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Enrico Bracesco 1910 - 1944 Bearbeiten

Geboren 10.4.1910 in Monza
Gestorben 16.8.1944 in Hartheim

Biografie

Enrico, Sohn von Francesco Bracesco und Maria Teruzzi, war das jüngste von drei Geschwistern. Seine Familie war entschieden antifaschistisch. Seine Eltern führten eine Gaststätte, die zu einer Zelle der antifaschistischen kommunistischen Untergrundpartei wurde. Die Gaststätte wurde Anlaufstelle für den Widerstandskampf gegen das Regime und war Verbindungspunkt zwischen den Fabriken in Sesto San Giovanni und der Brianza. Enrico arbeitete als Fabrikarbeiter und Werkzeugmachermeister bei den Breda-Werken von Sesto San Giovanni.

Als aktiver Antifaschist transportiert er nachts Waffen und Lebensmittel für die Partisanenbrigaden in der Brianza. Als einem der Organisatoren der ersten Streikwelle vom März 1943 wird ihm der Prozess gemacht und er wird zu einem Jahr Haft verurteilt. Er wird von den Breda-Werken entlassen, dann wieder eingestellt, worauf er seine antifaschistische Aktivität fortsetzt. Im November 1943 hat er während eines Waffentransportes einen Unfall, der ihn das rechte Bein kosten wird. Als es ihm besser geht, flieht er mit der Hilfe seines Bruders aus dem Krankenhaus. Er versteckt sich, da nach ihm gefahndet wird. Er wird aber denunziert, gefasst und ins Gefängnis von Monza gebracht, wo man ihn verhört. Dann überstellt man ihn in das Gefängnis San Vittore, wo er harten Verhören ausgesetzt ist, die seinen prekären Gesundheitszustand weiter verschlechtern. In San Vittore bleibt er bis zum April 1944, dann wird er mit anderen politischen Häftlingen vom Gleis 21 des Mailänder Hauptbahnhofs ins Durchgangslager Fossoli gebracht.

Er bleibt in Fossoli bis Ende Juli und sein Gesundheitszustand verbessert sich. Ihm kommt die Anwesenheit vieler Antifaschisten zugute, unter denen sich auch Ärzte befinden, die ihm helfen und ihn medizinisch versorgen. Er schreibt seiner Ehefrau Maria und den Kindern Luigi und Milena 15 Briefe. Maria fährt zweimal mit unsicheren Zügen hin und riskiert dabei, Opfer von Luftangriffen zu werden; sie erreicht das Lager Fossoli zwar, vermag aber nie, ihren Enrico zu Gesicht zu bekommen. Am 11. Juli 1944 werden in Fossoli 67 Häftlinge erschossen und kurz darauf beschließt die SS, das Lager aufzulösen, weil sie es nicht mehr für sicher hält. Für Enrico und weitere 306 Deportierte, mit denen er von Mailand abgefahren war, beginnt eine dramatische Reise nach Bozen. Sie werden mit Lastwagen und Bussen befördert, die eine lange, von deutschen Motorrädern mit Beiwagen eskortierte Kolonne bilden. An Bord von Motorbooten setzen sie über den Po. Von Verona aus erreichen sie am nächsten Tag das KZ Bozen. Hier bleibt Enrico wenige Tage. Mit dem Transport Nr. 73 verlässt er am 5. August Bozen und gelangt auf einem Viehwaggon am 7. August nach Mauthausen.

Die Fahrt ist schrecklich, und noch schrecklicher der Fußweg vom Bahnhof zur Anhöhe, wo sich das Lager befindet. Fünf Kilometer muss Enrico mit seinen Krücken gehen, und völlig erschöpft erreicht er das Lager mit seinen Gefährten. Hier wird er von den anderen getrennt und der „Selektion“ unterzogen: Er muss ins Schloss Hartheim, in dem die SS KZ-Häftlinge unter dem Tarnnamen „Aktion 14 f 13“ ermorden lässt. Kein einziger Häftling ist lebend aus diesem düsteren Ort herausgekommen, und auch Enrico Bracesco wird hier getötet. Das letzte offizielle Dokument datiert den Tod auf den 15. Dezember 1944.

Milena Bracesco

ANED, Sektion Sesto San Giovanni 

Milena Bracesco ist die Tochter von Enrico Bracesco und Mitglied der Associazione nazionale ex deportati (ANED), Sektion Sesto San Giovanni-Monza.

 

Aus dem Italienischen von Camilla Brunelli

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