Zdeňka Paková 1906 - 1942

Geboren 8.11.1906 in Praha
Gestorben 24.10.1942 in Mauthausen

Biografie

Die Geschichte von Zdeňka Paková

„Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es retten.“

Zdeňka Paková wurde am 8. November 1906 in Prag als jüngstes von vier Kindern des Redakteurs Jiří Pak und Arnoštka Paková, geborene Mayerhofferová, geboren. Sie absolvierte die Industrieschule. Von Beginn an arbeitete sie als Sekretärin der Baugenossenschaft Obrodné hnutí studenstva. Nach der Eröffnung des Studentenwohnheims Budeč arbeitete sie dort als Buchhalterin. Sie wohnte in Prag Vršovice in der Mexická ulice 4. Sie war Mitglied der Kirche der Tschechischen Brüder, hatte einen offenen, wahrheitsliebenden und treuen Charakter und strahlte immer Freude aus. Auch in den schwersten Zeiten konnte sie andere erfreuen und Hoffnung erwecken.

Nach der Okkupation schloss sie sich dem Widerstand an. Im Widerstand arbeitete sie mit den Mitgliedern der akademischen Organisation YMCA, Jaroslav Valenta, Jaroslav Šimsa und Rudolf Mareš zusammen. Jaroslav Valenta half sie im Widerstand als Verbindungsfrau. Für ihn und andere Patrioten in der Illegalität besorgte sie Bekleidung, Lebensmittel und gefälschte Personaldokumente. Für Vladimir Krajina und den Radiosender der Organisation Ústřední vedení odboje domácího (Zentrale Leitung des heimischen Widerstands) übermittelte sie über František Drašner Geheimdienstinformationen. Ihre Wohnung diente als Versteck für Rudolf Mareš, František Peltán und Jaroslav Valenta während ihres Lebens in der Illegalität. In ihrer Wohnung gewährte sie auch einem englischen Offizier, der aus einem Kriegsgefangenenlager geflohen war, Major Ronald Littledale, Quartier.

Major Ronald Littledale stammte aus der Grafschaft Cherhire. Er diente neun Jahre lang in der britischen Kolonialarmee in Bombay und wurde nach Ausbruch des Krieges mit Deutschland Mitglied des britischen Expeditionskorps in Frankreich. Bei den Rückzugskämpfen um die Stadt Calais geriet er in Gefangenschaft. Von dort wurde er dann in ein Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet des sog. Generalgouvernements transportiert. Aus dem Kriegsgefangenenlager gelang ihm die Flucht zusammen mit einem weiteren Mitgefangenen. Mit Hilfe einer polnischen Frau gelang es ihm, nach Rumänien zu gelangen, mit dem Ziel, die bulgarische Grenze zu überschreiten und weiter in die Türkei zu gelangen. An der Grenze kam es jedoch zu einem Ereignis, mit dem die geflohenen Gefangenen nicht gerechnet hatten. Ihre Begleiterin verriet sie und lieferte sie an bulgarische Finanzbeamte aus. Diese übergaben sie an die deutschen Sicherheitsorgane. Das erste Verhör der beiden Engländer wurde von Gestapobeamten in Bukarest durchgeführt. Letztere boten den Offizieren an, dass sie, wenn sie die Unterstützer, die ihnen auf dem Weg durch Polen bis Rumänien geholfen hatten, verraten würden, freigelassen werden. Der ehemalige Mitgefangene von Littledale ging auf das Angebot ein und verriet die Namen der Menschen, bei denen sie sich während der Reise versteckt hatten. Freigelassen wurde er dennoch nicht. Stattdessen wurden beide in das Gefangenenlager zurück eskortiert. Bei Roudnice nad Labem gelang es ihnen, aus dem Zug, mit dem sie fuhren, zu fliehen. Sein Kollege wurde kurz danach gefangen. Littledale hatte mehr Glück. Es gelang ihm, bis nach Roudnice zu kommen und über den evangelischen Pfarrer F. Dobiáš aus Krabčice wurde er zum Pfarrer der evangelischen Jugendvereinigung Jan Miřejovský geschickt. Von ihm geriet er zu Beginn des Jahres 1942 in die Obhut des Mitglieds der akademischen Organisation YMCA Zdeňka Paková, die ihn zu den Eheleuten Bergauer brachten, die damals in der Italská ulice 615/7 in Vinohrady wohnten.

