Walter Munke 1906 - 1942 Bearbeiten
Geboren 26.3.1906 in Güsten
Gestorben 31.3.1942 in Mauthausen
Biografie
Bericht über den Spanienkämpfer Walter Munke
Walter M u n k e wurde am 26. März 1906 in Güsten/Anhalt geboren. Sein Vater war Arbeiter und politisch in der Sozialdemokratischen Partei organisiert, er verstarb im Jahre 1913 an den Folgen eines Unfalles. Seine Mutter erhielt nur 24.- DM Rente im Monat und mußte deshalb noch arbeiten, sie war bis 1947 als Näherin tätig. Walter besuchte die 8-klassige Bürgerschule in Güsten, er war ein vorbildlicher Schüler und erhielt zur Schulentlassung eine Buchprämie. Mit 14 Jahren trat Walter als einer der ersten der Ortsgruppe der Arbeiterjugend bei und blieb einige Jahre deren Mitglied. Die arbeiterfeindliche Politik der SPD veranlaßte ihn im Jahre 1923 aus der Sozialistischen Arbeiterjugend auszutreten. Nachdem Walter im Jahre 1925 seine Lehrzeit als Schriftsetzer beendet hatte, ging er nach 6-monatiger Arbeit in die Lehrdruckerei nach Leipzig. Im Januar 1927 trat er aus eigenem Entschluß der Kommunistischen Partei Deutschlands bei. Aufgenomen wurde er von der Betriebszelle der KPD der Buchdruckerei Spamer Leipzig. Praktisch hat er in dieser Betriebszelle nicht gearbeitet, da er schon sechs Wochen später nach der Schweiz fuhr um dort zu arbeiten. In Winterthur (Schweiz) trat er zur KP der Schweiz über. Hier wurde ihm die Funktion des Straßenzellenleiters übertragen. Später wurde er Mitglied der Parteileitung Winterthur und aktiver Funktionär in den Massenorganisationen (Rote Hilfe, Arbeiterschutzwehr, IAH, Gesellschaft der Freunde der Sowjet-Union. Von der Kantonalen Parteikonferenz des Kantons Zürich wurde er in das Büro der Parteileitung des Kantons Zürich gewählt. Im November 1931 wurde er von der Schweizer Regierung wegen kommunistischer Propaganda des Landes verwiesen. Zurückgekehrt nach Güsten nahm er vom ersten Tage an aktiven Anteil an der politischen Arbeit und wurde zur Parteileitung mit zugezogen. Er wurde Verantwortlicher für die Arbeitslosenbewegung, pol. Leiter des Kampfbundes gegen den Faschismus, und übernahm die Redaktion der Ortszeitung „Der Rote Hammer". Im Januar 1932 zeichnete er für die Ortszeitung „Der Rote Hammer" als verantwortlich, da der Verantwortliche sich den Maßnahmen der Polizeiverwaltung auf Grund der Notverordnung fügen wollte. Walter verteidigte die Legalität der Ortszeitung „Der Rote Hammer" mit Erfolg. Am 25. April 1932, einen Tag nach den Landtagswahlen in Preußen, Anhalt usw., fuhr er nach Moskau, um dort für einige Zeit an der Front des sozialistischen Aufbaus mitzuarbeiten. Er arbeitete als Handsetzer in der Internationalen Druckerei bei der „Deutschen Zentral Zeitung" in Moskau. Im November 1932 kam er auf Urlaub nach Güsten und nahm sofortseine aktive Arbeit wieder auf, er wurde mehrmals verhaftet und auf Schritt und Tritt verfolgt, bis er sein Ausreise-Visum erhielt. Am 3. März 1933 verließ er Deutschland und nahm seinen Arbeitsplatz in Moskau wieder ein. Auch in Moskau arbeitete er aktiv am Wiederaufbau mit und erwarb sich dort einen großen Freundeskreis. Durch seine literarische Mitarbeit in der DZZ wurde er im Redaktionsstab eingegliedert und erwarb sich auch hier, nicht nur