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Vítězslav Gross 1909 - 1941 Bearbeiten

Geboren 12.10.1909 in Boskovice
Gestorben 15.11.1941 in Mauthausen

Biografie

Wohnort: Náchod, Židovská 731

Beruf: Oberkantor der jüdischen Gemeinde Náchod

Der Vater war Religionslehrer, die Mutter Kateřina, geborene Berkovičová. Beide Eltern lebten im Jahre 1941 nicht mehr. In der Familie wurde Deutsch gesprochen, der Sohn wurde Siggi gerufen. Sowohl der Vater als auch der Sohn waren Germanophile, sie glaubten an die Größe des deutschen Geistes, wie sich Siggi noch zu Beginn der Okkupation ausdrückte. Er sprach jedoch auch Tschechisch und Ungarisch. Er hatte zwei Brüder – Matyáš und Heřman. Laut Theresientädter Gedenkbuch handelt es sich wahrscheinlich um diese Personen: Gross Mathias, geb. 27. August 1900, wurde mit dem Transport F am 16. November 1941 von Brno nach Minsk deportiert. Er verstarb. Gross Heřman, geb. 11. Oktober 1907, mit dem Transport Ac am 19. März 1942 aus Brno in das Ghetto Terezín/Theresienstadt und von dort mit dem Transport An am 25. April 1942 nach Warschau deportiert. Auch er starb.

Vítězslav Gross kam im Jahre 1938 als Junggeselle nach Náchod, also nicht ganz ein Jahr vor der Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren. Zu Beginn der Okkupation heiratete er Berta Rednerová, geboren am 21. Februar 1906 in Český Těšín. Ihr Glück wähnte nur kurz. Auf Befehl der Gestapo wurde er am 31. August 1941 nach dem Brand in den Lagerhallen von Welzel in Náchod verhaftet und als Geisel genommen. Seit dem 9. September 1941 war er in der Kleinen Festung in Terezín inhaftiert. Ungefähr nach einem Monat wurde er in das KZ Mauthausen deportiert, wo er am 15. November 1941 zu Tode gefoltert wurde. (Jan Šimáň gibt als Todestag den 2. November 1941 an.) Seine Frau starb im KZ Auschwitz-Birkenau, wohin sie am 6. September 1943 aus dem Ghetto Terezín deportiert wurde.

Alena Čtvrtečková

Alena Čtvrtečková forscht und publiziert zur jüdischen Verfolgung in Náchod (Tschechische Republik)

 

Quellen:

Státní oblastní archiv (SOA) [Staatliches Regionalarchiv] in Zámrsk, MLS[1] Hradec Králové, Albert Hardtke Ls 33/47, Blatt 75 – Verhaftungsprotokoll von V. Gross.

Terezínská pamětní kniha (TPK) [Theresienstädter Gedenkbuch].

Im Nachlass von Leo Strass bei seiner Enkelin Věra Tomanová (Náchod) ist ein Foto von Vítězslav Gross mit dem Geburts- und dem Todesdatum (15. November 1941) erhalten.

Literatur:

Eva Althammerová-Švorčíková: Češi jsou vlastně docela milí [Die Tschechen sind eigentlich ganz lieb] (Praha 2004), S. 175–177, Erinnerung an ein Treffen mit Siegfried Gross (hier geschrieben als Ross) in Náchod, wo sie am Gymnasium als Professorin der deutschen Sprache tätig war.

Jan Šimáň: Je tady Gestapo! (Náchod 1938–1945) [Die Gestapo ist hier! (Náchod 1938-1945)] (Červený Kostelec 1946), S. 183.

 

Aus dem Tschechischen von Jana Starek 



[1] Anm. d. Ü.: MLS (Mimořádný lidový soud) – Außerordentliches Volksgericht in Königgrätz, das 1945-1948 hunderte Fälle aus der NS-Zeit untersuchte, neun Personen wurden zum Tode durch den Strang verurteilt, darunter Albert Hardtke, SS-Obersturmführer.

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