Kurt Bermann 1913 - 1943

Geboren 9.1.1913 in Milano
Gestorben 14.1.1943 in Mauthausen

Biografie

Kurt Bermann wurde am 9. Januar 1913 in Mailand geboren.

Sein Vater war Maximilián Bermann, geb. am 5. Januar 1876 (Gemeinde Němčice u Plánice) und Maximilians Eltern waren Hynek (Ignác) Bermann und Kateřina, geborene Sachsel. Hynek Bermann besaß in Němčice das Haus Nr. 38 (zwischen Pfarramt und Kirche) und hatte hier einen Gemischtwarenladen, außerdem handelte er mit Federn und war Metzger. Er starb im Jahre 1930, seine Ehefrau Kateřina starb im Jahre 1909, beide in Němčice.

Kurts Vater Maximilián B. bot im Jahre 1901 in der Zeitung Klatovské Noviny [Klattauer Neuigkeiten] Porträtdienste an - siehe Klatovské listy [Klattauer Blätter] Nr. 52 (jetzt aufbewahrt im örtlichen Dr.-Hostaš-Museum). 

Eine der einzigartigsten und schönsten Erinnerungen an einen Verstorbenen sowie ein passendes Geschenk für alle möglichen Anlässe ist zweifelsfrei ein lebensgroßes Porträt, das von M. Bermann in Němčice u Klatov (Tschechien) nach jeder Abbildung, auch wenn bereits verblichen, sowie von Gruppen, mit einer Garantie für ein getreues Abbild, im feinsten englischen Passepartout für 10 K angefertigt wird. Vertreter mit Bescheinigung werden gegen Fixum oder Provision eingestellt. Meine Bilder sind im Schaukasten des Unternehmens Jos. Fügner auf dem Marktplatz in Klatovy (gegenüber dem Gebäude der Bezirkshauptmannschaft) zur Ansicht ausgestellt. 

Noch als lediger junger Mann hielt er sich in Berlin auf (1910). Schon damals wurde er als Porträtmaler in einem Fotoatelier geführt.

Im Jahre 1912 heiratete er in Saarbrücken Ella Wollenberger (geboren 1884), die aus Köln am Rhein stammte. Das Wohnrecht in Klatovy erwarb er 1926, die Familie ist hier 1921 im Haus Nr. 102/I dokumentiert, später wohnten sie im Haus Nr. 132/II (heute Jiráskova ulice). Beide Häuser stehen noch heute.

Zwei der Kinder der Eheleute Maximilián und Ella wurden in Mailand geboren - Curt (Kurt) im Jahre 1913 und Lotti (Lotka, Aloisie, Luise-Charlotte, laut Standesamt Luigia Carlotta) im Jahre 1914. Das Haus in Mailand, in dem sie wohnten, steht bis heute in der Straße Dei Mille Nr. 1.

Im Jahre 1918 wurde die letzte Tochter der Bermanns bereits in Klatovy geboren. Diese heiratete kurz vor dem Transport nach Terezín am 18.11.1942 Jakub Bloch aus Chlistov.

Kurts Schwester Lotti beging am 3. April 1941 in ihrer Wohnung in der Straße Mikulandská ulice Nr. 4 in Prag Suizid. Todesursache war eine Vergiftung mit Betäubungsmitteln und eine Lungenentzündung. Nur ihre Asche kehrte nach Klatovy zurück, diese wurde nicht auf dem jüdischen Friedhof bestattet, sondern im Mai 1941 auf dem städtischen Friedhof in einem unterirdischen Schacht im alten Urnenhain beigesetzt. Das Motiv des Suizids ist unbekannt, es ist nicht klar, ob dieser mit den anschließenden Transporten im Zusammenhang stand.

Kurt war in Prag offensichtlich Angestellter bei der Firma Elektrolux (in der Konviktska ulice [Straße] hatte die allererste tschechische Filiale dieser Firma ihren Sitz), diese beantragte im Jahre 1938 die Ausstellung einer Reisegewerbekarte auf seinen Namen. Dies erfolgte mit Schreiben vom 28. Februar 1938 (erledigt 16. März 1938) durch den Magistrat der Hauptstadt Prag bezüglich eines Hindernisses bei der Ausstellung der Reisegewerbekarte für Elektrolux, Konviktská ul. [Straße] auf den Namen K. Bermann. Die Erledigung erfolgte durch eine Mitteilung, dass bezüglich Kurt Bermann hier kein Hindernis im Sinne von § 5 der ministeriellen Anordnung vom 27. März 1902, Nr. 242 Reichsgesetz, bekannt ist.

