Zurück

Soběslav Sobek 1897 - 1942 Bearbeiten

Geboren 29.9.1897 in Brno
Gestorben 24.10.1942 in Mauthausen

Biografie

Die Geschichte der Familie Sobek

Soběslav Sobek wurde am 29. September 1897 in Brno als Sohn von Bohumil und Božena Sobek geboren. Nach dem Studium an der medizinischen Fakultät der Karlsuniversität Prag, das er im Jahre 1924 abschloss, wurde er Arzt, Spezialist für die Behandlung von Tuberkulose und weiterer Lungenkrankheiten. Dr. Sobek war Mitglied des Zentralausschusses der Masaryk-Liga gegen Tuberkulose, Redakteur der Zeitschrift Rozhledy v tuberkulóze (Tuberkulose-Ausblicke) und Mitglied des Rates der Freimaurer. Er heiratete Marie Trösterovou, geb. am 06. Juli 1902 in Vrbičany bei Lovosice als Kind von Václav und Marie Trösterová. Marie war eines von drei Kindern. Sie lernte ihren Ehemann beim Studium an der medizinischen Fakultät kennen, welches sie jedoch nicht abschloss. Nach der Hochzeit kümmerte sie sich um den Haushalt. Beide Eheleute waren römisch-katholischen Bekenntnisses.

Dr. Sobek wirkte nach dem Studium zuerst an der Landeslungenheilanstalt in Paseka in Mähren, anschließend am Institut für psychisch Kranke in Štemberk, in der Masaryk-Lungenheilanstalt in Kvetnica bei Poprad, wo er den Posten des Direktors innehatte und im Lungensanatorium in Tatranské Matliare, wo er als konsiliarischer Chefarzt tätig war. Der Höhepunkt seiner Karriere war die Zeit des Aufenthalts im Lungensanatorium des Verbandes der Krankenversicherungen in Vyšné Hágý. Hier wurde er im Januar 1936 zum ersten Direktor ernannt. Das Projekt des Sanatoriums begann in den Projektbüros der Prager Firma Ing. Libr und Ing. Kahn zu entstehen. Schon bei den Projektarbeiten wurden die Erfahrungen berücksichtigt, die Sobek bei Besuchen ähnlicher Sanatorien in Europa gesammelt hatte. Der Bau des Sanatoriums begann im Herbst 1934. Während der siebenjährigen Bauzeit entstand ein ausgedehntes Gelände mit Einrichtungen und Behandlungsräumen. Leider konnten die Eheleute bei der endgültigen Fertigstellung des Sanatoriums im Jahre 1941 nicht anwesend sein. Nach dem Zerfall der Tschechoslowakei mussten sie Vyšné Hágý verlassen. Sie zogen nach Prag, wo sie zunächst eine Wohnung am Platz Loretánské náměstí Nr. 7 und ab dem 05. Januar 1940 in der Italská ulice 25 fanden. Soběslav Sobek wurde Mitarbeiter des Lungenambulatoriums des Zentralverbands der Krankenversicherungen in Prag.

