Tomáš Vacek 1899 - 1942
Geboren 15.11.1899 in Klatovy
Gestorben 14.4.1942 in Mauthausen
Biografie
Tomáš Vacek wurde in die Familie eines herrschaftlichen Kutschers geboren; er war tschechischer Nationalität.
Nach dem Umzug nach České Budějovice (Budweis) durchlief er die dortige Realschule und legte im Jahre 1917 sein Abitur ab. Er schrieb sich an der Hochschule für Tiermedizin Wien ein, wurde jedoch in die österreichisch-ungarische Armee einberufen; im Schuljahr 1918-1919 besuchte er die Militärische Veterinärakademie in Wien. Nach der Vertreibung der tschechischen Studenten aus Wien setzte er sein Studium an der Universita Karlová (Karlsuniversität) Praha fort. Im Jahre 1919 trat er an die neu gegründete Vysokou škola zemědělská (Landwirtschaftliche Hochschule) in Brno (Brünn) über. Im Jahre 1923 wurde er als Assistent eingesetzt; in den Jahren 1922-1924 studierte er an der Medizinischen Fakultät der Masaryk-Universität in Brno (Brünn). An der Landwirtschaftlichen Hochschule (VŠZ) promovierte er im Jahre 1923 zum Doktor der Veterinärmedizin. Im Jahre 1925 legte er seine Habilitationsschrift vor, in der er das physiologisch-morphologische Problem der Anpassungsfähigkeiten der Lunge von Säugetieren an eine Umgebung mit verringertem Sauerstoffpartialdruck behandelte. Als Privatdozent war er dann ständig in der Assistentenposition tätig, ab dem Schuljahr 1926-1927 wurde er mit der Vertretung von Vorlesungen und Seminaren in Physiologie beauftragt. 1926 absolvierte er dank der Rockefeller-Stiftung einen zweisemestrigen Aufenthalt am physiologischen Institut des University College of London. Dieser Aufenthalt inspirierte ihn zum Studium der biologischen Wirkungen der ultravioletten Strahlung auf die Arbeitsweise der Längs- und Ringmuskulatur des Verdauungstrakts. Seit dem Jahre 1927 war er ständiger Korrespondent der Physiological Abstracts. Im Jahre 1931 wurde er zum außerordentlichen Professor und gleichzeitig zum Vorstand des physiologischen Instituts ernannt; im Jahre 1936 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt. Schon seit dem Jahre 1935 bekleidete er dabei die Leitung des Lehrstuhls für Anatomie, Physiologie und Tiermedizin.
Beeinflusst durch die internationalen Erfahrungen konzentrierte er sein wissenschaftliches Interesse auf das Studium der Hormone, insbesondere Adrenalin. Er widmete seine Aufmerksamkeit dem Themengebiet der Aufspaltung des Adrenalins durch verschiedene chemische Faktoren sowie seiner Fotooxydation. Nach dem colorimetrischen Messverfahren arbeitete er die Stufen seiner Oxidation aus. Nach dem Studium des Adrenalins richtete er sein Interesse auf weitere Hormone, und zwar auf die Geschlechtsdrüsen, den Vorderlappen der Hypophyse, auf die Bauchspeicheldrüse und die Schilddrüse. Ende der 1930er Jahre beschäftigte er sich ebenso mit Forschungen zur hormonellen Steuerung des Wasseraustauschs bei Vögeln, er erforschte die gegenseitigen Beziehungen verschiedener Hormone und Vitamine. Unter anderem beleuchtete er die Beziehungen der Geschlechtshormone bei der Blutbildung und zum Vitamin E usw. Er veröffentlichte die Ergebnisse seiner Forschungen in 50 wissenschaftlichen Originalarbeiten. Er gehörte zur Spitze der damaligen tschechischen Endokrinologen. Im Jahre 1937 veröffentlichte er ein umfangreiches Lehrbuch mit dem Titel Srovnávací fysiologie domácích zvířat a ostatních obratlovců (Vergleichende Physiologie der Haustiere und übrigen Wirbeltiere). Er war Mitglied der Tschechoslowakischen Biologischen Gesellschaft in Brno (Brünn), der Tschechischen Landwirtschaftsakademie, der Société de chimie biologique in Paris und der Association for the Study of Internal Secretion in Los Angeles, USA.
Nach der Demobilisierung und Okkupation der Tschechoslowakei engagierte er sich in der militärischen Gliederung der Widerstandsorganisation Obrana národa (Verteidigung der Nation) in Brno (Brünn). Er war in die Hochschul-Widerstandsgruppe eingebunden, die das Ausland über die Verfolgung durch die Nazis informierte, er unterstützte Verfolgte und vor allem Hinterbliebene u. Ä. Im Dezember 1941 wurde er im Rahmen einer ausgedehnten Verhaftungswelle festgenommen und im Kounicov kolej (Kaunitz-Wohnheim) in Brno (Brünn) eingesperrt. Von dort wurde er am 4. Febrzar 1942 zusammen mit einer Gruppe von Brünner Hochschullehrern in das Konzentrationslager Mauthausen abtransportiert. Infolge der unmenschlichen Tyrannei, entkräftet von einer schweren Krankheit und der schweren Arbeit starb er nach einem großen Blutverlust am 14. April 1942 im Alter von 43 Jahren.
Im Jahre 1946 wurde ihm in memoriam das Tschechoslowakische Kriegskreuz 1939 verliehen und das physiologische Institut nach ihm benannt. Zu seiner Ehre wurde auch ein Forschungs- und Publikationsfonds eingerichtet; an der Landwirtschaftlichen Hochschule wurde ihm in memoriam ein Ehrendoktorat der technischen Wissenschaften erteilt. Ferner wurde im Jahre 1946 in Brno-Královo Pole (Brünn-Königsfeld) eine Straße nach ihm benannt. Sein Name ist auch auf einer im Mai 1990 in Mauthausen enthüllten Gedenktafel verewigt.
Michal V. Šimůnek
Position im Raum

