Józef Mamica 1878 - 1940 Bearbeiten
Geboren 13.8.1878 in Pruchna
Gestorben 3.8.1940 in Gusen
Biografie
Józef Mamica war evangelisch-lutherischer Geistlicher bei der polnischen Armee. Er stammte aus einer Bauernfamilie. Nach dem Abschluss des Gymnasiums in Cieszyń studierte er in Wien und Basel Theologie. 1903 erhielt er seine Ordination. Zunächst diente er in den Pfarreien in Stary Bielsko und seit 1904 in Błędowice. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie engagierte er sich politisch dafür, dass das Teschener Schlesien dem wiederauferstandenen polnischen Staat angeschlossen werde. Im Zentralkomitee der Volksabstimmung in Cieszyń tätig gab er zwei Propagandabroschüren heraus: Do ludu ewangelickiego (Für das evangelische Volk) und Polityczne korzyści z przynależności do Polski (Die politischen Vorteile der Zugehörigkeit zu Polen). Im Jahr 1919 vertrat er gemeinsam mit anderen Personen den Nationalrat des Fürstentums von Cieszyń bei der Pariser Friedenskonferenz, er präsentierte dort den TeilnehmerInnen Argumente für den Beitritt Teschener Schlesiens zu Polen. Im Jahr 1920 verließ er Błędowice, das sich innerhalb der tschechoslowakischen Grenzen befand. Im selben Jahr wurde er Militärkaplan des Korpskommandos des VII. Bezirks mit Sitz in Poznań, welches Posen und Pommern umfasste. Gleichzeitig leitete er die Seelsorge für zivile polnische Evangelikale. In den Jahren 1920 bis 1923 war er Verwalter der neu gegründeten Evangelisch-Augsburgischen Pfarreien in Poznań. Mit der Unterstützung von anderen Geistlichen trug er dazu bei, weitere polnische Pfarreien zu gründen: in Toruń (1921), Bydgoszcz (1922) und Grudziądz (1923). Gemeinsam mit dem Oberpastor des polnischen Militärs, Pater Oberst Ryszard Paszko veröffentlichte er 1925 Śpiewnik i modlitewnik dla ewangelików w wojsku polskim, das Gesangs- und Gebetsbuch für die Evangelikalen in der polnischen Armee. Von 1923 bis 1929 Jahre leitete er ein evangelisches Militärwaisenhaus im Dorf Marszałki in Wielkopolska. In den Jahren 1929 und 1930 bekleidete er die Position des Oberpastors der polnischen Armee. Im Auftrag des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten und Volksaufklärung war er Sachverständiger für religiöse und politische Angelegenheiten der ehemaligen preußischen Teilungsgebiete. 1935 trat er, mit dem Rang eines Obersts bekleidet, in den Ruhestand und ließ sich in Mnich nieder, einem Dorf im Teschener Schlesien. Im April 1940 wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau deportiert (Eintragung in das Zugangsbuch am 28. April 1940, Nr. 7110). Am 5. Juni desselben Jahres wurde er nach Mauthausen/Gusen überstellt. Er starb am 3. August 1940 in Gusen. Seine Asche wurde auf dem evangelischen Friedhof in Cieszyń beigesetzt.
Danuta Szczypka
Danuta Szczypka hat 2015 gemeinsam mit Maria Szlaur-Bujok die Ausstellung Jan Sztwiertnia 1911–1940 konzipiert, die das Leben von Jan Sztwiertnia dokumentiert, und war eine der Initiatorinnen und Initiatoren der Anbringung einer Gedenktafel an der KZ-Gedenkstätte Gusen.
Aus dem Polnischen von Katharina Czachor
Literatur:
W cieniu śmierci. Ewangelicy – ofiary prześladowań w czasie II wojny światowej [Im Schatten des Todes. Protestanten – Opfer der Verfolgung im Zweiten Weltkrieg] (Warschau 1970), S. 15-16.
L. Brozek: Józef Mamica. In: Polnisches Biografisches Lexikon, Band XIX (Wroclaw et al. 1974), S. 463f.
J. Golec/S. Bojda: Słownik biograficzny Ziemi Cieszyńskiej [Teschner Biografisches Lexikon], Band 2 (Cieszyń 1995), S. 132.
KJ Rej: Ewangelicka służba duszpasterska w Wojsku Polskim 1919–1950 [Evangelische Seelsorge in der polnischen Armee 1919-1950] (Warschau 2000), S. 159–161.