Božena Brychová 1921 - 1942

Geboren 29.11.1921 in Chrudim
Gestorben 24.10.1942 in Mauthausen

Biografie

Die Geschichte der Familie Brych

Marie Brychová wurde am 29. Juni 1893 in Brandýs nad Labem als Kind von Jan und Marie Maturová geboren. Sie war mittelgroß, hatte kastanienbraune Haare und graue Augen. Sie heiratete den Händler Jan Brych. Ihr Heimatort war Skuteč bei Vysoké Mýto. Die Eheleute wohnten zuerst an einer Adresse in Karlin in der Poděbradová 408. Später zogen sie in eine Wohnung in der ulice Královská 110 und anschließend in den Stadtteil Prag XIII in die Straße U Kanálky 5. Da für Marie weder ein Eintrag über eine abgeschlossene Ausbildung noch über eine Anstellung vorliegt, kann angenommen werden, dass sie sich um den Haushalt kümmerte. Sie war römisch-katholischen Bekenntnisses. Am 2. März 1912 wurde ihr Sohn Jan geboren. Jan wohnte in Karlin in der Rokycanská ulice 495. Von seiner Mutter hatte er die kastanienbraunen Haare und die blaugrauen Augen geerbt. Er wurde kaufmännischer Leiter in der Firma seines Vaters. An der Adresse seiner Eltern in Vinohrady traf er Fräulein Helena Vejvodová, von Beruf Arbeiterin, die seine Verlobte wurde. Zwei Jahre später, am 8. Juni 1914 wurde ihre Tochter Marie geboren, die später Chemieingenieurin wurde. Sie wohnte im Stadtteil Prag X, in der Královská ulice 110. Im Jahre 1938 bewarb sie sich um eine Anstellung beim Magistrat der Hauptstadt Prag. Das dritte Kind der Eheleute Brych war ihr Sohn Josef, der am 7. September 1918 in Karlín geboren wurde. Er wählte später den Beruf eines Unternehmensberaters. Im Jahre 1940 beantragte er die Erteilung einer Gewerbegenehmigung. Er war mit Božena Brychová geborene Havlíčková, geboren am 29. November 1921 in Chrudim, verheiratet, sie war Hausfrau. Vor der Heirat war sie als Tänzerin im Hotel Sport in Náchod angestellt. Wahrscheinlich sind sich die beiden auch dort zum ersten Mal begegnet. Josef Brych reiste nämlich als Textilhändler nach Náchod und meldete später einen vorübergehenden Wohnsitz im Hotel Sport an. Beide Eheleute wohnten unter der Adresse U Kanálky 5 zusammen mit ihren Eltern. Die Ehe war jedoch nicht glücklich. Sie war von Streit und plötzlichen Auszügen der Ehefrau aus der gemeinsamen Wohnung begleitet. Es gibt zumindest vom 15. August 1941 einen Beleg darüber, als Josef Brych auf dem Polizeikommissariat in Královské Vinohrady das Verschwinden seiner Ehefrau nach einem Familienstreit meldete. Am folgenden Tag erschien die Ehefrau jedoch wieder zu Hause und Josef Brych ließ die Suche nach ihr einstellen.