durch seine Berufsarbeit, sondern auch durch seine unermüdliche gesellschaftliche Arbeit bald das Vertrauen der Partei- und Gewerkschaftsorganisation. Walter wurde bald verantwortlicher Abteilungsleiter und mit bestimmten Aufgaben in die verschiedenen Bundesrepubliken der UdSSR geschickt. Als Spaniens Arbeiter im Kampf gegen den Faschismus standen reihte er sich ein und kämpfte im Ernst Thälmann Bataillon 11. Brigade 1 Kompanie mit den spanischen Antifaschisten gegen das Franco-Regime. Am 2. April 1938 geriet Walter in Gefangenschaft, den ersten Brief aus Spanien erhielten wir erst im Dezember 1939 aus Belchite, von dort bekamen wir noch zwei Kartengrüße. Vom 23.7.41 kam aus Palencia ebenfalls ein Kartengruß und vom 24. 10. 41 aus Miranda ein Kartengruß mit der Mitteilung, dass ein Transport nach Deutschland in Kürze abgeht. Walter traf am 3.11.41 in Brauweiler (Auffanglager bei Köln) ein, dies teilte er uns ebenfalls durch einen Kartengruß mit. Später kamen noch zwei Kartengrüße vom 10.11. und 29. 11.41 bei uns an. Die letzte Karte brachte u.a. die Mitteilung, dass der Transport am gleichen Tag wahrscheinlich nach Magdeburg abgeht. Die Karte vom 29.11.41 war der letzte Gruß von Walter, den wir erhielten, alle weitere Post von ihm wurde von der Ortsgruppe Güsten und der Gestapo einbehalten, die von da an auch die gesamte Familie nicht mehr aus den Augen ließ. Wir erfuhren auf Umwegen, dass Walter sich wahrscheinlich in Burg bei Magdeburg einige Zeit befand, er hatte von dort aus versucht mit uns Verbindung zu bekommen, was aber mißlang. Walter soll seine Heimat noch als Gefangener gesehen haben, (angeblich ist er mehrmals mit sowjetischen Kriegsgefangenen im Arbeitseinsatz in Neundorf, Staßfurt und Aschersleben gesehen worden.) Leider erhielten wir diese Nachrichten immer meist erst dann, wenn er bereits wieder fort war. Einmal hatten wir versucht Verbindung mit dem Kriegsgefangenenlager in Aschersleben zu bekommen, mußten aber unverrichteter Sache wieder abziehen, weil wir uns selbst gefährdeten. Diese Maßnahme, Walter durch seine Heimat zu schleifen, hatte ja nur den Sinn, ihn evtl. zur Flucht zu verleiten um dann die gesamte Familie zu vernichten. Es wäre vielleicht mit Hilfe von Freunden geglückt ihn zu befreien, aber leider standen wir völlig isoliert und allein da. Unsere Bemühungen waren vergebens, von Walter hörten wir dann nichts wieder, bis wir im Mai 1942 eine Zustellung durch die Post erhielten, angeblich war ein Paket von Walter Munke für uns abzuholen. Wir wußten nicht, dass dies das Letzte war, was wir angeblich von Walter bekamen.Nichts Gutes ahnend begannen wir das Paket zu öffnen, es enthielt schmutzige Wäsche, blutige Uniformstücke u.a. sowie die lakonische Mitteilung, dass Walter Munke am 31.3.42 im Konzentrationslager Mauthausen verstorben sei!! Wir gaben nicht klein bei, wir verlangten die Leiche, den Totenschein und die Sterbeurkunde und hatten unzählige Schikanen der SS Bestien zu überstehen, ehe wir die Urne von Walter bekamen. Wir haben diese dann bei Nacht und Nebel allein auf dem Grab seines Vaters beigesetzt. Und auch da sollte er keine Ruhe finden. Wenige Wochen später wurde die Urne durch die Ortsgruppe Güsten und durch die Gestapo wieder entfernt -wir bekamen nur eine schriftliche Mitteilung zu lesen, in der hieß es wörtlich - Da es nicht angeht, dass ein Landesverräter in den Reihen unserer Mitbürger ruht, wird die Urne polizeilich entfernt! -Wir versuchten auf alle mögliche Art und Weise die Urne zu retten, aber auch das mißlang uns. Die Urne wurde tatsächlich aus dem Grab herausgeholt, wir konnten aber ermitteln, wo sie verscharrt wurde. 