Zurück

Heinz Dessauer 1917 - 1941 Bearbeiten

Geboren 5.1.1917 in Solingen
Gestorben 13.9.1941 in Mauthausen

Biografie

Samuel Dessauer kommt 1897 zusammen mit seinem Bruder Hermann (1866–1934) nach Solingen. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg betreiben sie eine Stahlwarenfabrik an der Rathausstraße. Samuel heiratet 1910 die aus Mayen stammende Johanna Loeb (geb. am 8. April 1875). 1911 wird die Tochter Marianne geboren, 1917 der Sohn Heinz. Seit 1913 wohnt die Familie am Bismarckplatz 1, 1933 zieht sie in die Weststraße 6 (heute: Klemens-Horn-Straße) um.

1934 stirbt Hermann Dessauer, die Stahlwarenfabrik wird an den Fabrikanten Friedrich Clauberg verkauft. Hermanns Tochter Hilde (geb. 1908) wandert mit ihrem Mann, dem Fabrikanten Alfred Meyer, nach London aus, sein Sohn Karl (geb. 1913) emigriert 1934 vermutlich nach Argentinien. Samuel und Johanna Dessauer bleiben dagegen in Solingen. Im Januar 1939 flieht der Sohn Heinz Dessauer in die Niederlande. Seine bereits seit längerer Zeit „gemütskranke“ Mutter Johanna stirbt am 21. Oktober 1939.

Die chronisch kranke Tochter Marianne wird zu Beginn des Jahres 1940 in die Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen eingewiesen. Von dort erfolgt im Rahmen der „T4“-Aktion, der systematischen Tötung von Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Beeinträchtigungen, und der damit einhergehenden Ermordung jüdischer Anstaltspatienten ihre Deportation in eine Tötungsanstalt. Über Düsseldorf-Grafenberg wird sie zusammen mit anderen jüdischen Patienten - wie auch der Patientin des katholischen St. Josefsklosters in Solingen, Henriette Marx, – am 14. Februar 1941 nach Hadamar deportiert, wo sie laut dem Gedenkbuch des Bundesarchivs noch am selben Tage umgebracht wird. Den Angehörigen der ermordeten Menschen wird als Todesort die Anstalt Cholm bei Lublin mitgeteilt, um den wahren Todesort zu verschleiern.

Samuel Dessauer muss auf Druck der Stadtverwaltung, die die Solinger Juden in Häusern jüdischer Besitzer zusammenlegt, am 4. März 1940 in die Florastraße 65 ziehen. Nach Räumung dieses Hauses lebt er seit dem 8. August 1941 in der Wupperstraße 23, dem Haus der Familie Giesenow. Am 13. September 1941 stirbt sein Sohn Heinz, den seine Flucht in die Niederlande nicht mehr gerettet hat, im KZ Mauthausen. Samuel Dessauer selbst wird am 19. Juli 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert, wo er am 9. Oktober 1942 70-jährig ums Leben kommt.

Auch Samuels älterer Bruder Salomon Dessauer (geb. am 20. Juli 1859 Hohenlimburg) aus Karlsruhe, der von September 1939 bis Januar 1941 kurzeitig bei Samuel in Solingen wohnt, wird Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Nach dem Gedenkbuch des Bundesarchivs und dem Gedenkbuch für die Karlsruher Juden wird er am 22. Oktober 1942 von Baden in das französische Sammellager Gurs deportiert und stirbt am 26. Oktober 1942 im südfranzösischen Castéra-Verduzan.

 

Stadtarchiv Solingen, Autor Armin Schulte

 

Quellen:

Gedenkbuch des Bundesarchivs, Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945: https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de189528 (Marianne Dessauer); https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de851631 (Salomon Dessauer).

Gedenkbuch für die Karlsruher Juden, Stadt Karlsruhe & Historische Museen: http://gedenkbuch.informedia.de/gedenkbuch.php/PID/12/name/629/name___/!~00/seite/1/suche/D.html (abgerufen am 11.7.2019).

 

Literatur:

Aline Poensgen: Kurzbiographien Solinger Juden 1933–1945. In: Manfred Krause/Solinger Geschichtswerkstatt (Hg.): „… daß ich die Stätte des Glückes vor meinem Tode verlassen müßte.“ Beiträge zur Geschichte jüdischen Lebens in Solingen (Leverkusen 2000), S. 328–373, hier S. 335.

Armin Schulte: „Man soll mich nicht vergessen!“ Stolpersteine in Solingen. Schicksale 1933–1945, hrsg. vom Stadtarchiv Solingen (Solingen 2020).

 

Stolpersteine:

Klemens-Horn-Straße 6, verlegt am 28.5.2004

https://www.solingen.de/de/archiv/stolperstein-dessauer-samuel-dessauer-heinz-dessauer-marianne-94042/

Informationen zur Person senden...

Weitere Informationen zur Person hinzufügen...