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Alf Wager 1898 - 1944 Bearbeiten

Geboren 28.7.1898 in Oslo
Gestorben 28.12.1944 in Gusen

Biografie

Alf Wager wurde am 28. Juli 1898 in Kristiania, dem späteren Oslo, geboren. Er war der Sohn von Sina und Herman Wager und hatte sechs Schwestern und einen Bruder.

Alf wurde an der Norwegischen Technischen Hochschule, in den Fachrichtungen Elektronik und Schwachstrom, als Diplomingenieur ausgebildet und beim Telegrafverket in Oslo angestellt.[1] Er erhielt den Titel „Konstituierter Oberingenieur“, war Mitglied der Telegrafstyret und absolvierte auch die Telegraphenschule, in welcher er später unterrichtete. Alf war oft auf Geschäftsreisen unterwegs, meistens in Bergen und in anderen Städten Norwegens, aber auch zum Beispiel in Linz und Berlin.

Im Herbst 1929 arbeitet Alf an der Installation der Telefonverbindungen zwischen Norwegen und Südeuropa und ist aus diesem Anlass in Bergen. In der Zentrale des Staatstelefons bestellt Alf bei Alida Hansen ein Telefongespräch nach Madrid. Es stellt sich heraus, dass sie die Schwester von Alfs Freund und Kollegen Johs. Stabell-Hansen ist. Das Gespräch nach Madrid erfolgt problemlos, und zwei Tage später sind Alida und Alf verlobt. Sie heiraten am 5. Juli 1930 und bekommen am 12. Juli 1931 ihren Sohn, Alf Bernhard, und am 6. Februar 1934 ihre Tochter, Berit.

Als Berit zur Welt kommt, arbeitet Alf an der Installation der Telefonverbindung in Nordnorwegen und fährt mit der Hurtigruten von einer Stadt zur nächsten. An Bord der Schiffe hat Alf Zeit, Briefe an seine Kinder zu schreiben.

Am 19. Dezember 1943 bringt Alida die zweite Tochter Eli Sigrunn zur Welt. Zu diesem Zeitpunkt ist Alf bereits in der Festung Akershus inhaftiert, nachdem die Gestapo zwei Monate zuvor eine Liste mit Namen und Decknamen der Geheimdienstgruppe des Telegrafverk fand. Nach Mitternacht des 27. Oktobers wurde die ganze Gruppe festgenommen.

Im Jänner 1944 muss Alida nun die Steuererklärung der Familie ausfüllen, und sie bekommt deshalb die Erlaubnis, Alf in Akershus zu treffen. Alida nimmt die drei Wochen alte Eli mit, die von ihrem Vater geküsst und umarmt wird.

Im März 1944 wird Alf ins Häftlingslager Grini überstellt und am 6. April gemeinsam mit 13 anderen Gefangenen mit dem Schiff Lappland von Oslo nach Kiel gebracht. Am 8. Mai 1945 erfahren Alida und die Familie, dass Alf verstorben ist.

Erst 44 Jahre später bekommen Eli, Berit und Alf B. Kenntnis über Alfs letzte Reise, da 1989 das Buch von Kristian Ottosen NATT OG TÅKE (Nacht und Nebel) veröffentlicht wird. Alf B. findet im hinteren Teil des Buches den Namen seines Vaters. Dort ist zu lesen, dass Alf Wager im Mai 1944 ins KZ Natzweiler deportiert wurde, dort die Häftlingsnummer 13893 trug und am „xx.01.45“ in Gusen ums Leben kam.

Im November 2009 findet die Familie die Kopie eines Briefes, den Alidas Bruder Johs. Stabell an eine Schwester in den USA schrieb, nachdem er und die Schwester Clara im Juni 1945 eine Begegnung mit Frans Skønberg hatten. Skønberg hatte berichtet, dass er zur Jahreswende 1944/1945 in Gusen war. Dort arbeitete Alf in einer Stollenanlage. Alf hatte Ödeme an den Beinen und war todkrank. Die Mithäftlinge trauten sich jedoch nicht, Alf im Lager zu lassen, wenn sie arbeiten gingen, da er sonst „verschwinden“ würde. Also schleppten sie Alf jeden Tag zur Arbeit mit. In einem Brief von Clara an Alida erfuhr sie über den letzten Abend, an dem Alf am Leben war. Er lag auf seinem Schlafplatz, fühlte sich müde und sagte, dass sein Puls sehr hoch war. Skønberg maß den Puls und konnte nur zustimmen. Alf hatte nicht mehr die Kraft, seine „Schuhe“, die aus mit Stahldraht befestigten Fetzen und Holzstäben bestanden, von seinen Füßen zu nehmen. „Ich helfe dir“, sagte Skønberg, und zog sie aus. „Das tut gut “, sagte Alf. Am nächsten Tag rannte einer der Mithäftlinge zu Skønberg und erzählte ihm, dass Wager tot war. Papa schlief ohne Schmerzen auf dem Schlafplatz ein, wohlwissend, dass er sterben würde. Er fand es gut, jetzt zu sterben. Aber er dachte an Alida und daran, dass sie es schon schaffen würde. Es war für uns sehr wichtig, die Briefe von Onkel Stabell und Tante Clara zu finden.

Eli Wager / Berit Wager Pettersen

Eli Wager und Berit Wager Pettersen sind die Töchter von Alf Wager.

 

Aus dem Norwegischen von Lykke Larsen und Merethe Aagaard Jensen



[1] Anm. d. Ü.: Telegrafverket bezeichnet die staatliche norwegische Telefongesellschaft, Telegrafstyret die Leitung des Telegrafverket.

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