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Martin Karg 1892 - 1940 Bearbeiten

Geboren 28.7.1892 in Kempten im Allgäu
Gestorben 14.4.1940 in Mauthausen

Biografie

Martin Karg wurde am 28. Juli 1892 in Kempten im Allgäu geboren. Sein Vater Philipp Karg arbeitete bei der Eisenbahn, daher entschied sich Martin wahrscheinlich ebenfalls für diesen Beruf. Er arbeitete später als Schlosser beim Reichsbahnausbesserungswerk in Ingolstadt. Dort wohnte er in der Prinz-Leopoldstraße 5 (später in der Mercystraße 39) mit seiner Ehefrau Therese und drei Kindern. Karg gehörte zur Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas (Bibelforscher) und organisierte Anfang der 1930er Jahre die regionalen Wochenendversammlungen in Ingolstadt. Nach dem staatlichen Verbot der Gemeinschaft wurde Karg mehrfach verhaftet, da er weiterhin im Untergrund für seine Religion tätig war. Im Sommer 1936 verurteilte ihn schließlich das Sondergericht zu einer Haftstrafe von einem Jahr und drei Monaten. Im Anschluss an die Verbüßung nahm ihn die Gestapo erneut fest und verhängte über den Familienvater sogenannte Schutzhaft. Am 14. August 1937 wies man ihn in das Konzentrationslager Dachau (Häftlingsnummer 12567) ein. Mit der Räumung des Lagers am 27. September 1939 überstellte man ihn mit 143 anderen Zeugen Jehovas in das Konzentrationslager Mauthausen. Seine Angehörigen und auch Glaubensgeschwister sandten ihm immer wieder kleine Geldbeträge und auch andere Gaben. Im März 1940 bestätigte er in einem Brief den Erhalt eines Pullovers mit den Worten: „Kann denselben sehr notwendig gebrauchen. […] Also nochmals herzlichen Dank lb. Schwester und lb. Josef für Eure Liebe und Fürsorge für mich. Der allgütige Schöpfer möge es Euch reichlich belohnen, was ihr alles schon Gutes an mir getan habt. […] Ostern, das Fest der Auferstehung, steht vor der Tür, u. gerne gedenke ich der schönen Stunden zurück zu Euch Lieben, die wir an solchen Tagen verlebten. Alles fängt wieder an zu grünen u. zu blühen u. wird belebt von neuer Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. Welch eine große Freude wird dies sein, ich glaube, es ist mit Worten nicht zu schildern.“ Diese Hoffnung hielt den 48-jährigen Familienvater unter den unmenschlichen Bedingungen aufrecht. Die Zustände in Mauthausen im strengen Winter 1939/40 brachten Häftlinge körperlich wie psychisch an die Grenzen ihrer Existenz. Die Todesrate war in dieser Zeit bereits recht hoch. Allein im Februar 1940 starben laut Totenbuch knapp 500 Häftlinge. Martin Karg überlebte die Torturen nur wenige Monate. Am 14. April 1940 verstarb er angeblich an „Endocarditis, Herz-und Kreislaufschwäche“.

Marcus Herrberger, Zeitgeschichtsforscher und Autor zur Verfolgung religiöser Minderheiten unter dem Nationalsozialismus, zur Kriegsdienstverweigerung sowie zur Rehabilitierung von NS-Opfern.

Quellen:

Der Wachtturm und Verkünder der Gegenwart Christi, 37. Jg., 1. April 1932, S. 98.

Ingolstadt im Nationalsozialismus. Eine Studie. Dokumentation zur Zeitgeschichte, hg. Stadtarchiv, wissenschaftliche Stadtbibliothek, Stadtmuseum Ingolstadt, Ingolstadt 1995, S. 299 f.

Arolsen Archives, Konzentrationslager Dachau, Bestand 1.1.6.1, Zugangsbuch, Sig. 9892953, lfd. Nr. 12567 (Martin Karg).

Arolsen Archives, Konzentrationslager Dachau, Bestand 1.1.6.1, Überstellungsliste, Sig. 9913134, Bl. 11.

Arolsen Archives, Totenbuch Konzentrationslager Mauthausen, Bestand 1.1.26.1, Sig. 8110199: Totenbuch Nr. 470-915 (Februar 1940).

Arolsen Archives, Totenbuch Konzentrationslager Mauthausen, Bestand 1.1.26.1, Sig. 8110199: Totenbuch Nr. 1484 (Martin Karg).

Arolsen Archives, Sterbebuch Konzentrationslager Mauthausen, Bestand 1.1.26.1, Sig. 1293202: Nr. 1512 (Martin Karg).

 

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