Johann Degen 1900 - 1940
Geboren 8.7.1900 in Lorsch
Gestorben 11.2.1940 in Mauthausen
Biografie
Der Mühlenarbeiter Johannes Degen aus Lorsch wurde im Jahre 1933 wegen seiner Zugehörigkeit zur Internationalen Bibelforscher-Vereinigung von seiner Arbeitsstelle entlassen. Vom 30. August bis zum 26. September 1933 befand er sich im Konzentrationslager Osthofen. Wegen „illegaler Betätigung für den IBV“ verurteilte ihn das Sondergericht Darmstadt am 25. März 1935 zu einer Gefängnisstrafe von einem Monat. Er war geständig, am 6. Januar 1935 Schriften der Zeugen Jehovas in Lorsch verkauft zu haben.
Seine Strafe verbüßte Degen vom 13. Mai bis 13. Juni 1935 im Amtsgerichtsgefängnis Bensheim. Am 15. September 1936 wurde bei ihm eine Wohnungsdurchsuchung vorgenommen, bei der Druckschriften der verbotenen Vereinigung beschlagnahmt wurden. Am gleichen Tag kam er in Untersuchungshaft. Er wurde beschuldigt, 1935/1936 Druckschriften der IBV entgegengenommen und verbreitet sowie an einer Tagung der IBV vom 4. bis 7. September 1936 in Luzern teilgenommen zu haben. Das Sondergericht Darmstadt verurteilte ihn am 30. November 1936 in einem Massenprozess gegen Zeugen Jehovas zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten. Die Darmstädter Richter sahen in ihm „das geistige Haupt für den illegalen Fortbestand der Organisation“ in Südhessen. In ihrer Urteilsbegründung gingen die Richter wiederum ausführlich auf die Rechtmäßigkeit ein: „In Hessen hat zunächst der Staatskommissar für das Polizeiwesen am 19. April 1933 […] alle Versammlungen […] und jede Propaganda [der IBV], insbesondere durch Verbreitung von Druckschriften verboten. Am 18. Oktober 1933 hat ferner das Hessisches Staatsministerium […] die IBV in Hessen verboten und aufgelöst, und […] jeden mit Strafe bedroht, der sich an der aufgelösten Organisation als Mitglied beteiligt oder sie in anderer Weise unterstützt oder ihren organisatorischen Zusammenhalt weiter aufrecht erhält. Die Rechtsgültigkeit dieses Verbotes ist inzwischen durch mehrere Urteile des Sondergerichts Darmstadt festgestellt worden.“ [i]
Der Internationale Bibelforscher Degen verbüßte seine Strafe bis zum 15. März 1937 im Strafgefängnis Zweibrücken. Am 22. April 1939 wurde er in das Konzentrationslager Dachau und im September in das Konzentrationslager Mauthausen überführt. Dort starb er am 11. Februar 1940 völlig entkräftet an Hungertyphus.[ii]
Angelika Arenz-Morch
Angelika Arenz-Morch, geboren 1953, Studium der Soziologie, Germanistik und Politikwissenschaften an den Universitäten Mainz und Frankfurt; Abschluss Diplom. 1980 bis 1982 Leiterin einer Forschungsgruppe zur statistischen Erfassung von Verhaltensauffälligkeiten in Schulen am Pädagogik-Institut der Universität Mainz. Seit 1986 zuerst für den Förderverein Projekt Osthofen und ab 2001 für die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz im Bereich der Gedenkarbeit tätig. Arbeitsschwerpunkte: Forschungen zur Geschichte des KZ Osthofen, Aufbau und Leitung des Archivs im NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz. Zahlreiche Veröffentlichungen zur empirischen Sozialforschung, zur Historiographie des KZ Osthofen und zum politischen Widerstand gegen das NS-Regime.
[i] Urteil vom 30. 11. 1936 gegen Johannes Degen und weitere 16 IB, S. 291 und 292 SMs 93/36, HStD G 27/574.
[ii] Archiv KZ-Gedenkstätte Dachau. Er hatte dort die Haftnummer 33017. Seine Häftlingsnummer in Mauthausen war: 41277.
Position im Raum