1945, endlich, als der braune Spuk zu Ende war, konnten wir die mutwillig beschädigte Urne unseres Walters wieder dort beisetzen, wo sie hingehörte. Eine Hilfe durch die Güstener „Genossen" haben wir während der Zeit des Faschismus nicht gehabt und auch nach 1945 blieb es dabei, im Gegenteil, Walters Urne mußten wir uns allein wieder beschaffen und auch die Wiederbeisetzung erfolgte nur durch die Familie - Mutter, Schwester und Nichte Walters. Sogar jetzt lassen die Güstener Faschisten das Grab Walters nicht in Ruhe, die Namensplatte wurde vor einigen Jahren zertrümmert. Auch die früher von den Faschisten von uns beschlagnahmten Sachen, die teilweise noch nach dem Umsturz des Hitlerregimes im Güstener Rathaus vorhanden waren, wurden uns von den Güstener „Genossen" vorenthalten, bis wir sie uns selbst holten.1946 wurde die Gartenstraße in der Walters Vaterhaus steht und wo wir auch jetzt noch wohnen, in die Walter Munke Straße umbenannt. Allerdings sind die Straßenschilder schon seit einigen Jahren wieder entfernt worden. Walters Mutter ist inzwischen 1948 verstorben, sie hat nur noch wenige Jahre einigermaßen sorgenfrei leben können. Wir haben verschiedentlich versucht mit Walters ehemaligen Freunden in Verbindung zu bekommen, aber leider war unsere Mühe bis 1947 immer vergebens. 1947 meldete sich das erstemal ein ehemaliger Spanienkämpfer, dem es gelungen war von Spanien in die Emigration zu gehen. Durch ihn bekamen wir Verbindung mit einem weiteren Spanienkämpfer, der mit Walter bis Brauweiler zusammen war, beide wurden 1941 in Brauweiler getrennt, er überlebte den Faschismus im KZ Dachau - verständlicherweise hatte er unsere Anschrift inzwischen vergessen. Auch er hat nie wieder etwas über Walter erfahren können, bis wir Verbindung bekamen.Leider haben wir diesen Freund Walters aus dem KZ Dachau auch noch nicht persönlich sprechen können, einmal weil seine Gesundheit nicht zum Besten war und zum anderen scheiterte dieser Versuch an anderen Umständen. Auch eine persönliche Rückfrage im ZK der SED in Berlin während der Weltfestspiele 1951 mit Hilfe eines Freundes Walters und Spanienkämpfers blieb erfolglos. Wir versuchten vergeblich einen Referenten zu erreichen, der sich evtl. der Sache Walters annehmen könnte, aber wie erwähnt, wir wurden gar nicht vorgelassen. Wir hoffen auch jetzt noch nach all den Jahren etwas über Walter erfahren zu können, vor allem über die Zeit von Brauweiler bis Mauthausen. Wir würden uns sehr freuen, wenn seine ehemaligen Freunde und Bekannte sich seiner Sache annehmen würden.
Güsten, im Mai 1961
Frau Elfriede Behrend geb. Munke (Schwester von W. M.) und Tochter Ruth Behrend
Auszug aus dem Buch: Walter Munke: Zweimal um die Ecke. Gedichte und Erzählungen. Aus dem Nachlaß herausgegeben im Verlag Pro Business von Raja Lubinetzki (2015)