Stanislav Albrecht 1908 - 1943
Geboren 2.6.1908 in Praha
Gestorben 26.1.1943 in Mauthausen
Biografie
Die Geschichte der Familie Albrecht
Stanislav Albrecht wurde am 2. Juni 1908 in Prag-Michle als unehelicher Sohn von Stanislav Huvák und Barbora Albrechtová geboren. Er besuchte fünf Klassen der allgemeinen Schule, drei Klassen der Bürgerschule und zwei Klassen der Handelsschule. Im Jahre 1930 trat er den Militärdienst beim 9. Infanterieregiment Karl Havliček Borovský in Most an. Nach dem Militärdienst arbeitete er als Handelsberater. Seit dem 25. März 1939 besaß er den Führerschein für einen LKW der Marke Chevrolet. Im Juni 1941 suchte er eine neue Anstellung. Er fand sie in der Janeček-Fabrik in Prag-Pankrác, wo er als Fräser-Metallbearbeiter eintrat.
Albrecht war römisch-katholischen Bekenntnisses. Nach Gründung der Tschechoslowakei meldete er sich jedoch bei der neu gegründeten Tschechoslowakischen Kirche an. Er war ein begeisterter Sportler. Er spielte Fußball, schwamm und fuhr Rad. Er war auch ein Anhänger der Tramperbewegung, was sich in seiner Mitgliedschaft in der Gemeinde Ascalona widerspiegelte, die ihr Lager am Fluss Kocába in der Nähe von Štěchovice hatte.
Stanislav Albrecht war ein Mann mit kastanienbraunen Haaren, grauen Augen, einem ebenmäßigen Mund und einem rundlichen Kinn. Er war 175 cm groß. Er heiratete Františka Zeithamlová, geboren am 4. September 1912 in Prag. Františka war Arbeiterin in der Janeček-Fabrik. Die Eheleute wohnten seit 12. Juli 1933 im Haus Nr. 287 in der Brožíkova ulice in Prag-Michle. Der vorherige Wohnsitz von Stanislav Albrecht befand sich in der Palackého třída Nr. 1006 in Michle.
Durch die gemeinsame Anstellung näherte sich Stanislav Albrecht Oldřich Frolík an. Oldřich Frolík wurde wegen seiner ausgeprägten antideutschen Haltung bald Mitglied der radikalen Organisation Říjen (Oktober) des Sportvereins Sokol. Die Organisation Říjen entstand bald nach den repressiven Maßnahmen der Deutschen gegen den Widerstand im Sportverein Sokol. Daher wurden, als Ende Dezember 1941 die Fallschirmspringer der Besatzung ANTHROPOID nach Prag kamen, diese von den Říjen-Mitgliedern als ersehntes Geschenk willkommen geheißen und von den Widerstandskämpfern aufopferungsvoll betreut. Der Kreis der Unterstützer musste ständig erweitert werden. Wahrscheinlich hat Frolik zu diesem Zeitpunkt Albrecht angesprochen, ob er sich nicht dem Unterstützerkreis anschließen wolle. Albrechts Patriotismus, der bereits durch seine Neigung zur Tschechoslowakischen Kirche gegeben war, sein abenteuerlustiges und romantisches Wesen, das durch das Trampen geprägt war und sein Sinn für Gerechtigkeit und Fairplay, das ihn im Sport prägte, führten dazu, dass er Frolik keine andere als eine positive Antwort geben konnte. Damit reihte er sich in die lange Reihe der Unterstützer ein. Seine engsten Freunde im Widerstand wurden dann der schon erwähnte Oldřich Frolík und Otakar Šrámek, beides Angestellte der Janeček-Fabrik. Ein weiterer Mitarbeiter wurde Jaroslav Pechman, Mitglied der Gruppe Říjen, der in der Nachbarstraße im Haus Hanusová ulici 1023/9 wohnte.
Am Monatswechsel August/September 1942 kamen die Gestapo-Beamten zu der Erkenntnis, dass die „Straftäter oder ihre Helfer in Prag-Pankrác, in der Nähe der Janeček-Fabrik wohnen mussten. Bei der Durchsuchung einer Wohnung in Pankrác stießen sie auf den Namen Frolik.“ Die Gestapo-Beamten versuchten, Frolik am 15. September zu verhaften. Bei dieser Verhaftung gelang es Frolik zu entkommen und bei einer Schießerei einen Gestapo-Beamten tödlich und einen weiteren schwer zu verletzen. Frolik versteckte sich nach der Flucht bei Otakar Šrámek. Auch die Kriminalbeamten der tschechischen Protektoratspolizei begaben sich auf die Spur von Froliks nächsten Bekannten. Das geschah unter der Androhung, dass 30 von Froliks Verwandten erschossen werden und 500 Bürger des Protektorats in Konzentrationslager verschleppt würden. Dieser psychische Druck führte zum Erfolg. Der Protektoratspolizei gelang es, Šrámek zu ermitteln. Unter Druck verriet er dann, wo sich Frolik versteckt hielt. Die Gestapo-Beamten wollten jedoch keine weitere misslungene Verhaftung riskieren. Daher zwangen sie Šrámek einen Brief aufzusetzen, der Frolik in den vor der Schneiderei von František Silovský, in der er sich versteckt hielt, bereitgestellten Transporter locken sollte. Am 23. September war die Falle vorbereitet. Acht Männer mussten eingesetzt werden, um Oldřich Frolík zu überwältigen. Diese Verhaftung löste eine weitere Verhaftungswelle aus. Noch am gleichen Tag wurde auch Stanislav Albrecht zusammen mit seiner Ehefrau Františka um 17 Uhr festgenommen. Die Verhöre von Albrecht wurden von Kriminalkommissar Heiz Jantur aus dem Referat IIG geführt, zu dessen Agenda der unerlaubte Waffen- und Sprengstoffbesitz einschließlich der Delikte gemäß dem Gesetz über sog. heimtückische Angriffe auf den Staat gehörte. Von Albrecht erfuhren die Gestapo-Beamten jedoch nichts mehr. Nach seiner Festnahme kam es nicht mehr zu einer Verhaftung nach der anderen.
Nach der Gefangenschaft in Pankrác wurden die Eheleute in das Haftgefängnis der Prager Gestapo auf die Kleine Festung Terezín verlegt. Die Verurteilung der Eheleute Albrecht erfolgte erst am 8. Januar 1943, als sie von einem Standgericht in Prag in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurden. Daraufhin wurden sie am 15. Januar mit einem 31 Personen zählenden Transport in das Konzentrationslager Mauthausen verschleppt. Hier wurden sie in den Zellen des sog. Bunkers untergebracht, wo sie auf die Hinrichtung warteten. Diese erfolgte am 26. Januar 1943. An diesem Tag wurden um 16:15 Uhr 15 Frauen in der Gaskammer ermordet. 16 Männer wurden im Erschießungsraum durch einen Schuss in den Hinterkopf ermordet. Stanislav Albrecht um 16:29 Uhr.
Vlastislav Janík, Forscher, Delegierter des Mauthausen-Komitees in Tschechien