František Milička 1885 - 1942
Geboren 3.8.1885 in Bojkovice
Gestorben 23.3.1942 in Mauthausen
Biografie
In diesem Jahr ist es 130 Jahre her, seitdem am 03. August 1885 in Bojkovice František Milička in die Familie von Jan Milička und Josefa František Miličká, geb. Hradská, hineingeboren wurde. Angesichts dessen, dass es immer weniger Zeitzeugen gibt und zielführende Informationen zu seiner Person fehlen, habe ich mich entschlossen, seine Lebensgeschichte nahezubringen.
Nach Abschluss der Landesoberrealschule mit Matura in Uherský Brod im Jahre 1905, setzte František Milička sein Studium am Lehrerinstitut in Slezská Ostrava fort. Im Oktober 1906 trat er in Krakov einen einjährigen Offizierskurs beim 13. Infanterieregiment an und erhielt nach weiteren Übungen beim 90. Infanterieregiment in den Jahren 1907-1914 den Rang eines Unterfähnrichs.
In den Jahren 1908-1909 lehrte er an der allgemeinen Schule in Hradčovice und später bis zur Mobilisierung am 1. August 1914 in Drnovice bei Valašské Klobouky. Dazwischen heiratete er am 20. Mai 1912 Anna Lišková und vor seinem Einzug in den I. Weltkrieg wurde am 28. April 1914 die Tochter Anna geboren.
Am 10. September 1914 wurde er mit dem 90. Infanterieregiment aus Jaroslav an die Front verlegt. Am 20. November 1914 gelangte er bei Opatova in Galizien in russische Gefangenschaft. Sein letzter Aufenthalt in Gefangenschaft ist in Barnaul vermerkt, wo er sich am 29. Juli 1917 bei der Tschechoslowakischen Legion anmeldete. Am 01. Mai 1918 wurde er der 3. Kompanie des 7. Tatra-Schützenregiments als Rekrut zur Maschinengewehrabteilung „Marino“ zugeteilt. Später wurde dieses Regiment in 2. tschechoslowakisches Infanteriebataillon und im Februar 1919 in 12. tschechoslowakisches Schützenregiment M. R. Štefánik umbenannt. Mit dem 7. Regiment beteiligte er sich an den Kämpfen gegen die Rote Armee in Sibirien bei Nowonikolajewsk, bei Nischneudinsk und am Fluss Bila bei Irkutsk. Er nahm auch an den Militärkampagnen gegen den Bahnhof Taiga und gegen Barnaul und Bijska sowie an der Militäroperation bei Kargat und Kabakly teil. Mit dem 12. Regiment nahm er an der Verteidigung der Magistrale der Transsibirischen Eisenbahn im Abschnitt Krasnojarks-Filimanowo und vom Bahnhof Kljukwenaja bis zum Bahnhof Zima teil.
Mit dem letzten XXXIII. Transport reiste er am 21. Juni 1920 mit dem Schiff M.S.A.T. Logan vom russischen Wladiwostok nach Triest, wo er am 14. September 1920 ankam. Vom 18. September bis 18. Oktober 1920 wurde er in Repatriierungsurlaub geschickt und zum 31. Oktober 1920 im Rang eines Leutnants in die Reserve versetzt.
František Milička sprach drei Weltsprachen (Russisch, Deutsch und Polnisch) fließend. Auch aus diesem Grund bekam er sowohl bei der Armee als auch im diplomatischen Dienst nach seiner Rückkehr aus Russland Angebote für wichtige Arbeitsstellen. Er kehrte jedoch in seine Heimatregion zu der nicht viel einbringenden Tätigkeit als Lehrer zurück. Sofort nach seiner Rückkehr nach Bojkovice beteiligte er sich aktiv am beruflichen und gesellschaftlichen Leben. Zuerst lehrte er ab dem 05. September 1920 an der fünfklassigen allgemeinen Schule und vom 01.September 1921 bis 31. August 1927 an der gemischten Bürgerschule im ersten Zug. In den Jahren 1921-1927 wurde er zum Vorsitzenden des Sportvereins Sokol gewählt. Zusätzlich arbeitete er noch als Geschäftsführer des Komitees für den Bau der Freiheitsstatue in Bojkovice. Ferner arbeitete er noch in Ämtern bei der Feuerwehr, wo er den Posten des II. stellvertretenden Kommandanten (in den Jahren 1923-1927) und des Ausbildungsleiters (von 1925 bis 1931) bekleidete.