Seine Mitgliedschaft im Zentralausschuss der Masaryk-Liga gegen Tuberkulose eröffnete ihm den Weg zur Freundschaft mit Petr Fafek, Beamter beim Tschechoslowakischen Roten Kreuz, MUDr. Karel Svěrák, Vorsitzender des Landesverbands der Masaryk-Liga gegen Tuberkulose, Jan Sonnevend, Mitglied der Masaryk-Liga gegen Tuberkulose, JUDr. Jiří Pleskot, Direktor des Zentralverbands der Krankenversicherungen, JUDr. František Slavíček, leitender Beamter des Zentralverbands der Krankenversicherungen und MUDr. Jan Včelák, Generalsekretär der Masaryk-Liga gegen Tuberkulose. Diese genannten Personen beteiligten sich sofort nach der Okkupation am aktiven Widerstand gegen die Okkupanten und nach Ankunft der Fallschirmspringer der Gruppe ANTHROPOID auch an deren Unterstützung. Am Netzwerk der Unterstützer beteiligte sich selbstverständlich auch Soběslav Sobek. Die Möglichkeiten von Sobek wurden gleich nach dem Angriff auf den stellvertretenden Reichsprotektor R. Heydrich genutzt. Bei dem Angriff wurde Jan Kubiš durch die Explosion der geworfenen Bombe im Gesicht und am Auge verletzt. Die erste Behandlung erhielt er in Vysočaný bei Jaroslav Piskáček von MUDr. Břetislav Lyčka. Das war eine allgemeine Behandlung ohne die Fachkunde eines Augenspezialisten. Der Zustand von Kubiš's Auge verbesserte sich daher kaum und es war eine weitere Behandlung erforderlich. Daher begannen die Unterstützer der Fallschirmspringer einen Facharzt für Augenheilkunde zu suchen. In dieser Situation half ihnen Dr. Sobek. Er bat seine Kollegin, die Augenärztin Milada Frantová, welche die Fachbehandlung von Jan Kubiš übernahm.

Nach Entdeckung der Unterstützerorganisation im Freundeskreis von Soběslav Sobek begannen am 3. Juli 1942 die Verhaftungen. An diesem Tag wurden JUDr. Pleskot, MUDr. Slavíček und MUDr. Včelák verhaftet. Zu diesem Zeitpunkt wollten die Sobeks einen geplanten Urlaub nehmen und zur Mutter seiner Frau nach Roudnice nad Labem reisen. Am 7. Juli, dem Vorabend der Abreise, gingen sie zum früheren Wilson-Bahnhof, um sich die Fahrkarten für die Reise zu kaufen. Zu Hause stand schon das gepackte Gepäck. Bei der Rückkehr vom Bahnhof wurden sie von Gestapo-Beamten verhaftet. Die Wohnung wurde einer Durchsuchung unterzogen und versiegelt. Die Gestapo erlaubte nahen Verwandten nur, aus den gepackten Koffern etwas Oberbekleidung herauszunehmen, damit sie sich in der Haft in Prag umziehen konnten.

Zunächst wurde das Ehepaar Sobek in den Prager Gestapo-Gefängnissen gefangen gehalten.  Wahrscheinlich spätestens im September 1942 wurden sie in das Haftgefängnis der Prager Gestapo auf die Kleine Festung Terezín verlegt.

Ihre Verwandten bemühten sich, ihr schweres Schicksal so weit wie möglich zu erleichtern. Das gelang dem Bruder von Marie Sobková, František Tröster, teilweise, nachdem er eine Verbindung mit Dr. Miloš Nádvorník, Tierarzt im Schlachthof Terezín, in den die Gefangenen zur Arbeit gingen, anknüpfte. Über diesen Kanal schaffte er es, für seine Schwester und seinen Schwager in Pastatuben Essen, verschiedene Nachrichten und Zeitungsausschnitte in die Kleine Festung Terezín zu schmuggeln.

Am 29. September wurden beide Eheleute in ihrer Abwesenheit von einem Standgericht zum Tode verurteilt. Die Vollstreckung dieses Urteils erfolgte im Konzentrationslager Mauthausen, wo Marie Sobková um 9 Uhr 14 Minuten und Soběslav Sobek um 14 Uhr 50 Minuten hingerichtet wurden.

Auch die Kollegin von Soběslav Sobek, MUDr. Milada Frantová, entging der grausamen Strafe nicht. Auch sie wurde am 24. Oktober 1942 im KZ Mauthausen als erste von 262 an diesem Tag hingerichteten tschechoslowakischen Patrioten hingerichtet.

 

Vlastislav Janík, Forscher, Delegierter des Mauthausen-Komitees in Tschechien

 

Dateien

Informationen zur Person senden...

Weitere Informationen zur Person hinzufügen...