Деспот Опарушић / Despot Oparušić 1889 - 1943

Geboren 9.8.1889 in Donji Petrovci
Gestorben 15.4.1943 in Gusen

Biografie

Als Despot Oparušić 1943 nach Mauthausen deportiert wurde, war er bereits seit acht Jahren Bürgermeister von Donji Petrovci, einem Dorf in der Woiwodina in Serbien, im ehemaligen Jugoslawien. Donji Petrovci war ein bäuerlich geprägtes, kleines Dorf mit rund 1.000 Einwohnern. Die umliegenden fruchtbaren Böden und der Fleiß und die harte Arbeit der lokalen Bevölkerung hatten dem Dorf einen gewissen Wohlstand gebracht. Despot Oparušić war eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Er war progressiv und zukunftsorientiert und immer auf der Suche nach Möglichkeiten, die Dinge zum Besseren zu ändern. Dafür genoss er bei der Bevölkerung von Donji Petrovci großes Ansehen und höchsten Respekt. In seinen acht Jahren als Ortsvorsteher hatte er das Dorf nachhaltig modernisiert: Das Dorf erhielt eine Grundschule, wurde an das Stromnetz angeschlossen, die Straßen im Dorf wurden asphaltiert sowie auch die Straße zum Bahnhof im Nachbardorf Putinci. Rund um seine Bemühungen für die Elektrifizierung des Dorfes gibt es heute noch zahlreiche Anekdoten in den Familien, da viele Bewohner sich dem Projekt heftig widersetzten, befürchteten die Menschen doch, dass ihre Häuser beim Einschalten der Lampen niederbrennen würden. Jahre vor seiner späteren Deportation nach Österreich war Despot schon in das Nachbarland gereist, um dort neue Ideen und Entwicklungen kennenzulernen, die er später in seinem Dorf umsetzen konnte. Sein Interesse galt vor allem neuen Obstbaumsorten, die er kaufte und in Donji Petrovci anpflanzte. Einige dieser Bäume gibt es noch heute im Dorf.

Despot Oparušić wurde im Jänner 1943 zusammen mit seinem Sohn Novak, seinem Bruder Mladen, seinem Neffen Ilija und rund 20 weiteren männlichen Familienmitgliedern von der SS verhaftet. Als Vergeltungsmaßnahme für einen Angriff der Partisanen auf die nahegelegene Eisenbahnstrecke wurden alle männlichen Dorfbewohner – rund 200 Personen – die man an diesem Tag finden konnte, zusammengetrieben. Die Dorfbewohner wurden zunächst in das Konzentrationslager Staro Sajmiste in Serbien überstellt. Einige Tage später wurden die gesündesten von ihnen, das waren rund 100 Personen, nach Mauthausen deportiert, wo sie am 2. Februar 1943 ankamen. Despot, ein stolzer und starker Mann, starb nur zwei Monate nach seiner Ankunft in Mauthausen infolge der dort herrschenden unmenschlichen Bedingungen an Dysenterie. Er wurde – noch halb lebendig – im Krematorium in Gusen verbrannt. Davor hatte er ein kleines Messer und seine Lebensmittelration dem damals 17-jährigen Borivoj Oparušić gegeben, der sie seiner Meinung nach dringender nötig hatte als er, da Borivoj jung war und überleben würde. Borivoj hat tatsächlich überlebt und uns diese Geschichte erzählt. Despot war mit Zorka Oparušić verheiratet und hatte zwei Söhne, Novak und Jovan, und die Tochter Anica (zwei weitere Söhne waren bereits im Kleinkindalter gestorben).

Novak wurde zusammen mit seinem Vater nach Mauthausen/Gusen deportiert. Am 20. Februar 1943 wurde er von Gusen nach Linz III verlegt, um in den Waffenfabriken der Voest Alpine Zwangsarbeit zu leisten. Er wurde beim Bombenangriff der Alliierten auf den Linz III Fabrikskomplex am 25. Juli 1944 getötet. Jovan wurde von einem deutschen Scharfschützen im Dorf Donji Petrovci ermordet. Die Haare von Zorka färbten sich über Nacht grau.

Tatjana Claasen Vujcic, Urenkelin

 

Quellen:
Familie, Überlebende, KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Borivoje Oparušić (https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn45398)

Position im Raum