Hans Albert Bloch 1895 - 1942

Geboren 27.9.1895 in München
Gestorben 9.3.1942 in Mauthausen

Biografie

Dr. jur. Hans Albert Bloch

Hans Albert Bloch wurde als Sohn des Rechtsanwalts Eduard Bloch und Ida geb. Königsberger am 27. September 1895 in München geboren.

Am 12. März 1930 nahm der inzwischen erfolgreiche Rechtsanwalt Brigitte geb. Hauptmann (21.02.1902 – 17.12.1959) zur Frau. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Angelika Amalie Elis (geboren am 12.07.1932) und Elise Gabriela Ida (geboren am 01.06.1934).

Hans Bloch besuchte das humanistische Wilhelmsgymnasium in München und studierte anschließend in Würzburg, Heidelberg und München Jura.

Vater und Sohn Bloch verpflichteten sich freiwillig im Ersten Weltkrieg. Wie viele jüdische Bürger dieser Zeit glaubten sie, dass der Fronteinsatz für das Deutsche Reich ihre endgültige Gleichberechtigung garantieren würde, die die Verfassung des Deutschen Reiches 1871 bereits schriftlich fixiert hatte und die Kaiser Wilhelm nun zu Kriegsbeginn verkündete: er kenne keine Parteien und auch keine Konfessionen mehr!

Der 19jährige Hans war von glühendem Patriotismus getragen. Trotz des Verlustes des linken Auges im Jahre 1915 bestärkten mehrere Orden und die Beförderung zum Leutnant der Reserve seine Überzeugung.

Ich bin auf Hans Bloch gestoßen im Zuge der Recherchen über meinen Großvater, den Münchner Rechtsanwalt Ernst Seidenberger. Wie Hans Bloch war der 1873 Geborene ein konservativer Patriot, der freiwillig in den 1. Weltkrieg zog und wie Bloch den Stellungskrieg in den Vogesen mitmachte. Bei Beiden war der Wunsch der Zugehörigkeit zur Deutschen Nation stärker als die Verbundenheit zu ihrer jüdischen Herkunft.

Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten werden alle Illusionen zerstört.

Unter dem Druck der Naziverfolgung stirbt 1935 der Vater Eduard.

Der Glaube an das Vaterland, für das man sein Leben zu geben bereit war, wird tief enttäuscht, die Zugehörigkeit zum Deutschen Vaterland mit trotzig-verzweifelter Wut in einem Brief Blochs vom 9. August 1933 beschworen:

„Wenn mich die Schmach, die uns angetan wird, nicht mehr ruhen lässt, dann denke ich an die Zeit, wo wir auf dem Rücken der Pferde die deutsche Fahne nach Rumänien trugen. Diese Jahre des Kampfes für Deutschland haben meinem Leben die Richtung gegeben, die ich nimmer verlasse. Und so hoffe ich,dass mein Herz stark genug ist, nun auf diesem Wege Kampf, Not und Entwürdigung zu überdauern.“ [Strangmann, S. 256].

Bloch und meinen Großvater, beide in einer „Mischehe“ lebende Rechtsanwälte, ereilt 1938 das endgültige Berufsverbot.

Die Entwürdigung frisst sich tiefer. Beide stellen den Antrag, in Zukunft wenigstens als „Konsulenten“ tätig sein zu dürfen. Damit können sie nur noch Rechtsangelegenheiten von jüdischen Familien vertreten: „Dem deutschen Volksgenossen der deutsche Rechtswahrer! Dem Juden der jüdische Konsulent! Mit Stolz kann der deutsche Anwalt sich wieder Rechtsanwalt nennen!“ gibt der Vizepräsident der Reichsrechtsanwaltskammer Prof. Dr. Erwin Noack die Parole aus. [Weber, S. 126]

Bloch muss diese Erniedrigung ertragen: Von den Gebühren erhält der Konsulent nur 30 Prozent, der Rest muss an die Reichsrechtsanwaltskammer abgeliefert werden, er muss den Judenstern und den „Vornamen“ Israel“ tragen und darf keine Robe nutzen, er darf das Anwaltszimmer im Gericht nicht betreten. Alle seine Schriftsätze sind mit einer „Judennummer“ zu versehen. Die Gestapo überwacht die Tätigkeit der Konsulenten.

Hans Bloch wird ab Dezember 1938 „Vertrauensmann“ der, nach meiner Kenntnis, acht Münchner Konsulenten und damit ihr Sprecher. Mein Großvater und er müssen sich also gekannt haben.

Zunächst regeln die Konsulenten Vermögens- und Devisenfragen der jüdischen Familien und können diejenigen, die Sicherheit im Ausland suchen, unterstützen. Nach Verbot jeglicher Auswanderung 1941 müssen sie sich um Vermögensfragen der Deportierten kümmern.

Je mehr sich das Fenster schließt, werden auch die Münchner Konsulenten Opfer der Verfolgung. Wie mein Großvater, der Verwandte in den USA gehabt hätte, schlägt auch Hans Bloch die Flucht nach England aus und bleibt in Deutschland. Mein Großvater ist der letzte Konsulent in München, bevor er nach Theresienstadt deportiert wird.

Hans Bloch wird bereits im Dezember 1941 von der Gestapo verhaftet, nach Mauthausen deportiert und dort am 9. März 1942 ermordet.

 

Peter Neumaier

 

Literatur:

https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=883 [Zugriff: 07.01.2023]

Neumaier, Peter, „Wehe dem, der allein ist!“ Mein Großvater Ernst Seidenberger, Münchner Rechtsanwalt in der NS-Zeit, Vorwort Micha Brumlik, Berlin-Leipzig 2018.

Strangmann, Sinja, Eduard und Hans Bloch – Zwei Generationen jüdischer Soldaten im Ersten Weltkrieg, in: Heikhaus, Ulrike/ Köhne, Julia B. (Hg), Krieg! 1914-1918. Juden zwischen den Fronten, Jüdisches Museum München 2014.

Weber, Reinhard, Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933, München 2006.

Position im Raum