Théophile Chevillon 1921 - 1945

Geboren 4.10.1921 in Corcelles-en-Beaujolais
Gestorben 9.3.1945 in Mauthausen

Biografie

Chevillon und Dargaud, zwei ehemalige Schüler der École pratique de commerce et d’industrie (Prat’s), die sich dem Maquis von Mont-Cortevaix angeschlossen hatten

Blogeintrag auf https://cluny-histoiresdhistoire.com

Datum: 2. Februar 2020

Zwei Wehrpflichtige waren Schüler der „Prat’s“

Théophile Chevillon wurde am 4. Oktober 1921 in Corcelles-en-Beaujolais geboren. Seine Schwester Marguerite erblickte 1920 das Licht der Welt. Ihr Vater Gabriel war Zimmermann. Als dieser 1933 starb, beschloss ihre Mutter, Louise Trouillet aus La Vineuse, nach Cluny zu ziehen, um dort als Strickwarenhändlerin zu arbeiten. Die Familie wohnte in der rue Municipale. Im Oktober 1934 trat Théophile in die Schule La Prat’s ein. Zwei Jahre später verließ er die Schule und arbeitete als Tischler bei Lyon-Standard.

François Dargaud wurde am 18. Dezember 1921 in Cluny geboren. Sein Vater Joanny arbeitete als Straßenwärter und seine Mutter war Hauswartin. François hatte zwei Schwestern: Andrée, die 1920 geboren wurde, und Marthe (1925 – 2018). Er war nur ein Jahr lang Schüler der Ecole pratique (1933 – 1934).

1936 arbeitete François als Schriftsetzer und lebte mit seiner Familie im Stadtviertel Abbatiale von Cluny.

1943 wurden Théophile und François einberufen und mussten zwischen Pflichtarbeitsdienst und Maquis wählen. Beide Freunde entschieden sich für den Maquis.

Maquis von Crue, später Maquis von Mont-Cortevaix

Claudius und Marie-Louise Dutrion[1] erinnern sich, dass der Maquis von Mont-Cortevaix seit Juli 1943 seinen Sitz mitten im Wald hatte. Der Maquis wurde von Eugène Cotte (Jacky) angeführt[3] und zählte damals zwischen fünfundzwanzig und dreißig junge Männer aus der Region, aus den Departements Ain, Jura[2], aus Lyon …

Manche, wie zum Beispiel Théophile Chevillon und François Dargaud[4], kamen vom Maquis Crue. In der Nacht vom 9. auf den 10. März 1943 waren sie in Blanot mit Freunden des Jahrgangs 1932 oder 1933 unterwegs: Jean Alix und Henri Gandrez.

Das Leben in den heruntergekommenen Hütten in Mont war nicht einfach; die jungen Leute arbeiteten in den Wäldern im Auftrag der Verkehrsbehörde des Departements Saône-et-Loire und halfen auch bei den Feldarbeiten und bei der Weinlese des Jahres 1943 mit, um etwas Geld und ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Claudius und Marie-Louise Dutrion erinnern sich an schöne gemeinsame Augenblicke: „Wir tanzten jeden Abend.“

Sie konnten auch auf die Hilfe von Jean Renaud und seiner Männer zählen, die sie regelmäßig mit lebensnotwendigen Gütern versorgten.

Ganz zu Beginn des Maquis Mont waren die jungen Leute nicht bewaffnet – sie hatten allerhöchstens ein paar Revolver. Sie mussten auf die ersten Fallschirmabwürfe warten, um mehr Waffen zu erhalten.

Die Einwohner von Cortevaix (609 laut Volkszählung von 1936) verpflichteten sich nicht dem Maquis, waren ihm aber gut gesinnt. Nur wenige – die beiden Lehrer (Fourcade und seine Frau), Henriette Voiret (Aushilfslehrerin) und die Postbeamtin – leisteten Hilfe. Die Familie Dutrion kümmerte sich um die Bedürfnisse der Männer: Sie pflegte den kranken Cotte und brachte ihn zum „Arzt des Maquis“, also zum Arzt von Salornay-sur-Guye.