Vom 01. September 1927 bis 30. September 1935 wurde er zum definitiven leitenden Lehrer an der zweiklassigen gemischten Bürgerschule im Nachbarort Krhová ernannt. Hier arbeitete er sowohl als allgemeine Vertretung als auch als Geschäftsführer des Sportvereins Sokol. Ferner war er Ausbilder im Komenský-Verband, Vorsitzender des Ortsvereins der Legionäre und des Verbands zur nationalen Befreiung sowie stellvertretender Vorsitzender des Freien Gedankens im Aufklärungsverband des Bezirks.
Um seinen vier Kindern ein Studium zu ermöglichen, meldete er sich zum Ausschreibungsverfahren für den Posten des Schuldirektors in Olomouc Nové Hodolany an. Dieses Ausschreibungsverfahren gewann er und wurde anschließend durch den Schulrat mit Dekret Nr. 53 757 vom 25. September 1935 in dieses Amt eingeführt. An der Schule führte er als einer der ersten die „Versuchs-Reformschule" mit modernen Unterrichtsmethoden ein. Er achtete auf die Erziehung der Schuljugend zum Patriotismus, zur Beschäftigung mit der Geschichte des tschechischen Volkes und mit den Traditionen unseres Staates. Im kulturellen und politischen Leben war er ein treuer und unbeirrter Verfechter der Ideen von T. G. Masaryk. Im Jahre 1937 wurde er zum Stellvertreter des Stadtschulausschusses für die tschechischen Schulen in Olomouc ernannt. Er wurde Mitglied des Sportvereins Sokol Nové Sady und später dessen Vorsitzender. Zuletzt arbeitete er im Vorstand der Tschechischen Sokol-Gemeinde (COS) und war der letzte Verbandsausbilder in Olomouc während der legalen Ära der Tätigkeit des Sportvereins Sokol. Dazu führte er ein erfolgreiches Theaterensemble. In der Tschechoslowakischen Legionärsgemeinde arbeitete er bis zu seiner Verhaftung als Verwalter des Sozialfonds. Nach der Okkupation durch Hitlerdeutschland fand er sich nur schwer mit der entstandenen Situation und den weiteren, durch die Okkupanten eingeführten Maßnahmen ab. Er war enttäuscht, dass die Feiern zum 28. Oktober verboten und stattdessen an den Jahrestag der Gründung des „Protektorats Böhmen und Mähren“ und an den Geburtstag Adolf Hitlers erinnert wurde.
Im März des Jahres 1941 wurde er als früherer Legionär aus dem Schuldienst ausgeschlossen und in den Ruhestand versetzt.
In den schweren Zeiten des Volkes wusste er immer, wo sein Platz war. Er lehnte eine Emigration ab, obwohl er Gefahr lief, verhaftet zu werden. Die Organisation Sokol nahm einen wichtigen Platz im Widerstand ein. Deren Tätigkeit wurde in ihren Plänen von der Organisation Obrana národa (Verteidigung der Nation), mit der die Sokol-Gemeinde voll zusammenarbeitete in Anspruch genommen. Die Sokol-Mitglieder, einschließlich František Milička, gewannen neue zuverlässige Personen für den künftigen Kampf. Nach Auflösung der Organisation Obrana národa organisierte die landesweite Sokol-Führung ein eigenes illegales Netzwerk unter dem Namen Obec sokolská v odboji (Sokol-Gemeinde im Widerstand), in dem František Milička erneut seinen Platz fand. Mit dem Antritt von R. Heydrich als stellvertretendem Reichsprotektor in Böhmen und Mähren wurde das Standrecht ausgerufen, dem Hunderte Patrioten zum Opfer fielen. Auch František Milička wurde am 03. Dezember 1941 verhaftet und in den Kounicových kolejích (Kaunitz-Wohnheime) in Brno gefangen gehalten.
