Wilhelm May 1899 - 1943 Bearbeiten
Geboren 19.8.1899 in Essen
Gestorben 6.1.1943 in Gusen
Biografie
Friedrich WILHELM MAY
geb. 19. August 1899 in Holsterhausen (Essen), 5.30 Uhr
gest. 6. Januar 1943 in Gusen (KZ Gusen, Außenlager KZ Mauthausen/Oberösterreich)
Vater:
Edmund LUDWIG MAY, geb. 1854, Fabrikarbeiter + Rüstschmied (wahrscheinlich Krupp-Werke Essen), gest. 1916 mit 62 Jahren an Lungenentzündung
Mutter:
Johanna EMILIA MAY, geb. Schlagowski, aus Ostpreußen, mind. zwei Geschwister, da Ludwig May zweimal Trauzeuge gewesen bei Schlagowskis, gest. 1914 unbekannt
d.h. Wilhelm mit 16 Jahren Vollwaise (prägend für Lebensweg)
Geschwister (4):
Emilia May, verehelichte Spadtke, 1927 wohnhaft Eupenstr. 3 BRB (Walzwerksiedlg.);
Ludwig May (Klempner), 1927 wohnhaft Malmedystr. 18, BRB;
…
…
(in Gerichtsakte vermerkt: ein Bruder auch zu Haftstrafe verurteilt)
Ehefrau:
Hedwig May, in 1920er Jahren wohnhaft in Neuendorfer Str. 4 (Wilhelm May nach Haftentlassung in 1925 kurz wohnhaft in Neuendorfer Str. 18 → vlt. Eltern dort kennengelernt)
besondere Merkmale:
evangelisch (1915 in Erlöserkirche Essen eingesegnet), Größe 1,67m, Augen grau-blau, Zähne lückenhaft, mit 16 Jahren Vollwaise, Kriegsverletzung (Granatsplitter linke Lende, Invalidenausweis), Raucher, leidet unter Krampf- und Schwindelanfällen, arbeitete u. a. als Dachdecker und Klempner, arm, notleidend
Lebenslauf:
- Bürgerschule bis zur 7.Klasse besucht, Abgang ca. 1913/14
- danach Lehre 2 ¼ Jahre, ohne Abschluss (vor Gesellenprüfung zu 5 Monaten Gefängnisstrafe verurteilt) ca. um 1916
- zur Zeit des Ersten Weltkriegs: Tod beider Eltern (Mutter 1914, Vater 1916), Geschwister vernachlässigten ihn, auf sich allein gestellt, erste Diebstähle (Berichte aus Prozessakten)
- am 15. November 1917 als Soldat eingezogen (158. Infanterie-Regiment Paderborn (7. Lothringesches))
- zu Felde gezogen am 15. Januar 1918 (13. Infanterie-Regiment (1.Westfälisches) zugewiesen) → Verletzung: Granatsplitter linke Lende (seitdem Invalidenkarte)
- am 8. August 1918 in Frankreich in englische Kriegsgefangenschaft gekommen, Ende 1918 entlassen
- danach nicht mehr auf die Beine gekommen, schwere Diebstähle begonnen in Bochum und Berlin
- in den Nachkriegsjahren nach Brandenburg/Havel gezogen sein, weil Geschwister auch dort lebten
- Gefängnisstrafe 4,5 Jahre 1921–1925 wegen schweren Diebstahls in Reihe, Verbüßung im Zuchthaus Görden
- nach Haftentlassung September 1925 kurze Zeit bis abermalige Verhaftung im Dezember wohnhaft in Neuendorfer Str. 18 (spricht von Hausvater, muss etwas wie eine Unterkunft für Menschen in Not gewesen sein, heute immer noch unter selben Adresse Kinder- und Jugendnotdienst)
- September bis November 1925 bei Dachdeckermeister Hermann gearbeitet, dort nach sieben Wochen entlassen, weil keine Arbeit
- bei Pfarrer um Hilfe nach Arbeit gebeten, leidet unter Hunger,