Am 13. November 1943 wurden die Widerstandskämpfer von Beaubery angegriffen und mussten sich zerstreuen. Sie machten Halt in Mont-Cortevaix. Der Verräter Garcia wies die Deutschen auf die Gruppe von Cortevaix hin.

Angriff auf den Maquis

Am 17. Jänner 1944 war Suzanne Dutrion mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Bonnay und traf auf eine deutsche Patrouille. Sie verständigte sofort die Postbeamtin von Cortevaix, die den Lehrer Fourcade davon in Kenntnis setzte. Dank ihrer Wachsamkeit hatten die Widerstandskämpfer Zeit, von der Bildfläche zu verschwinden.

Zum selben Zeitpunkt kehrten die ahnungslosen Théophile Chevillon und François Dargaud nach Mont zurück. Sie wurden verhaftet, weil sie Flugblätter mit sich führten[5]. Laut dem Ehepaar Dutrion wurden die beiden zu Fuß nach Cormatin gebracht. „Das war unsere Rettung“, erklärte Claudius. Da die Tage um diese Jahreszeit kurz sind, war es früh dunkel, und die Deutschen hatten keine Zeit für Hausdurchsuchungen. Wenn sie Zeit gehabt hätten, die Häuser von Mont zu durchsuchen, hätten sie Waffen und Munition gefunden: „In jedem Haus gab es welche“, erzählte Claudius. Alles wurde am selben Abend versteckt.

Aber am nächsten Morgen um fünf Uhr früh kamen die Deutschen mit Verstärkung wieder. Alles wurde abgeriegelt, und es war unmöglich, das Dorf zu verlassen. „Es war nicht allzu schlimm“, sie durchsuchten ein wenig die Häuser, bedienten sich allerdings ausgiebig in den Kellern und nahmen zweiunddreißig Liter Schnaps mit. Sie steckten zwei alte Schuppen in Brand, in denen sie Spuren von Widerstandskämpfern fanden. Dem Bürgermeister wurde angeordnet, das Haus „Aux Fontaines“ zu zerstören, das den Widerstandskämpfern als Kantine diente, er leistete diesem Befehl Folge.

„Wir nicht böse“, sagte der deutsche Offizier (es handelte sich wahrscheinlich um den Offizier, der die Garnison von Cluny leitete – ein Lehrer aus dem Rheinland) zu Claudius Dutrion. „Aber Achtung: Wenn das nächste Mal die Gestapo kommt, wird es nicht so glimpflich verlaufen.“ Sie kamen ein paar Tage später nochmals mit dem Fahrrad, um zu überprüfen, ob das Haus wirklich zerstört worden war. Sie kamen aber auch, um noch ein paar Liter Schnaps zu holen: „Sie haben mich gut bezahlt“, erklärte Claudius Dutrion, der ihnen noch ein Gläschen einschenkte, bevor sie wieder abfuhren. Er fügte hinzu: „Ja, und dann waren sie wieder weg.“ Das Dorf hatte Glück gehabt, denn in den darauffolgenden Wochen wurde die Résistance in Cormatin-Blanot (23. Jänner 1944) und Cluny (14. – 17. Februar) dezimiert.

Nach Mauthausen deportiert

Théophile Chevillon und François Dargaud waren zweiundzwanzig Jahre alt. Beide ereilte das gleiche Schicksal: Sie verließen Compiègne am 22. März 1944 mit einem Konvoi von insgesamt 1218 Männern[6]. Zu ihren Leidensgefährten gehörten Claudius Pautet, der am 30. September 1943 festgenommen worden war, sowie zahlreiche Männer, die zwischen dem 14. und 17. Februar 1944 im Rahmen einer SIPO-SD-Razzia in Cluny verhaftet worden waren: Jean Alix, Gustave Arpin, François Baury, Albert et J-B. Beaufort, André Belot, Jean Bonat, Henri Jaillet, Marcel Lathelier, André Martin, Antoine Martin, Joseph Laplace, René Laroche, Jean Rublio Lepri, Benoit Litaudon, Georges Malère, Antoine Michel, Charles Michel, Joseph Michon, Claude Moreau, Pierre Morlevat, Jean Mussetta, Henri Nigay und Jean Noly.

