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Яков Кириллович Фомченко / Jakow Kirill Fomtschenko Bearbeiten

Geboren 10.4.1911 in Kletnja (Клетня́)
Gestorben 1944 in Mauthausen

Biografie

Fomtschenko Jakow Kirillowitsch, geb. 1911 im Rajon Kletnjanski, Oblast Orjol (jetzt Oblast Brjansk), Wehrtechniker 1. Ranges, Bordtechniker der 53. Fernfliegerdivision. Diente seit 1931 in der Roten Armee1. Seit der Nacht vom 31. März zum 1. April 1942 wurden er und die Bordbesatzung als vermisst geführt.

In der Kampfmeldung betreffend die Ergebnisse der Bombardierung der Feindansammlungen in der Stadt Gschatsk in der Nacht zum 30. Mai steht Folgendes: ‚Ein Flugzeug – das Flugzeug des Flugzeugkommandanten Prygunow – kam aus dem Kampfeinsatz nicht zurück, die Ursache dafür ist unbekannt.‘ Nach einem Monat kehrte niemand in die Einheit zurück. Den Angehörigen wurde mitgeteilt, dass die Besatzungsmitglieder nun als vermisst geführt werden. In der Regimentsliste stand in der Spalte „Ursache“ für alle Familiennamen derselbe Ausdruck: ‚Schicksal unbekannt‘. Laut der o. g. Liste galten folgende Personen als vermisst: Staffelführer Major Georgji Wassiljewitsch Prygunow, Pilot Feldwebel Wassilij Sewastjanowitsch Sarezkij, Staffelnavigator Hauptmann Iwan Konstantinowitsch Antipow, Sсhwarmnavigator Leutnant Iwan Michajlowitsch Janin, Bordtechniker Wehrtechniker 1. Ranges Jakow Kirillowitsch Fomtschenko, Bordschütze Feldwebel Fjodor Andrejewitsch Smirnow, Bordschütze Feldwebel Walentin Alexandrowitsch Tjurnin, Schütze und Funker Feldwebel Iwan Iwanowitsch Borowikow, Flugzeugmechaniker Oberfeldwebel Wladimir Iwanowitsch Sujew. Allerdings stimmen diese Informationen aus der Verlustliste teilweise nicht.

Ich habe festgestellt, dass sich zwei Personen aus dieser Liste doch gerettet hatten. In der Kampfmeldung Nr. 147 vom 3. September 1942 steht Folgendes: ‚Am 1. September kehrte der Pilot Feldwebel Sarezkij zurück, welcher der von Major Prygunow geleiteten Besatzung angehörte. Die von Major Prygunow geleitete Besatzung flog in der Nacht vom 29. zum 30. März 1942 in einen Kampfeinsatz. Das Ziel des Einsatzes war die Zerstörung der Bahnstation Gschatsk. Diese Aufgabe wurde erfüllt. Nach der Bombardierung waren Brandherde und Explosionen zu sehen, vermutlich wurden ein Treibstofflager und Benzintanks in die Luft gesprengt sowie das Gleisbett zerstört. Auf Gschatsk wurden vier FAB2-250 und zwei FAB-500 mit einem Gesamtgewicht von 2000 kg abgeworfen.

Auf dem Rückweg kam das Flugzeug unter Beschuss feindlicher Flugabwehrkanonen, so dass seine Schwanzfläche abbrach, die Kontrolle über das Flugzeug verloren wurde und es unkontrolliert abzustürzen begann. Das Flugzeug ging in Flammen auf, drei Besatzungsmitglieder – Flugzeugkommandant Major Prygunow, Navigator3 Hauptmann Antipow, Pilot Feldwebel Sarezkij – sprangen mit dem Fallschirm ab. Die restlichen Besatzungsmitglieder kamen ums Leben‘ 322.

Aus diesem Dokument ist ersichtlich, dass Wassilij Sewastjanowitsch bei der Ausübung des Kampfeinsatzes in der Nacht zum 30. März am Leben geblieben war. Genau fünf Monate blieb er seinem Luftregiment fern. Er kehrte am 31. August 1943 zurück. Die ganze Zeit über kämpfte er in einer Partisaneneinheit und fungierte sogar als Stabschef. Damit niemand daran zweifelte, dass Wassilij tatsächlich als Partisan kämpfte, präsentierte er sich vor der Truppe mit Bart.

Der Flugzeugnavigator4 I. K. Antipow überlebte ebenfalls. Allem Anschein nach kehrte er nicht in das Luftregiment zurück. Der Befehl der Hauptpersonalverwaltung über die Annullierung von Artikel 74 des Befehls der Hauptfinanzverwaltung in Bezug auf die Streichung aus den Listen wurde am 23. September 1946 unterzeichnet. Laut diesem Dokument leistete I. K. Antipow Militärdienst bei der Roten Armee.
Das Schicksal des
Flugzeugkommandanten wurde auch aufgeklärt. Am 24. Dezember 1943 erging eine Meldung an das Militärkommissariat der Oblast Stalino, dass der Befehl der Hauptpersonalverwaltung über seine Streichung aus den Listen als eine für vermisst erklärte Person aufgehoben wurde. Dabei wurde auch mitgeteilt, dass der Pilot sich an der Weiterleitungsstelle der 4. Stoßarmee befand. In der Archivakte unter dem Titel ‚Briefwechsel betreffend Auszeichnungen. 1945‘ habe ich folgendes Dokument entdeckt:

‚Während des Kampfeinsatzes in der Nacht zum 30. März 1942 wurde Major Prygunow Georgij Wassiljewitsch durch feindliche Flugabwehrkanonen unweit der Stadt Gschatsk abgeschossen. Er landete mit dem Fallschirm in einem von den Deutschen besetzten Gebiet. Prygunow wurde gefasst und gefangen genommen, ihm wurden sein Leninorden und sein Rotbannerorden abgenommen. Die dazugehörigen Dokumente und andere persönliche Dokumente vernichtete er selbst. Im Oktober 1943 floh er aus der Gefangenschaft und kehrte in die Heimat zurück. Nach einer Kontrolle5 wurde er an die Front (Bodentruppen) geschickt und erlitt bei der Erfüllung eines Kampfauftrags (am 2. Februar 1944) eine schwere Verletzung. Ihm wurde der rechte Arm amputiert. Major Prygunow befindet sich immer noch in Behandlung‘ 323.

Wahrscheinlich war sein Verhalten in der Gefangenschaft nicht einwandfrei, wenn dieser flugerfahrene Staffelführer – ein hoher Posten im Luftregiment – dermaßen hart bestraft wurde. Ganz zu schweigen davon, dass bei der Fassung dieses Beschlusses sein außergewöhnlich intensiver Kampf seit Beginn des Großen Vaterländischen Krieges nicht berücksichtigt wurde. Wie die Leser bestimmt schon bemerkt haben, nahm die von G. W. Prygunow geleitete Besatzung an nahezu allen Kampfeinsätzen des Luftregiments teil. Als der Luftregimentskommandeur den Piloten zur Auszeichnung vorschlug, hieß es in der Begründung: ‚Seine charakteristischen Merkmale sind Ausdauer und Nachhaltigkeit bei der Erfüllung sämtlicher Kampfaufgaben.‘ Bei weitem nicht jedem Piloten wurde solch eine Anerkennung ausgesprochen.

Nach der Genesung wurde Georgij Wassiljewitsch ausgemustert. Er lebte in Kiew und verstarb 1983. Stellen Sie sich nur vor, wie froh seine Ehefrau Natalja Wassiljewna Prygunowa war, als sie erfuhr, dass er am 30. März nicht als vermisst verschwand, sondern gefangen genommen wurde, dann der Gefangenschaft entfloh und in die Heimat zurückkehrte. Nach meinem Dafürhalten kam ihr durch den Gedanken daran, dass ihr Ehemann am Leben war, die ihm auferlegte Strafe nicht so hart vor.
Somit überlebten nur drei Mitglieder der Besatzung von G.
W. Prygunow: er selbst, der Navigator und der Co-Pilot. Die restlichen Besatzungsmitglieder kamen ums Leben …
(zadocs.ru)

(Im Buch von Oberstleutnant a. D., Kandidat der Geschichtswissenschaften Sergijenko Anatoli Michajlowitsch ist die 65-jährige Geschichte des 23. Garde-Rotbanner-Fernfliegerregiments Belgorod behandelt.)

Jakow Fomtschenko kam nicht ums Leben, sondern wurde unweit von Wjasma (Dorf Kostljawka) von den Deutschen gefangen genommen. Am 14. April 1942 wurde er ins Lager der Luftwaffe gebracht und erhielt die Lagernummer 43 (OBD Memorial). In der Memorial-Datenbank sind 4 seiner deutschen grünen Karten gespeichert, die sein Schicksal in der Gefangenschaft teilweise beschreiben.

Darauf folgte der Transport ins Stalag VII A Moosburg über das Stalag III A Luckenwalde. In Luckenwalde befand er sich am 9. September und in Moosburg kam er am 11. September an, d. h. er war zwei Tage unterwegs. Am 27. Mai 1944 floh er zusammen mit drei Kameraden aus dem Arbeitskommando 3308 Dorfen. In der Fluchtmeldung im Kriminalpolizeiblatt wurde seine Personenbeschreibung veröffentlicht: Körpergröße 175 cm, schwarzes Haar, Tätowierung am linken Arm, Kleidung: französische Uniform. In der Memorial-Datenbank ist kein Polizeiblatt über die Festnahme der Ausbrecher enthalten, allerdings steht auf der letzten grünen Karte, dass Fomtschenko am 21. Juli 1944 an die Gestapo Linz übergeben wurde.

Sein weiteres Schicksal wurde dank T. N. Szekely aus der KZ-Gedenkstätte Mauthausen beschrieben.

 

Gennadij Kuschelew

 

Informationsquellen:

 

OBD Memorial (Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation)

 

Авиация СГВ

 

zadocs.ru

 

 

1 Anm. d. Übers.: Im Text steht die Abkürzung РККА für Rote Arbeiter- und Bauernarmee

 

2 Anm. d. Übers.: Freifallbomben

 

3 Anm. d. Übers.: gem. Original, oben im Text steht Staffelnavigator

 

4 Anm. d. Übers.: gem. Original, auf Seite 1 im Text steht Staffelnavigator

 

5 Anm. d. Übers.: Kann auch bedeuten Musterung

 

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