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Robert Gaston Viry 1924 - 1943 Bearbeiten

Geboren 23.7.1924 in Plainfaing
Gestorben 13.12.1943 in Wiener Neudorf

Biografie

Nach Abschluss der Grundschule beschloss Robert Viry, als Weber zu arbeiten. Der Junggeselle hatte Plainfaing, wo er in der Rue Noiregoutte wohnte, nie verlassen.

Am 11. Mai 1943, nach einem am Vorabend bei der Polizei eingegangenen Hinweis, waren Marcel Simon, Anführer der Francs-tireurs et Partisans (Freischützen und Partisanen, FTP) in Nancy, und seine Kameraden mehrmals in der Nähe des Postamtes von Velaine en Haye gesehen worden. Aufgrund dieses Hinweises konnte die Polizei das Fahndungsfeld eingrenzen und auch annehmen, dass die FTP in den Wäldern ein Lager eingerichtet hatte. Herr Liennemann und seine Inspektoren begaben sich in den Wald von La Haye, zwischen Toul und Nancy.

Nach umfassenden Ermittlungen der regionalen Sicherheitspolizei wegen „kommunistischen Machenschaften, Sprengstoff- und Schusswaffenlagern, Mordversuchen an Polizeibeamten, Sabotageaktionen auf die Eisenbahnlinien und auf den Güterverkehr der ‚SNCF‘ [staatliche Eisenbahn – AL], Sprengstoffattentaten, begangenen Diebstählen: in der Nacht, bei Versammlungen, Raubüberfällen, Einstiegen und Einbrüchen in bewohnte Häuser“ wurde nun die Fahndung eingeleitet. Gegen 17:00 Uhr fanden die Polizisten das Lager, welches nur aus einem einzigen Zelt bestand, nahmen den dort als einzigen anwesenden René Joannès fest und beschlagnahmten die Waffen. Nachdem sie zwecks Umzingelung des Ortes Verstärkung angefordert hatten, sahen sie um ungefähr 18:30 Uhr zwei Radfahrer näherkommen, Marcel Simon und Robert Viry. Auf Anruf der Polizisten blieben beide stehen. Robert Viry trug eine geladene Pistole an seiner Brust und wurde entwaffnet. Marcel Simon, der Widerstand gegen einen Inspektor geleistet hatte, wurde erschossen. Am selben Abend kam es in Jarville zur Verhaftung eines anderen Mitglieds der Gruppe, Louis Chauneval. An den darauffolgenden Tagen wurden Prosper Cuny, Léon Latteman und Joseph Luron in den Vogesen festgenommen, Maurice Flachat in Nancy (Meurthe-et-Moselle).

Zunächst im Gefängnis Charles III in Nancy inhaftiert, wurden Robert Viry und seine Kameraden am 7. Oktober 1943 in das Fort de Romainville überführt, wo Robert die Häftlingsnummer 3458 erhielt. Nach wenigen Tagen wurde er ab dem 11. Oktober 1943 gemeinsam mit etwa 40 Mann in das Lager Neue Bremm in Saarbrücken, das zwischen August 1943 und April 1944 als Durchgangslager für „Nacht-und-Nebel“-Häftlinge fungierte, deportiert. Wenige Tage später transportierte man Robert Viry und seine Kameraden weiter nach Mauthausen, wo sie am 16. Oktober 1943 eintrafen. Robert Viry wurde unter der Häftlingsnummer 37812 registriert. Acht Tage später war er einer der 26 Franzosen dieses Transports, die man weiter in das Außenlager Wiener Neudorf überführte. Die KZ-Häftlinge mussten dort für die Flugmotorenwerke Ostmark arbeiten. Robert Viry starb am 13. Dezember 1943 in diesem Lager. Die gemeinsam mit Robert Viry Deportierten Louis Chaunavel, Maurice Flachat und René Joannès, kehrten im Jahr 1945 nach Frankreich zurück, wohingegen Joseph Luron und Léon Levier am 18. bzw. 19. Jänner 1944, und Léon Latteman am 3. Jänner 1945 im Sanitätslager von Mauthausen starben. Prosper Cuny verstarb in den Tagen der Befreiung des Lagers ebenfalls in Mauthausen.

Robert Viry bekam am 3. August 1961 posthum die Auszeichnung Mort pour la France (Für Frankreich gestorben) und dem Titel déporté résistant (deportierter Widerstandskämpfer) verliehen.

Adeline Lee

Adeline Lee, Lisieux, ist eine französische Historikerin. Für die neuen Dauerausstellungen an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen nahm sie an einem umfangreichen Forschungsprojekt nach Quellen zur Geschichte des KZ Mauthausen in französischen Archiven und Sammlungen teil. Sie ist die Autorin zahlreicher Artikel über die Deportation von Französinnen und Franzosen in das KZ-System Mauthausen. 

 

Aus dem Französischen von Andrea Peyrou

 

Quellen:

Service historique de la Défense, dossier MED 21 P 548269, MA 7/15 (Liste der Zugänge vom 16/10/1943, Verzeichnis vom 10/01/1945), MA 41/4, MA 61/3, MA 26/9, MA 11/3, Karteikarte Romainville, Häftlings-Personal-Karte; Register des Fort de Romainville.

Literatur:

Thomas Fontaine: Les oubliés de Romainville, un camp allemand en France (1940-1944) (Paris 2005).

Parti communiste français Nancy: Ils ont fait le PCF (http://pcf-nancy.blogspot.fr/p/ils-ont-fait-le-pcf.html, Zugriff am 24.2.2015).

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