- im November/Dezember 1925 zwei Monate nach Haftentlassung, weiteren schweren Diebstahl aus Not begangen
- Verurteilung zu Gefängnisstrafe Januar 1926, ein Jahr sechs Monate, Strafanstalt Tegel (Eintrag Strafbuch 31. Juli 1926: Gefangener tobt und zerstört Fensterscheiben, zur eigenen Sicherheit in Kellerzelle des Lazaretts verlegt / Ersuch an Strafvollzugsrat 31. August1926: schildert Hilflosigkeit, bittet um Berufsarbeit (Gemeinschaftsarbeit) zum Erhalt des Willens und körperlichen Kraft, sonst sieht er sich wieder in Haft)
- Entlassung 4. Juni 1927, anschließend Reststrafe von drei Monaten in Zuchthaus Görden verbüßt, Verlegung auf eigenen Wunsch aufgrund Nähe zu Geschwistern in Brandenburg/Havel
- Heirat 1928 mit Hedwig
- 1928 Geburt Tochter
- 25. Juni 1934 Geburt Sohn Günter
- 21. September 1934 Verurteilung zu drei Jahren Haft mit anschließender „Sicherungsverwahrung“
- ab September 1937 in „Sicherungsverwahrung“, Inhaftierung in verschiedenen Strafanstalten, Strafgefangenenlagern und KZ
Haftstrafen und „Sicherungsverwahrung“:
irgendwann 1915/16:
fünf Monate Haft
08.07.1921 – 26.08.1921:
Untersuchungshaft
27.08.1921 – 03.09.1925:
verurteilt zu zusammengefasst 4,5 Jahre Gefängnis wegen schwerem Diebstahl in Reihe (1. Strafe: zwei Jahre durch Gericht Bochum / 2. Strafe: zwei Jahre sechs Monate durch Gericht Brandenburg/Havel / 3. Strafe: acht Monate durch Gericht Brandenburg/Havel), Strafanstalt: Zuchthaus Görden
- bereits nach vier Jahren frühere Entlassung
Dezember 1925 – 23.01.1926:
Untersuchungshaft
23.01.1926 – 04.06.1927:
verurteilt zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis wegen gemeinsam begangenem schweren Diebstahl (mit dem Schlosser Otto Zander und dem Arbeiter Otto Weidlich), Strafanstalt: Haftanstalt Tegel
anschließend bis September 1927:
Reststrafe von drei Monaten in Zuchthaus Görden
21.09.1934 – 09.08.1937:
verurteilt zu drei Jahren Gefängnisstrafe mit anschließender „Sicherungsverwahrung“
ab 09.08.1937:
„Sicherungsverwahrung“
28.04.1939 – 05.12.1940:
Strafgefangenenlager VII Esterwegen
ab 06.12.1940:
Strafanstalt Ensisheim (heute „Anze“ im Elsass/Frankreich)
06.12.1942 – 11.12.1942:
KZ Mauthausen
11.12.1942 – 06.01.1943:
KZ Gusen
Stefan Bruskowski, Urenkel
Quellen:
Stadtarchiv Essen (Unterlagen Standesamt Altenessen – Essen II):
- standesamtlicher Geburtseintrag vom 21.08.1899, darauf nachträgliche Beurkundung des Todes zum 6.01.1943 in Gusen durch Sonderstandesamt Bad Arolsen 1958 (Kopie)
- Nachforschungen durch Mitarbeiterin
Stadtarchiv Brandenburg/Havel:
- standesamtlicher Eheschließungseintrag vom 14.08.1928
Landesarchiv Niedersachsen in Osnabrück (Verweis durch wissenschaftl. Dienst Gedenkstätte Esterwegen):
- Gefangenenkarteikarte des Strafgefangenenlager VII Esterwegen (Kopie)
Brandenburgisches Landeshauptarchiv BLHA Potsdam:
- Häftlingspersonalakten 1921–27, ca. 220 Seiten (Teilkopien)