Marcel Callo 1921 - 1945

Geboren 6.12.1921 in Rennes
Gestorben 19.3.1945 in Mauthausen

Biografie

Marcel Callo wurde am 6. Dezember 1921 in Rennes in Frankreich geboren und verstarb am 19. März 1945 nach einem längeren Aufenthalt in den Konzentrationslagern Gusen I und II im „Sanitätslager“ vor dem KZ Mauthausen. Marcel Callo war begeisterter Pfadfinder und absolvierte eine Lehre als Buchdrucker. Schon als Jugendlicher engagierte er sich in seiner Heimat auch in der katholischen Jugendorganisation „Jeune Ouvriere Chretienne“ (JOC). Nachdem die Nationalsozialisten Frankreich überrannt hatten, meldete sich Marcel Callo freiwillig zum Dienst in der Bahnhofsmission, wo er und seine Freunde viele bei der Flucht in die nicht besetzten Gebiete Frankreichs unterstützen konnten.

Im März 1943 wurde er wie hunderttausende andere junge Franzosen im Rahmen der Aktion Service du Travail Obligatoire zum Arbeitsdienst nach Deutschland beordert, wo er in Zella-Mehlis in der Gewehrfabrik der Firma Walther arbeiten musste. Weil er dort verbotenerweise eine christliche Jugendgruppe und Gottesdienste organisierte, kam Marcel Callo am 19. April 1944 in Gotha in Gestapo-Haft und im Oktober 1944 über das KZ Flossenbürg in den Komplex Mauthausen/Gusen. Nach einem kurzen Aufenthalt im Lager Mauthausen wurde Marcel Callo zunächst am 26. Oktober 1944 in das Konzentrationslager Gusen I eingewiesen, wo er vorerst in der Messerschmitt-Flugzeugfertigung nur Nieten sortieren musste. Doch schon am 7. November 1944 wurde er in das gefürchtete Konzentrationslager Gusen II überstellt, wo er unter unmenschlichsten Bedingungen im Stollen 4 des Messerschmitt-Flugzeugwerkes „Bergkristall“ in St. Georgen/Gusen mit einem schweren pneumatischen Hammer Bauteile für Flugzeuge zusammennieten musste.

Marcel Callo verlor durch die äußerst schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen im Konzentrationslager Gusen II rasch an Kraft und kam so am 5. Jänner 1945 in das schon heillos überfüllte Häftlingsrevier von Gusen II und schließlich, wie circa 3.000 andere Häftlinge des Konzentrationslagers Gusen II, noch weiter geschwächt Anfang März 1945 zum Sterben in das „Sanitätslager“ Mauthausen, wo schließlich am 19. März 1945 sein Lebenslicht erlosch. Marcel Callo wurde am 4. Oktober 1987 durch Papst Johannes Paul II. in Rom selig gesprochen, und sein Martyrium erinnert vor allem an jene tausende andere Häftlinge des Konzentrationslagers Gusen II, die zum Sterben in das „Sanitätslager“ Mauthausen gebracht wurden. Viele christliche Einrichtungen sind heute vor allem in Deutschland und Österreich nach Marcel Callo benannt, so auch eine römisch-katholische Pfarre in Auwiesen bei Linz. Auch die Marktgemeinde St. Georgen/Gusen benannte einen Weg über dem Stollen 4 von „Bergkristall“ nach Marcel Callo. Sein Gedenktag ist der 19. April.

Rudolf A. Haunschmied

Gedenkdienstkomitee Gusen (www.gusen.org)

Rudolf A. Haunschmied, geboren und aufgewachsen in St. Georgen/Gusen, widmete sich schon seit frühester Jugend neben Ausbildung und Brotberuf der Erforschung der Geschichte des KZ-Komplexes Gusen I, II & III. Er ist Mitbegründer des Gedenkdienstkomitees Gusen (www.gusen.org) und setzt sich seit Jahren auch für die Erhaltung, den Denkmalschutz und die Einbeziehung einzelner noch verbliebener baulicher Reste der Lager von Gusen in eine Erinnerungslandschaft „St. Georgen-Gusen-Mauthausen“ ein. 

 

Literatur:

Bernhard Gerardi: Marcel Callo. Ein Leben für die Brüder (Augsburg 1956).

Rosemarie Pabel (Hg.): Marcel Callo. Zeuge des Glaubens und der Versöhnung (Eichstätt 1991).

Position im Raum