Laut Nationalarchiv Prag schickte Kurt am 22. August 1940 einen Antrag auf Ausstellung einer Erhaltungsbescheinigung zum Zwecke der Auswanderung nach Shanghai an die Polizeidirektion Prag. Der Antrag lautet auf den Namen Curt Israel Bermann, Privatangestellter, geb. am 09.01.1913 in Mailand, Ansässigkeit Klatovy, Vater Maximilian Israel Bermann, Maler, Mutter Elli Sara Bermann, geb. Wollenberger, Hausfrau, genaue Adresse des Antragstellers:  Prag I, Langegasse 41, Unterm., Dlouhá 41, unterschrieben von Curt Israel Bermann.

Am 26. August 1940 wurde eine Bescheinigung für die Auswanderung auf den Namen Curt-Kurt Bermann, geb. ..., Anschrift Prag 1, Lange Gasse (Dlouhá) ausgestellt. Nicht realisiert [MZ1].

In Klatovy wurde er als Mitglied des Jugendverbands geführt (siehe Buch: Jan Střeleček: Protifašistický odboj a jeho památná místa na okrese Klatovy - Antifaschistischer Widerstand und seine Gedenkstätten im Bezirk Klattau, Seite 61)

Verhaftungsgrund:

Laut Milan Strnad (siehe Buch „Židé v dějinách města Klatov“ - „Die Juden in der Geschichte der Stadt Klattau“) wurde Kurt angeblich wegen der Verbreitung von Flugblättern verhaftet (das Verhaftungsdatum wurde nicht präzisiert).

Mag. Michaela Dostálová von der Gedenkstätte Terezín teilte Folgendes mit: Kurt Bermann wurde wegen antideutscher Tätigkeit verhaftet. Diese Tätigkeit wurde von dem Referat untersucht, das sich mit dem unerlaubten Besitz von Waffen und Sprengstoffen befasste, also mit Straftaten, die unter das Gesetz über böswillige Angriffe auf den Staat fielen. Es wurde nicht mitgeteilt, wo Kurt verhaftet wurde, ob in Prag oder in Klatovy. Er durchlief laut den Unterlagen der Gedenkstätte Terezín im Jahre 1942 das Gefängnis Pankrác in Prag und die Kleine Festung Terezín. Von dort wurde er nach Mauthausen verschleppt, wo er am 14.01.1943 starb. Es ist bis jetzt nicht gelungen, eine Kopie der Urkunde bezüglich seiner Verhaftung zu bekommen. Der Verhaftungsgrund ist laut Fr. Dostálová in den sog. Pankrácer Büchern angegeben, die sich im Nationalarchiv Prag befinden (bis jetzt ergebnislos angefordert von PhDr. Hubený).

Das Nationalarchiv Prag hat im Fonds „Okkupations-Gefängnisakten“, Inventur-Nummer 27 - allgemeine Kartothek der in den verschiedenen Konzentrationslagern gefangenen Personen - ein Kartothekblatt auf den Namen Kurt Bermann mit dem Geburtsdatum 09.01.1913 in Mailand, Wohnort Klatovy, Todestag 14.01.1943 Mauthausen, gefunden.

Im Todeseintrag im jüdischen Standesamt der Verstorbenen für Klatovy, Ident.-Nr. 797, Seite 232, ist in der Spalte „Beschau“ angegeben: Standesamt Mauthausen II und das Datum der Beschau 26.02.1943, Todesdatum 14.01.1943, Ort Mauthausen, Uhrzeit 8.35 Uhr, verheiratet, Bürstenbinder.  Unterzeichnet vom Standesbeamten Ing. Rudolf Freud am 14.01.1944 in Prag.

Die Angaben aus dem Sterberegister stimmen nicht mit den Angaben in der Erbschaftsakte des Bezirksgerichts in Klatovy unter Az. D 509/45, wo Kurt als ledig geführt wird, überein. In der Akte befindet sich eine Urkunde „Todesfallaufnahme“ mit Todesdatum 14. Januar 1943 um 8.35 Uhr.

 

Dana Škůrková, örtliche Historikerin

 

 [MZ1]Gemäß Original wörtlich übersetzt.

Position im Raum