Aus den Ermittlungsakten der Gestapo geht hervor, dass der Grund für die Verhaftung die Erlangung und Weitergabe von nachrichtendienstlichen Informationen ab November 1940 über Karel Sirotka (Sokol-Funktionär, gestorben am 07. Mai 1942 in Mauthausen), Prof. PhDr. Bohumil Kladiva (Mitglied des Ausschusses der Tschechoslowakischen Sokol-Gemeinde, mehrere Male in den Kaunitz-Wohnheimen gefangen gehalten, gestorben am 08. Februar 1943 in Brno) in Zusammenarbeit mit RNDr. und ThDr. František Schacherle (gestorben am 11. Juli 1944 in Mauthausen) und Emanuel Krajina (Lehrer, Sokol-Mitglied, gestorben am 16. Juni 1942 in den Kaunitz-Wohnheimen) war. Diese Informationen waren für den Nachrichtendienst in Prag bestimmt und wurden mit Kurieren nach London weitergeleitet. Milička hatte für die Sammlung der genannten nachrichtendienstlichen Informationen Widerstandsorganisationen aus Olomouc und Umgebung gewonnen. Es handelt sich um die Gruppe der Sokol-Mitglieder in Nové Sady, die sich nach der Aussetzung der Tätigkeit des Sokol im April 1941 dafür entschieden, in den Widerstand zu gehen. Das waren Vater und Sohn Josef Mišák der Ältere und Josef Mišák der Jüngere, J. Švec, K. Fiala, K. Šíma, V. Preininger, A. Grasse und Josef Janeček. Vorwiegend ehemalige Ausschussmitglieder und leitende Sokol-Mitarbeiter. Die Ernennungen fanden an unterschiedlichen Orten statt, meistens in der Musikschule, die von K. Fiala geleitet wurde. Ihre Haupttätigkeit bestand in der Vorbereitung eines Revolutionsausschusses in Nové Sady und in der Organisation bewaffneter Trupps mit einer Anzahl von ca. 100 Männern. Als Kommandant eines dieser Trupps wurde Josef Janeček eingesetzt. Ferner fahndeten die Widerstandskämpfer nach Waffen- und Munitionsvorräten bei Volksdeutschen und arbeiteten Pläne zur Sicherung staatlicher und wichtiger öffentlicher Objekte für den Zeitpunkt eines geplanten Umsturzes aus. Sie verbreiteten Flugblätter mit antinazistischer Propaganda unter der Bevölkerung, arbeiteten Memoranden für London aus, woran sich František Milička konkret beteiligte und betrieben einen intensiven Kurier- und Nachrichtendienst. Die Tätigkeit der Gruppe war so umfangreich, dass sie bis zur Widerstandsgruppe von General Alois Eliáš reichte. Nach einem Verrat wurden alle außer Josef Janeček verhaftet. Von den Verhafteten kehrten nach Kriegsende nur Fiala, Šíma, Preininger und Grasse zurück. Die anderen wurden hingerichtet oder zu Tode gefoltert. Neben diesen Namen werden als weitere Mitglieder der Widerstandsgruppe vor allem die früheren Legionäre Svoboda, Šorm, Hanák, Coufal, Zabloudil, Hanák und Zbíral angegeben.
Nach der Inhaftierung in den Kaunitz-Wohnheimen wurde František Milička am 03. Februar 1942 in das Konzentrationslager Mauthausen verschleppt, wo er am 23. März 1942 starb. Als Todesursache wurde offiziell ein Dickdarmkatarrh angegeben. Diese Information unterscheidet sich von der, die die Witwe von Herrn Milička von dem Mitgefangenen MUDr. Josef Podlaha aus Brno, nach dessen Rückkehr in die Heimat erhalten hat. Gemäß seiner Zeugenaussage ist Milička auf der „Todesstiege“ im Steinbruch von Mauthausen gestorben.
So endete ein aufopferungsvoller Patriot, der im I. Weltkrieg für die Gründung eines selbstständigen Staates gekämpft und ohne Rücksicht auf das eigene Wohl und die Gefährdung seiner Familie sich zur Zeit der Okkupation während des II. Weltkriegs dem Feind entgegengestellt hat. So erfüllte er die Worte, die er zur Begrüßung von T. G. Masaryk bei den Legionären während seines Besuchs am 26. Juni 1924 in Bojkovice an ihn richtete: „… wir sind bereit - wir schwören - Ihnen - auch weitere Opfer zu bringen, um Sie und unsere Republik zu schützen“.
Miroslav Navrátil