František Gregor 1896 - 1942

Geboren 21.2.1896 in Ubušín
Gestorben 25.5.1942 in Mauthausen

Biografie

František Gregor wurde in die Familie eines Bauern geboren; er war tschechischer Nationalität und bekannte sich zur Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder. Einer seiner Söhne, František (1926–1997), wurde ebenfalls ein bedeutender Entomologe.

Die Mittelschulausbildung absolvierte er in den Jahren 1907-1914 an der staatlichen Realschule in Nové Město na Moravě (Neustadt in Mähren), wo er im Jahre 1914 erfolgreich das Abitur ablegte. Im Wintersemester 1914-1915 begann er ein Studium in Naturkunde und Geographie an der FF der Tschechischen Universität Praha. Bedingt durch eine Kriegspause in den Jahren 1915-1918, wo er an der russischen und italienischen Front diente, schloss er das Studium erst im Jahre 1922 ab. Schon in der Zeit des Absolutoriums war er als Mittelschullehrer (neu gegründetes Minderheitengymnasium in Nový Jičin (Neutitschein) angestellt. Vorher war er kurze Zeit als vorläufiger Mittelschullehrer in Praha (1921) und ab dem Jahre 1922 als regulärer Mittelschullehrer in Brno (Brünn) (1922-1923) und Mukačevo (Mukatschewo) (1924-1926) angestellt. In den Jahren 1926- 1935 war er erneut in Nový Jičin (Neutitschein) und ab dem Schuljahr 1935-1936 bis zu seiner Verhaftung an der zweiten Realschule in Brno (Brünn) bzw. Brno-Zidenice tätig.

Gregor hatte schon von früher Kindheit an ein enges Verhältnis zur Natur, das sich bei ihm in wissenschaftliches Interesse an Zoologie, konkret Entomologie, verwandelte. Schon während des Studiums an der Prager Universität beschäftigte er sich mit Hautflüglern und der Faunistik von Holzwespen. Nach und nach profilierte er sich zu einen der größten Experten der Gruppe der Schlupfwespen (Ichneumoninidae), und zwar nicht nur in der Tschechoslowakei. Er initiierte und organisierte eine systematische entomologische Erforschung Mährens. Nach ihm wurden ebenso einige neu entdeckte Insektenarten benannt. Seine unvollendete umfangreiche Schlupfwespen-Sammlung, die 70.000 Exemplare zählte, wurde im Nationalmuseum in Praha aufbewahrt. Zu diesem Themengebiet veröffentlichte er dreißig Studien. Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung erstellte er eine spezielle Monographie über ein Reservat für Holzwespen und Schlupfwespen bei Mohelno (Mohleno). Er war Gründungsmitglied des Naturwissenschaftlichen Klubs in Praha, Mitglied des Naturwissenschaftlichen Klubs in Třebič (Trebitsch), Leiter der entomologischen Sektion des Naturwissenschaftlichen Klubs in Brno (Brünn) und in den Jahren 1931-1941 Mitglied der Mährischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft am gleichen Ort. Im Jahre 1937 wurde er Autor der Entomologischen Blätter (Folia entomologica) in Brno (Brünn), deren erster Redakteur er war. Er war ebenso ein bekannter Popularisator, er wirkte als Ausbilder im Sportverein Sokol und Kurator der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder.

Nach der deutschen Okkupation beteiligte er sich als eines der Mitglieder der dreiköpfigen Vereinigung Gregor-Krist-Máčel, die eng mit der Brünner ON (Verteidigung der Nation), konkret mit der Gruppe Brünn-West, zusammenarbeitete, aktiv am Widerstand. Nach dem deutschen Überfall auf die UdSSR (Sowjetunion) engagierte er sich in der illegalen Bewegung der Hochschulprofessoren. Am 13. November 1941 (in anderen Quellen ist der 18. November angegeben) wurde er von der Brünner Gestapo verhaftet und einen Monat später nach vielen Verhören vor das Brünner Deutsche Standgericht gestellt. Dieses verurteilte ihn am 12. Dezember 1941 zur Übergabe an die Gestapo bzw. zur Deportation in ein Konzentrationslager. Konkret wurde er am 13. Mai 1942 nach Mauthausen abtransportiert. František Gregor starb am 25. Mai 1942 im Alter von 46 Jahren in Mauthausen an den Folgen der qualvollen Haft.

Im Jahre 1945 wurde er in memoriam zum Ehrenmitglied der Tschechischen Entomologischen Gesellschaft ernannt. Per Dekret des Präsidenten der Republik aus dem Jahre 1947 wurde er in memoriam zum Direktor der Mittelschule am staatlichen Realgymnasium in Nový Jičin (Neutitschein), und zwar rückwirkend zum 01. Mai 1942, ernannt. An seinen Namen wird auf Gedenktafeln in der Křenová-Straße Nr. 2 und am Moravské náměstí (Mährischer Platz) Nr. 1 in Brno (Brünn) erinnert. In Nový Jičin (Neutitschein) ist eine Straße nach ihm benannt. An seinen Namen wird ebenfalls auf der Gedenktafel der zu Tode gefolterten Brünner Akademiker in Mauthausen erinnert.

Michal V. Šimůnek

Position im Raum