Henri Lods 1920 - 1945

Geboren 3.8.1920 in Belfort
Gestorben 29.3.1945 in Gusen

Biografie

Am 28. Dezember 1940 heiratete der zwanzigjährige Henri Lods Christiane Pallu de la Rarrière in Cannes; die Tochter des Ehepaares, Anne-Marie, wurde am 14. Juli 1941 geboren. Da Henri sein Studium noch nicht abgeschlossen hatte, wohnte er bei seiner Familie in der Avenue du Ray Nr. 59 in Nizza (Departement Alpes-Maritimes).

Henri Lods hielt sich 1943 aus nicht nachvollziehbaren Gründen in der Nordzone auf; bei einem Versuch, die Demarkationslinie zu überqueren, um sich laut Angaben seiner Familie nach Spanien und in weiterer Folge nach Nordafrika zu begeben, wurde er am 25. Februar in der Nähe von Taponnat (Departement Charente) verhaftet. Anschließend wurde Henri Lods im Frontstammlager 122 von Compiègne Royallieu unter der Nummer 11781 interniert. Er wurde im Gebäude A8 gefangen gehalten und erhielt erstmals die Genehmigung, seiner Familie zu schreiben:

„Ich bin in Compiègne interniert. Bitte schickt so schnell wie möglich ein Paar Socken, einen Pullover und ein Hemd. Ihr könnt die Sachen per Post schicken oder bei Toubon in der Rue de Beauvais Nr. 3 in Compiègne abgeben. Ich werde Euch bald wieder schreiben. Vorläufig dürfen wir weder Briefe noch Pakete erhalten und keine Besucher empfangen.

Henri.“

Über die Vermittlung von Herrn Toubon traf am 23. März 1943 mit der Abendpost ein Paket ein, das ein Hemd, ein Paar Socken und einen Pullover enthielt, alles war doppelt verpackt. Am 16. April 1943 wurde Henri Lods zusammen mit mehr als 1.000 Männern mit dem ersten der beiden „Meerschaum“-Konvois nach Mauthausen deportiert. Am 14. Dezember des Vorjahres hatte Himmler ein Dekret veröffentlicht, um die an die Front eingerückten Deutschen zu ersetzen und die Kriegsleistungen des Reiches durch eine Steigerung der Waffenproduktion zu unterstützen. Dieser Beschluss wurde am 17. Dezember 1942 vom Gestapo-Chef Müller an die regionalen Dienststellen der Gestapo weitergeleitet. Aufgrund dieses Erlasses wurde die Operation „Meerschaum“ eingeleitet, die zunächst für den 30. Jänner 1943 geplant war, schließlich aber auf Juni 1943 verschoben wurde. Henri Lods wurde am 18. April 1943 unter der Häftlingsnummer 26863 in Österreich registriert. Er verbrachte die ersten Wochen seiner Deportation im Zentrallager und wurde erst am 15. Juli ins Außenlager am Loiblpass gebracht. Elf Monate später, am 13. Juni 1944, wurde im Büro von Mauthausen eine von Henri Lods im Außenlager Loiblpass geschriebene Postkarte abgestempelt. Der Inhalt beschränkte sich auf wenige Sätze, die von der Zensur der Poststelle genehmigt worden waren:

„Meine Lieben,

erfreue mich guter Gesundheit. Habe Eure Briefe und Pakete erhalten. Bitte sorgt dafür, dass die Pakete gut verpackt sind. Legt einen Coupon-Reponse International (Internationalen Antwortschein) bei. Ich hoffe, Euch bald wiederzusehen. Ich umarme Euch.

Euer Henri“

Seine Familie erhielt diesen Brief am 3. Juli und antwortete ihm vier Tage später. In den Karawanken war Henri Lods im selben Block wie Gaston Charlet untergebracht. Beide arbeiteten am Bau eines Tunnels durch das Bergmassiv für die Firma Universale Hoch- und Tiefbau AG. Am 17. November 1944 wurde er mit weiteren 279 Männern (hauptsächlich Franzosen und Polen) ins Zentrallager zurückgebracht; die meisten waren krank und für die Arbeit am Loiblpass nicht mehr geeignet. Viele von ihnen wurden am 2. Dezember von Österreich nach Auschwitz geschickt. Am 29. Dezember wurde Henri nach Gusen überstellt, um im Rahmen des unter dem Tarncode „Bergkristall-Fertigung“ laufenden Projekts in der Flugzeug-Ersatz- und Großbauteilerzeugung zu arbeiten. Henri Lods starb am 29. März 1945 in Gusen II.

 

Am 8. Jänner 1963 erhielt Henri Lods den Titel Déporté politique (Politischer Deportierter) und die Auszeichnung Mort pour la France (Für Frankreich gestorben).

Adeline Lee

Quellen:

SHD (Service Historique de la Défense - Zentrales Archiv des französischen Verteidigungsministeriums und der französischen Armee), Akte MED 21 P 479429, MA 7/11, 16/4, 17/1, 26/14, 12/3, Häftling-Personal-Karte; Privatarchive Pierre Serge Choumoff, Kopie des Operationsbuches Gusen.

Literatur:

Baumgartner Andreas (dir.), Die Häftlinge des Loibl-KZ. Ein Gedenkbuch, Wien, edition Mauthausen, 2010, 662 Seiten.

Briquet Jean, Clavilier Maurice, Dufaut Robert, Messer Jean, Rioux Maurice, Mauthausen, Kommando du Loibl Pass (Mauthausen, Loiblpass-Kommando), Paris, Amicale de Mauthausen, 1982, 16 Seiten.

Tišler Janko, Tessier Christian, De Mauthausen au Ljubelj (Loibl-Pass) (Von Mauthausen bis Ljubelj (Loiblpass), Vorwort von Pierre Saint Macary, Paris, L’Harmattan, 2005, 438 Seiten.

Clogenson Henry, Le Goupil Paul, Mémorial des Français non-juifs déportés à Auschwitz, Birkenau et Monowitz. Ces 45000 tatoués oubliés de l’Histoire (Denkmal für die nach Auschwitz, Birkenau und Monowitz deportierten nichtjüdischen Franzosen. 45.000 Tätowierte, die von der Geschichte vergessen wurden), Luneray, Druckerei Bertout, 2000, 172 Seiten.

Vitry Stéphanie, Les morts de Gusen, camp de concentration autrichien (Die Toten des österreichischen Konzentrationslagers Gusen (auf Grundlage des Sterberegisters von April 1943 – Mai 1945), Magisterarbeit unter der Leitung von Antoine Prost und Claire Andrieu, Universität Paris I Panthéon-Sorbonne, CRHMSS, 1995, 148 Seiten.

Position im Raum