Konrad Glamann 1889 - 1945

Geboren 12.6.1889 in Federow bei Waren
Gestorben 11.4.1945 in Wien

Biografie

Konrad Glamann wurde 1889 in Federow bei Waren in Mecklenburg geboren und wohnte später in Fürth bei Nürnberg. Er war von Beruf Kaufmann und verheiratet mit Barbara Glamann. Bereits 1920 reiste er als Prediger (ab 1929 als Bezirksvorsteher) für die Internationale Bibelforscher-Vereinigung (später Zeugen Jehovas) in Nord- und Süddeutschland. Nach dem Verbot der Glaubensgemeinschaft durch die Nationalsozialisten arbeitete Konrad Glamann auch im Untergrund weiter in leitender Funktion.

1935 wurde er verhaftet und vom Sondergericht Halle/Saale in einem Musterprozess mit anderen führenden Zeugen Jehovas angeklagt, den „Zusammenhalt unter den Gläubigen in Deutschland“ entgegen dem Verbot aufrechterhalten zu haben. Die Hauptverhandlung fand am 17. Dezember 1935 in einem öffentlichen Schauprozess in Halle/Saale statt. Glamann wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Am 28. November 1936 ließ ihn die Gestapo in das Konzentrationslager Dachau einliefern. Er erhielt dort die Häftlings-Nr. 11097. Bei der Räumung des Lagers am 27. September 1939 überstellte man ihn mit 144 anderen Zeugen Jehovas in das KL Mauthausen. Die katastrophalen Zustände in Mauthausen, besonders die brutale Behandlung der ankommenden Häftlinge und die schlechte medizinische Versorgung führten zu Krankheiten wie Ruhr und Typhus. Auch Unterernährung schwächte zusätzlich viele Häftlinge. Im Winter 1939/40 starben deshalb in Mauthausen tausende Gefangene, darunter rund 60 Glaubensbrüder von Konrad Glamann. Er überstand diese Zeit, wie auch die folgenden Jahre der Drangsalierung und Entbehrungen.

Am 4. Juni 1943 überstellte man ihn mit sechs anderen Zeugen Jehovas von Mauthausen in das Nebenlager Bretstein. Aus der Haftkartei geht hervor, dass er am 26. März 1944 als Facharbeiter im Nebenlager „Schwechat“, später umbenannt in „Lager Wien-Floridsdorf (Lager Julius)“, eingesetzt wurde. Das Lager befand sich am Gelände des heutigen Flughafen „Wien-Schwechat“. Dort leisteten zahlreiche Häftlinge Zwangsarbeit für die Heinkel-Flugzeugwerke. Nach heftigen Bombardierungen durch die Alliierten im Juli 1944 löste man das Lager auf und verlegte die Häftlinge nach Floridsdorf.

Am 11. April 1945 ist der Name von Konrad Glamann auf einer Liste mit 43 verstorbenen Häftlingen des „KLM Arbeitslager Wien-Floridsdorf-Julius“ zu finden. Mitgefangene sagten später aus, Glamann sei mit einer Spritze getötet worden, da er nicht mehr arbeitsfähig gewesen sei. Wolfgang Benz und Barbara Distel schreiben in ihrem Werk über die „Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager“ mit Bezug auf das Lager Wien-Floridsdorf, dass dort verschiedene Häftlinge gegen Kriegsende ermordet worden seien, insbesondere solche, die krank waren und nicht mehr evakuiert werden konnten. Insofern ist es denkbar, dass Konrad Glamann dort einen gewaltsamen Tod gestorben ist.

Marcus Herrberger

 

Quellen:

1) Hans-Hermann Dirksen: Friedrich Adler – Vom „religiösen Geschäftemacher“ zum „imperialistischen Kriegsbrandstifter“. In: Gerhard Besier/Clemens Vollnhals: Repression und Selbstbehauptung. Die Zeugen Jehovas unter der NS- und der SED-Diktatur (Berlin 2003), S. 290.

2) Gedenkstätte Dachau.

3) Liste „Verstorbene KLM Arbeitslager Wien-Floridsdorf-Julius, Steyr, den 11.4.1945“, Arolsen Archives, Bestand Konzentrationslager Mauthausen 1.1.26, Digitalisat 1299790.

4) Häftlings-Personal-Karte, Arolsen Archives, Bestand Konzentrationslager Mauthausen 1.1.26, Digitalisat 1459811.

5) Geldverwertungskarte, Arolsen Archives, Bestand Konzentrationslager Dachau 1.1.6, Digitalisat 10067571.

6) Wolfgang Benz/ Barbara Distel (Hg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 4 (München 2006), S. 451.

7) Jehovas Zeugen in Deutschland, Selters/Taunus, Archiv.

Position im Raum