Heinrich Fälker 1888 - 1943
Geboren 8.7.1888 in Holzwickede
Gestorben 9.2.1943 in Mauthausen
Biografie
Heinrich Fälker wurde 1888 im westfälischen Holzwickede geboren und begann nach dem Volksschulbesuch eine Schlosserlehre, brach diese aber schnell ab und arbeitete von nun an als Förster. 1909 meldete er sich freiwillig zum Militärdienst, danach wurde er erstmals straffällig wegen Diebstahls, Urkundenfälschung und Betruges. Dann brach der Erste Weltkrieg aus. Fälker meldete sich zum Kriegsdienst, kam im August 1914 zu den Ulanen und wurde in Belgien eingesetzt. Kurz darauf war für ihn der Krieg vorbei. Bei einem Patrouillenritt vor Namur wurde er durch mehrere Gewehrschüsse schwer verwundet und erst abends von Pionieren gefunden. Er hatte links einen Lungensteckschuss erhalten, rechts einen Lungen- und Oberarmdurchschuss. In Lazaretten wurde er angeblich 17 Mal operiert; sein körperlicher Zustand war desolat. Zurück blieb ein schwer behinderter, dienstunfähiger und nahezu mittelloser Kriegsversehrter, bei dem sich wegen unerträglicher Schmerzen außerdem eine Morphiumabhängigkeit entwickelte. In der Folgezeit zog Fälker ziellos durch Deutschland, ohne jemals irgendwo länger ansässig zu werden. Weitere Straftaten beging er 1917, wo er als Jagdaufseher durch Diebstähle, Unterschlagungen und Betrügereien in Erscheinung trat. In den folgenden Jahren häuften sich die von Fälker begangenen Delikte um ein Vielfaches an. Bei den Straftaten handelte es sich größtenteils um Betrügereien von einigen Reichsmark, wobei er häufig äußerst überlegt und geschickt vorging. Er wusste durch sein sicheres und gewandtes Auftreten in Försterkleidung Vertrauen zu erwerben, täuschte Notlagen vor und trat öfters unter falscher Identität auf. Neben weiterer Eigentumsdelikte wurde er mehrmals als Heiratsschwindler angezeigt. 1923, einige Tage vor einer der vielen gerichtlichen Hauptverhandlungen, hatte sich der Zustand der rechten Hand Fälkers kritisch zugespitzt. Die Finger waren schwarz geworden und der Zeigefinger fiel ganz ab. Fälker ging in Warendorf ins Krankenhaus, wo die Hand amputiert werden musste. Danach tauchte er erneut unter und wurde wieder straffällig. Justizbehörden setzten Fälker wiederholt auf die Fahndungsliste. Wurde er inhaftiert, gab er jeweils an, sich an nichts erinnern zu können. Tatsächlich attestierten ihn mehrere psychiatrische Sachverständige, dass er Straftaten im Zustande der Unzurechnungsfähigkeit begangen haben soll, wobei eine „beginnende Paralyse“ vermutet wurde, die aber durch andere Gutachter ab 1932 in Zweifel gezogen wurde. 1936 zog sich die Schlinge zu, nachdem Fälker wegen weiterer Betrugsdelikte festgenommen und „zur Beobachtung“ in die Landesheil- und Pflegeanstalt Göttingen eingewiesen wurde, wo ihm als „haltloser, asozialer Psychopath“ zwar seine verminderte Zurechnungsfähigkeit bei Tatbegehung bescheinigt, aber gleichzeitig klargestellt wurde, dass er „für längere Zeit unschädlich gemacht werden sollte“. Dass diese Begutachtung, der sich das Gericht anschloss, für Heinrich Fälker einem Todesurteil gleichkam, dürfte er vermutlich zu diesem Zeitpunkt nicht vorhergesehen haben. Man verurteilte den Angeklagten zu sechs Jahren Zuchthaus und ordnete die Sicherungsverwahrung (SV) an. Er kam ins Gerichtsgefängnis Hannover. Die ab 1942 geltenden neuen NS-Regelungen zur „Auslieferung asozialer Elemente aus dem Strafvollzug an den Reichsführer SS zur Vernichtung durch Arbeit“ trafen auf Heinrich Fälker zu; man verschleppte ihn nach Verbüßung der Strafhaft ins KZ Mauthausen, wo er im Sammeltransport der Reichsbahn am 13. Januar 1943 als SV-Häftling ankam. Sein Tod wurde mit dem 9. Februar 1943 beurkundet. Die fingierte Todesursache lautet „eitriger Dickdarmkatarrh“.
Ulrich Reitinger, recherchiert für die VHS-Gruppe "Spurensuche NS-Opfer Holzwickede"
Position im Raum