Die Tragödie der Familie erfolgte nur kurz nach der Auskundschaftung der Fallschirmspringer in der Krypta der St. Cyrill-und-Method-Kirche. Die Gestapo konnte wegen des Versagens der Fallschirmspringer aus der Gruppe OUT DISTANCE in den breiteren Kreis der Unterstützer der Fallschirmspringergruppe ANTHROPOID eindringen. Zu diesem Kreis gehörte auch die Familie Brych. In den Abendstunden des 23. Juni wurden Marie Brychova, ihre beiden Söhne, die Tochter, die Schwiegertochter und die Verlobte wegen Reichsfeindlicher Tätigkeitverhaftet. Um 20 Uhr wurden sie nacheinander von Mitarbeitern des Gefängnisdienstes übernommen und in das Haftgefängnis der Gestapo gebracht. Über den Grund dieser Verhaftung ist bis heute nicht viel bekannt, es lässt sich nur vermuten, was deren Ursache war. Die einzige Zeugenaussage, in der es um den Grund ihrer Verhaftung geht, lieferte Emanuel Filipek, Mitglied des Sportvereins Sokol in Karlin, der im September 1945 folgende Zeugenaussage abgab: Ein für uns sichtbarer und anerkannter Kopf war Hajský-Zelenka, auch wenn wir manchmal bezüglich einiger seiner Meinungen zu einer bestimmten Sache nicht mit ihm übereinstimmten. Von Oktábec haben wir gewusst, dass zu Zelenka Leute direkt mit Bitten kamen, die Organisation einer Sache zu übernehmen.... Er nutzte die Dienste eines Geheimsenders, der unter dem Schutz der Brüder Josef und Jan Brych aus Karlin, später manchmal in einer Hütte bei Zbraslav und dann in der Wohnung von Jan Brych Jun. in Král. Vinohrady, in der Kanálska ulice, wo auch die deutsche ,Nothilfe' ihren Sitz hatte, arbeitete. Dort wurde er dann von der Gestapo gefunden. Von der gesamten Familie Brych ist jetzt nur noch der Vater des Bruders Jan Brych am Leben.Die Verhöre der Familie Brych führte Kriminalinspektor Oskar Fleischer von der III. Abteilung der Gestapo. Es handelte sich um einen sehr hitzköpfigen Gestapo-Angehörigen, der bei der Gestapo den Spitznamen Hitzköpfiger Kommissarhatte. Er hatte die meisten verhafteten tschechischen Patrioten auf seinem Konto und die Leitung der Gestapo vertraute ihm die schwierigsten und riskantesten Aktionen an. Daher kann auch eingeschätzt werden, dass die Gestapo großen Wert auf die Verhaftung der Familie Brych legte.

Nach den Verhören, die bis zum September 1942 stattfanden, wurden die Familienangehörigen der Familie Brych in das Haftgefängnis der Prager Gestapo in die Kleine Festung nach Terezin verlegt. Ende September wurden sie in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Von diesem Urteil haben sie jedoch nie erfahren. Am 23. Oktober wurden sie noch zusammen mit 262 weiteren Verurteilten in das Konzentrationslager Mauthausen gebracht. Hier wurden sie am 24. Oktober 1942 in der Hinrichtungsstätte des Lagergefängnisses hingerichtet. Marie Brychová um 8:36 Uhr, ihre Tochter um 8:38 Uhr, die Schwiegertochter um 8:34 Uhr und die Verlobte von Jan Brych, Helena Vejvodová, um 10:16 Uhr. Die Söhne Josef und Jan wurden um 17:00 Uhr und 17:02 Uhr hingerichtet.

Von der gesamten Familie wurde, was interessant ist, Jan Brych nicht verhaftet und überlebte das als Heydrichiade bezeichnete Wüten. Dieser erhielt auch die Totenscheine seiner Familienangehörigen. Ich vergesse nie eine Begegnung mit ihm irgendwann im Frühjahr 1943, als er, wegen der Tränen keines Wortes fähig, mir die eingegangenen Totenscheine seiner Familienangehörigen zeigte…“, erinnerte sich Filípek an die Begegnung mit Brych.

Am gesamten Fall der Familie Brych ist interessant, dass ihr Vater Jan nicht verhaftet wurde. Aus welchem Grunde, darüber kann nur nachgedacht und spekuliert werden. Umso mehr, als die Verlobte des Sohns Jan, die noch nicht mit ihm verheiratet war, verhaftet und hingerichtet wurde. Und so wirft die Verhaftung der Familie Brych bis heute immer noch eine Frage auf, die noch nirgendwo beantwortet wurde, und viele überlebende Zeitzeugen stoßen darauf. Verfügte Jan Zelenka-Hajský mittels des bei der Familie Brych versteckten Senders tatsächlich über eine Verbindung nach London oder nicht und warum wurde gerade der Vater Jan Brych vom Wüten der Deutschen verschont und warum ist keine seiner Zeugenaussagen nach dem Krieg erhalten geblieben?

Vlastislav Janík, Forscher, Delegierter des Mauthausen-Komitees in Tschechien

Position im Raum