozial aktiver Publizist griff er viele der in dieser Zeit brennenden Themen auf, wie die Betreuung von Gefangenen nach dem Strafvollzug oder die Lebensbedingungen in einer Dorfgemeinschaft. Bei einem Fluchtversuch aus dem besetzten Polen wurde er festgenommen und ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert, dann nach Gusen verlegt, wo er im November 1942 verstarb.
Dorota Wasilewska-Garlicka, Enkelin
[1] Anm. d. Übers.: gemäß Original, möglicherweise ist Uraufführung gemeint
Übersetzung des Dokuments "Poem"
/„Przegląd Lekarski”[1] (Organ der Krakauer Abteilung der Polnischen Ärztegesellschaft, Jahr XXI, Serie II, Kraków (Kraukau), Nr. 1, 1965
„Fünftes Heft gewidmet den medizinischen Aspekten während der nationalsozialistischen Besatzung
OŚWIĘCIM (AUSCHWITZ)
Am 20. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Oświęcim-Brzezinka (Auschwitz-Birkenau)“, Seite 145/
„Die zweite Erinnerung hängt mit der Person von Jerzy Ostrowski zusammen, einem Schriftsteller /'Chorągiew nach Dachu', 'Wspomnienia z Kanady', 'Zegarynka'/, welcher mit einem Transport aus Auschwitz ankam. Sein intelligentes Gesicht war mir sofort aufgefallen. Wir wurden Freunde. Ich half ihm. Er erzählte viel über seine junge Ehefrau und seine schriftstellerischen Pläne. Er erkrankte zweimal an Diarrhö (dem berüchtigten Durchfall). Beim ersten Mal schaffte man es, ihn zu retten. Er erkrankte [daran] erneut, dazu kam noch eine Armphlegmone, eine generelle [eitrige] Infektionserkrankung. Sein Zustand war hoffnungslos. Er litt extrem. Obgleich er ein gläubiger Mann war, bettelte er in seiner Verzweiflung um eine 'Spritze'. Bis zum letzten Augenblick wurde versucht, ihn zu retten. Er verstarb am 24. November 1942. Möge es ein Trost für seine Familie sein, dass er eines natürlichen Todes umgeben von ihm nahestehenden Kameraden starb.
Anbei ein Gedicht, das er eigenhändig aufgeschrieben und mir gewidmet hatte.
Die Buße
An Józek, meinen Freund – Jerzy
Mein Bruder, du wandertest auf der Oberfläche, gingst über die Abdeckungen,
und dachtest vermutlich kaum darüber nach, was dort drunter leben würde.
Du hast es mit dem Verstand erfasst und nicht mit deinem Herzen gefühlt.
Jetzt bist du selbst von Elend, Angst und Heimatlosigkeit erfüllt.
Jetzt erinnerst du dich an das Leben, wie an ein unglaubhaftes Märchen.
Wie kann das sein? Es gab keine Kälte, kein Grauen, keinen ständigen Hunger?
Und man genoss sorglos das Leben in vollen Zügen
Und sein Klang erhob sich über alle Metalle.
Vielleicht bezahlst du jetzt für etwas? Du, ich und wir alle.
Wir waren dem Leben zu fremd. Wir müssen vertrauter werden.
Mit Mühe erlernen wir die Bedeutung einfachster Wörter,
was Schlaf, Rast und eine Schüssel mit Nahrung auf dem Tisch bedeuten.
Jahr für Jahr pauken wir das rohe Alphabet.
Die Tage und Wochen fließen wie ein ununterbrochener Bach dahin.
Und der große Lehrer befreit uns keinesfalls.
Werden wir bestehen? Werden wir das Leben bestehen? Unser Leben aus Stein…
Vielleicht doch, doch mein Bruder, braucht man uns hier?
Genau hier: voller Buße, an einer Kreuzwegstation, schlicht gekleidet?
Vielleicht halten wir unsere unschuldigen Köpfe ganz vergeblich hin?
Vielleicht ist das unser Dienst, ein Dienst nicht schlimmer als ein anderer.“
Für die Übereinstimmung mit dem Original
[unleserliche e.h. Unterschrift, Zbigniew Becker]
Bydgoszcz (Bromberg), am 10. November 1967
[1] Anm. d. Übers.: in etwa „Ärtzerundschau”)