Drei Tage später erreichte der Konvoi Mauthausen. Am 28. April wurde Théophile nach Gusen gebracht. Am 5. Juni kam auch François nach Gusen, er wurde aber am 2. Dezember wieder ins Hauptlager überstellt. Nach seiner Rückkehr aus der Deportation erzählte Jean Alix, dass sein Freund François sich gegen einen Kapo aufgelehnt hatte und von diesem mit unvorstellbarer Gewalt zu Tode geprügelt wurde. Der aus Cluny stammende junge Mann starb am 18. Dezember 1944. Auch Théophile wurde ins Zentrallager zurückgeschickt, wo er am 9. März 1945 starb.

In Mont-Cortevaix wird jedes Jahr eine Gedenkfeier für Théophile und François veranstaltet.

Eine Frau im Schatten: Marguerite Chevillon

In Cluny gingen die Kämpfe weiter. Marguerite Chevillon („Serge“), die Schwester von Théophile, gehörte den Verbindungsleuten an. Am 18. Jänner 1944 gelang es ihr, der Razzia in Mont zu entkommen[7]. Nach dem 6. Juni setzte sie ihre Tätigkeit fort und stellte die Verbindung zwischen dem Generalstab der F.T.P.F. (Francs-tireurs et partisans, zu Deutsch Freischärler und Partisanen) im Château de La Rochette, dem Lager Jean Pierson und der Hyvernat-Gruppe her.[8]. Sie starb 2010, im Archiv von Vincennes konnten keine Informationen über sie gefunden werden.

Louise Chevillon, die Mutter von Théophile und Marguerite, kam bei der Bombardierung von Cluny am 11. August 1944 ums Leben. Sie ist das einzige Mitglied der Familie Chevillon, das den Status „Mort pour la France“ (gestorben für Frankreich) erhielt.

Chantal Clergue

Chantal Clergue ist Historikerin. Sie widmete ihre Doktorarbeit dem Thema der Berufsschule im 19. Jahrhundert und lehrt in einer Schule. Sie beschäftigt sich auch mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs mit Schwerpunkt auf Ostfrankreich (Cluny, Mâcon, Lyon). Hauptforschungsthemen: Résistance, Doppelagenten, jüdische Familien, die versteckt wurden.

 

[1] 1968 führte Henri Guinot ein Gespräch mit dem Ehepaar Dutrion. Wir danken Patrick Guinot für die Bereitstellung dieser Aufzeichnung. Siehe ebenfalls: Martinerie, Jean. Éléments pour une approche historique de la résistance en Clunysois et lieux circonvoisins. Gedruckt von Turboprint. (Beaubery 2010), S. 83.

[2] Wie Pierre Millet, der gemäß den Aussagen des Ehepaars Dutrion aus Saint-Claude stammte.

[3] Gemäß Claudius Dutrion war Cotte die „rechte Hand“ von Jean Renaud. Anschließend kam er „bis Belfort“. Cotte hat sich also wahrscheinlich dem 4. Bataillon angeschlossen.

[4] Jeannet, André. Mémorial de la Résistance en Saône-et-Loire. Biographies de résistants. (Mâcon 2005), S. 97. Siehe ebenfalls : Clauzel, Jean : La ferme de Crue dans la paix et dans la guerre (1896-1996). (Eigenverlag 2001), S. 42.

[5] André Jeannet, in seinem Werk Mémorial de la Résistance en Saône-et-Loire. Biographies de résistants, ist ihm ein Fehler unterlaufen, da er angab, dass die beiden jungen Männer in Cluny verhaftet wurden.

[6] http://www.monument-mauthausen.org/le-convoi-du-22-mars-1944. Von insgesamt 1218 Männern starben 640 im Zuge der Deportation oder gelten als vermisst.

[7] Martinerie, Jean. Éléments pour une approche historique…, op. cit., S. 107.

[8] Jeannet, André. La Seconde guerre mondiale en Saône-et-Loire : Occupation et Résistance. (Mâcon 2003), S. 203.

Position im Raum