Theodor Rakwetz 1901 - 1944
Geboren 14.9.1901 in Gaming
Gestorben 14.10.1944 in Mauthausen
Biografie
Unvergessen: Theodor Rakwetz sen.
Theodor Rakwetz sen. wurde am 14. September 1901 als Sohn eines Eisenbahners in Gaming im Bezirk Scheibbs (Niederösterreich, NÖ) geboren. Nach einer Lehre zum Maler und Anstreicher meldete er sich als Sechzehnjähriger freiwillig für den Einsatz im Ersten Weltkrieg und nahm als Soldat an den letzten Isonzo-Schlachten teil. Nach dem Zusammenbruch der Habsburger-Herrschaft im November 1918 trat Rakwetz in Gmünd (NÖ) der neu gegründeten österreichischen Volkswehr und der Sozialdemokratischen Partei (SDAP) bei und wurde dort auch von seinen Kameraden zum Soldatenrat gewählt. Im Frühjahr 1919 wurde er und einige seiner Genossen dann bei einem Versuch, zur Verteidigung der Ungarischen Räterepublik illegal über die Grenze zu gelangen, verhaftet. Rakwetz verbrachte deshalb einige Zeit in der Haftanstalt Stein (Krems/Donau).
Theodor Rakwetz übersiedelte danach nach Linz. 1921 trat er in Linz der Arbeiterwehr bei, 1923 dem Republikanischen Schutzbund. In Linz lernte er auch seine spätere Frau Leopoldine kennen. Am 25. Jänner 1925 vergrößerte sich die junge Arbeiterfamilie: Der Sohn, Theodor jun., wurde geboren.
Rakwetz arbeitete zuerst für eine Baufirma und von 1926 bis 1934 in der sozialdemokratischen Druckerei Gutenberg. Er war in der Sozialdemokratischen Partei und im Arbeiter-Feuerbestattungsverein „Die Flamme“ aktiv. Bei der „Flamme“ gehörte er der oberösterreichischen Landesleitung an und war auch Leiter der Linzer Ortsgruppe. Weiters engagierte sich Rakwetz bei den Arbeiterturnern bzw. im Wehrsport.
Verschiedenen Angaben zufolge nahm Theodor Rakwetz den Rang eines der stellvertretenden Schutzbundkommandanten von Linz ein. Rakwetz betätigte sich im Schutzbund als Ausbilder und nach dem Verbot des Schutzbundes Ende März 1933 in der Herstellung und beim Transport von Waffen. Am 8. Februar 1934 wirkte er am gemeinsamen Beschluss mit den oberösterreichischen Schutzbundführern unter Richard Bernaschek mit, bei der nächsten Waffensuche von Polizei und Heimwehr in Linz Widerstand zu leisten. In der Nacht zum 12. Februar 1934 organisierte er an maßgeblicher Stelle die Bewaffnung der 80 Schutzbundmänner im Hotel Schiff, der Linzer Parteizentrale der SDAP, hielt vor Ort die Nacht über Bereitschaft, nahm an der Besprechung der Linzer Schutzbundführung ab 6:00 Uhr morgens teil und verteidigte ab 7:00 Uhr das Hotel Schiff.
Nach der Niederschlagung der Arbeitererhebung flüchtete Rakwetz Anfang März 1934 zuerst in die Tschechoslowakische Republik, wo er neben vielen anderen Schutzbündlern der Kommunistischen Partei beitrat. Mit dem ersten Schutzbund-Transport fuhr er im April 1934 weiter in die Sowjetunion, wo er in Moskau zuerst in der 7. Städtischen Druckerei „Iskra Revolucii“ („Funke der Revolution“), später dann im Exekutivkomitee der Internationalen Roten Hilfe und in verschiedenen Moskauer Großbetrieben arbeitete.
Seine Frau Leopoldine und sein Sohn kamen aus Linz nach Moskau nach, wo sie im sogenannten „Schutzbundhaus“ im Zentrum Moskaus wohnten. Hier lebte die Witwe des hingerichteten Wiener Schutzbundführers Karl Münichreiter in der Nachbarwohnung. Rakwetz studierte bis 1936 an der Kommunistischen Universität der nationalen Minderheiten des Westens, einer Einrichtung der Kommunistischen Internationale.
Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion meldeten sich die Kommunisten Vater und Sohn Rakwetz, die seit Jänner 1941 die sowjetische Staatsbürgerschaft besaßen, zum Einsatz in der Roten Armee. Zusammen mit anderen Österreichern, unter ihnen auch der Neffe Richard Bernascheks, der Kommunist Hugo Müller aus Linz, wurden beide zu Fallschirmkundschaftern, das heißt für den Einsatz hinter der Front, ausgebildet. Ihr Auftrag war die Erkundung von reichdeutschen Truppentransporten und Industrieverlagerungen. Sie landeten im Mai 1943 jedoch 30 km vor dem vereinbarten Punkt in der Nähe von Berlin und wurden unmittelbar nach der Landung festgenommen.
Es gibt Hinweise, dass Theodor Rakwetz vorerst in der ostpreußischen Stadt Königsberg festgehalten wurde. Die Gestapo Wien registrierte die beiden schließlich am 22. März 1944. Rakwetz war in der Zelle 6 der Gestapozentrale am Wiener Morzinplatz inhaftiert, gemeinsam mit dem kommunistischen Widerstandskämpfer Josef Sasso. Sasso berichtete über die besondere Kameradschaftlichkeit des Vaters Rakwetz: Sasso wurde zwischen den Gestapoverhören in der Zelle zur Folter mit den Armen rückwärts an das Fenstergitter angekettet. Rakwetz schob ihm damals immer wieder über längere Zeit seine Beine unter, um damit Sassos Körper anzuheben und dessen schmerzende Arme zu entlasten. Außerdem gab Rakwetz auch einen Teil seiner Gefängnissuppe an Sasso ab.
Nach Unterlagen der Gestapo zwang diese die beiden zu einem so genannten „Funkspiel“ mit der Roten Armee. Das bedeutet, sie hätten den sowjetischen Funkpartnern falsche Angaben im Auftrag der Gestapo liefern sollen. Offenbar versuchte dabei der junge Rakwetz, die sowjetischen Stellen zu warnen. Dieser „Spielverrat“ bedeutete schließlich das Todesurteil für beide. Rakwetz sen. war bereits am 19. Juli 1944 in das KZ Mauthausen eingeliefert worden, Rakwetz jun. wurde am 13. Oktober 1944 von der Gestapo Wien dorthin überstellt. Am 14. Oktober 1944 wurden beide im KZ Mauthausen ermordet, der Vater angeblich im „Bunker“. Beim Sohn findet sich in den Unterlagen der KZ-Lagerführung der Eintrag „auf Befehl des Reichsführer SS erhängt“.
Im Krematorium von Mauthausen erinnert eine Gedenktafel des KZ-Verband/VdA OÖ an Vater und Sohn Theodor Rakwetz. Sie leisteten den eigenen Beitrag zur Befreiung, den die Moskauer Deklaration im Oktober 1943 vom österreichischen Volk eingefordert hat.
KZ-Verband/VdA Oberösterreich (2024)
Position im Raum