Nach und nach beteiligten sich immer mehr Menschen am Verstecken des britischen Offiziers. Außer Zdeňka Paková und ihrer Schwester Jiřina handelte es sich dabei um Anna Kavinová-Schuslterová, die Eheleute Marie und Emil Brunclík und Gertrud Šašková. Major Littledale versteckte sich bis zum 15. Mai 1942 bei diesen Menschen.

Mit Hilfe seiner Freunde in Österreich bereitete Vladimir Bergauer die Flucht von Major Littledale über Österreich in die Schweiz vor, die jedoch nicht gelang. Am 15. Mai reiste Major Littledale mit falschen Dokumenten ausgestattet ins südtschechische Husince ab. Dort schlief er bei einem evangelischen Pfarrer und setzte seine Reise weiter nach St. Anton fort, dass sich an der österreichisch-schweizerischen Grenze befindet. Ein örtlicher Begleiter führte ihn auf Skiern bis auf den Bergkamm, über den die Staatsgrenze verläuft. Es blieb nur die Abfahrt über den Hang nach unten auf die schweizerische Seite. Leider war der Weg in die Schweiz durch Schneebretter gefährdet, die jederzeit abzurutschen drohten. Major Littledale lehnte aus diesem Grunde den Übergang ab und kehrte nach Österreich zurück, unter Hinweis darauf, dass er in das Protektorat zurückkehren werde. Von diesem Vorhaben rieten ihm die österreichischen Widerstandskämpfer ab. Am 27. Mai erfolgte der Angriff auf R. Heydrich und im Protektorat wurde das Standrecht ausgerufen. Trotzdem entschied sich Major Littledale für die Rückkehr. Wahrscheinlich wurde er wegen der verstärkten Bewachung auch auf der deutschen Seite der Grenze nach dem Attentat auf dem Bahnhof von Vimperk verhaftet. Nach seiner Verhaftung entdeckte die Gestapo Anfang Juni alle Verstecke von Littledale und verhaftete alle seine Unterstützer.

Zdeňka Paková wurde am 26. Juni 1942 verhaftet. Aus dem deutschen Polizeigefängnis in Prag-Pankrác wurde sie um den 15. Oktober 1942 herum in die Kleine Festung Terezín deportiert und von dort zur Hinrichtung in das Konzentrationslager Mauthausen, wo sie am 24. Oktober 1942 um 10:24 Uhr ermordet wurde.

Und was war das weitere Schicksal von Major Ronald Bolton Littledale? Nach seinem Schicksal forschte nach dem Krieg der Bruder von Zdeňka Paková, Radim. Er wollte mehr über die Umstände der Verhaftung seiner Schwester erfahren. Daher schrieb er im Herbst 1945 an das Innenministerium, von dem er am 21. September 1946 die Antwort erhielt, dass „laut einer Nachricht der britischen Militärbehörden Oberstleutnant Ronald Bolton Littledale, Kings Royal Rifle Corps, welcher ein entflohener Kriegsgefangener war, am 1. September 1944 bei der Führung seines Regiments im Kampf gefallen ist.“ Aus dieser Nachricht lässt sich ableiten, dass Ronald Littledale nach seiner Befreiung oder einer weiteren Flucht erneut in die Königlich Britische Armee eintrat und sich erneut am Kampf gegen die Deutschen beteiligte.

Ein ähnliches Schicksal wie Zdeňka Paková hatte auch ihr Kollege Jaroslav Valenta. Dieser wurde bei einer Polizeirazzia in der Nacht nach dem Attentat verhaftet und ebenfalls am 24. Oktober 1942 hingerichtet. Jaroslav Šimsa wurde schon im Winter des Jahres 1940 verhaftet. Er durchlief verschiedene deutsche Zuchthäuser. Sein Leben erlosch im Februar 1945 im Konzentrationslager Dachau. Rudolf Mareš wurde im Juli 1942 verhaftet, nachdem er in eine Falle der Prager Gestapo geriet, bei der František Peltán verwundet und erschossen wurde. Er wurde im Oktober 1944 in Pankrác hingerichtet.

 

Vlastislav Janík, Forscher, Delegierter des Mauthausen-Komitees in Tschechien

 

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